Deutfcbe tn Amerika.
Die Dresdner Galerie Arnold (Ink L. W. Gutbier) hat eine
Ausstellung von 400 Blatt deutscher Graphik von 85 Künstlern im
Museum von Detroit (U. S. A.) zur Ausstellung gebracht. Die
dortige Museumsleitung berichtet über einen großen Erfolg dieser
Ausstellung und hebt die warme Aufnahme hervor, die ihr die dor-
tige Oeffentlichkeit entgegengebracht hat. Sogar die Verkäufe
haben die Erwartungen weit übertroffen und gezeigt, daß im inter-
nationalen Wettbewerb die deusche Graphik glänzend bestehen
kann. Allein das Museum Detroit hat ca. 40 Blätter erworben und
damit der modernen deutschen Graphik Eingang in dasselbe
ermöglicht.
*
Im Zusammenhang mit der umfassenden Buchausstellung, die
der Buchhändlerbörsenverein in der Zeit von Mai bis Oktober in
Rio de Janeiro, St Paolo und Buenos Aires zeigen wird, findet auch
eine Graphikschau statt, die ein Bild des deutschen Schaffens
von Liebermann bis zu den Jüngsten bieten soll. Mit der Zusammen-
stellung ist der Berliner Kunsthistoriker Dr. Alfred Kuhn betraut
worden, der im den letzten Jahren die deutschen Graphikausstellun-
gen in Spanien, der Schweiz und Polen geleitet hat. Aus der Künst-
lerschaft stehen ihm Professor Karl Hofer und Georges Grosz
zur Seite.
Der bekannte Berliner Industrielle Eugen L. Garbäty be-
ging am 10. März in aller Heimlichkeit seinen fünfzigsten Geburts-
tag. Wenn er auch ein Gegner jeder Feier ist, möchten wir doch
kurz erwähnen, daß er seit mehr als zwei Jahrzehnten unter den
passioniertesten Kunstfreunden und Kunstsammlern Berlins steht,
daß er ein tiefes Verständnis für die Kunst der italienischen
Renaissance und für die vlämischen Qualitäten hat, die sich in sei-
ner reichen Sammlung vereinigen, und daß er auch ein Bibliophile
von Ernst und Wissen ist. Manches wissenschaftlich bedeutende
Stück der Sammlung Garbäty äst von Bode, Schottmüller
und V o 1 b a c h gewürdigt worden,
*
In München ist der Maler Professor Josef Futterer im
Alter von 59 Jahren gestorben. Ein Techniker von Rang und ein
scharfer Beobachter der Natur, die er in ihren koloristischen Stim-
mungen meisterlich zu fassen verstand, schloß sich der Künstler
keiner „Richtung“ an. Und das war mit einer seiner Vorzüge. Eine
Ausstellung, die er vor Jahr und Tag in Berlin veranstaltet hatte,
brachte ihm viele Erfolge. In dieser Schau sah man auch seine
überaus humorvollen Zeichnungen aus dem Münchner Volksleben.
*
Der Chef des international berühmten Graphik-Hauses C. G.
B o e r n e r in Leipzig, H. Boerner ist von der philosophischen
Rembrandt, Landschaft mit dem Turm
Auktion bei Hollstein & Puppel, Berlin
Aus dev Kunfftüelt.
Professor Dr. Hans Tietze in Wien, der hervorragende
Kunsthistoriker, wurde am 1. März fünfzig Jahre alt. Er ist gebo-
rener Prager, kam aber schon frühzeitig nach- Wien und erwarb
sich schon kurz nach Absolvierung seiner Studien an der Univer-
sität Wien, der er heute als außerordentlicher Professor für Kunst-
geschichte angehört, große Verdienste um die „Oesterreichische
Kunsttopograhie“. Tietze, der nach der Umwälzung eine Zeit lang
Ministerialrat im österreichischen Unterrichtsministerium war, ist
ein ausgezeichneter Kenner der Wiener Stadt, ihrer Kunst und
Kultur und hat Bücher über Wien geschrieben, die bleiben werden.
Unter den alten Meistern steht ihm Dürer am nächsten. Sein
Dürer-Werk, das er gemeinsam mit seiner Frau, der feinsinnigen
Kunsthistorikerin Dr. Erika Tietze-Conrat, veröffentlichte,
hat viel Staub aufgewirbelt. Aber auch die junge Kunst von heute
verdankt Professor Tietze vielseitige Förderung. Der „Kunst-
wanderer“, zu dessen ständigen Mitarbeitern der gefeierte Wiener
Kunsthistoriker zählt, wünscht ihm noch viele Jahrzehnte reicher
Erfolge.
Fakultät der Universität Leipzig zum Ehrendoktor ernannt
worden. Dr. H. Boerner hat während seiner jahrzehntelangen Tätig-
keit auf dem Gebiet der alten Meistergraphik und -Handzeichnung
viel Wissenswertes für die Forschung geleistet und selbst wissen-
schaftlich wertvolle Funde gemacht.
Mit Anton Faistauer, der am 13. Februar d. J. in einem
Wiener Sanatorium verschied, verliert die österreichische Kunst
einen der begabtesten Maler der jüngeren Generation. In St. Martin
bei Lofer im Salzburgiischen geboren, vermochte der kaum 43 Jahre
alt Gewordene ein reiches Werk zu hinterlassen, das in zahlreichen
Ausstellungen des In- und Auslandes längst seine Lebendigkeit und
Eigenart erwiesen hattet Die Anfänge Faistauers wurden durch den
französischen Expressionismus, einen Van Gogh und Cezanne be-
stimmt, seinem künstlerischen Aufstieg hat das Studium der großen
religiösen Freskenmalerei des heimatlichen Barocks Ziel und Rich-
tung verliehen. Seine religiösen Gemälde, insbesondere die Aus-
schmückung der Kirche iin Morzg bei Hellbrunn und die figurale
Ausgestaltung des neuen Schauspielhauses in Salzburg haben viel-
fach zur Verbreitung seines Namens beigetragen. Unter seinen
Bildnissen, die sicheres Formgefühl und sprühende Farbigkeit auf-
271
Die Dresdner Galerie Arnold (Ink L. W. Gutbier) hat eine
Ausstellung von 400 Blatt deutscher Graphik von 85 Künstlern im
Museum von Detroit (U. S. A.) zur Ausstellung gebracht. Die
dortige Museumsleitung berichtet über einen großen Erfolg dieser
Ausstellung und hebt die warme Aufnahme hervor, die ihr die dor-
tige Oeffentlichkeit entgegengebracht hat. Sogar die Verkäufe
haben die Erwartungen weit übertroffen und gezeigt, daß im inter-
nationalen Wettbewerb die deusche Graphik glänzend bestehen
kann. Allein das Museum Detroit hat ca. 40 Blätter erworben und
damit der modernen deutschen Graphik Eingang in dasselbe
ermöglicht.
*
Im Zusammenhang mit der umfassenden Buchausstellung, die
der Buchhändlerbörsenverein in der Zeit von Mai bis Oktober in
Rio de Janeiro, St Paolo und Buenos Aires zeigen wird, findet auch
eine Graphikschau statt, die ein Bild des deutschen Schaffens
von Liebermann bis zu den Jüngsten bieten soll. Mit der Zusammen-
stellung ist der Berliner Kunsthistoriker Dr. Alfred Kuhn betraut
worden, der im den letzten Jahren die deutschen Graphikausstellun-
gen in Spanien, der Schweiz und Polen geleitet hat. Aus der Künst-
lerschaft stehen ihm Professor Karl Hofer und Georges Grosz
zur Seite.
Der bekannte Berliner Industrielle Eugen L. Garbäty be-
ging am 10. März in aller Heimlichkeit seinen fünfzigsten Geburts-
tag. Wenn er auch ein Gegner jeder Feier ist, möchten wir doch
kurz erwähnen, daß er seit mehr als zwei Jahrzehnten unter den
passioniertesten Kunstfreunden und Kunstsammlern Berlins steht,
daß er ein tiefes Verständnis für die Kunst der italienischen
Renaissance und für die vlämischen Qualitäten hat, die sich in sei-
ner reichen Sammlung vereinigen, und daß er auch ein Bibliophile
von Ernst und Wissen ist. Manches wissenschaftlich bedeutende
Stück der Sammlung Garbäty äst von Bode, Schottmüller
und V o 1 b a c h gewürdigt worden,
*
In München ist der Maler Professor Josef Futterer im
Alter von 59 Jahren gestorben. Ein Techniker von Rang und ein
scharfer Beobachter der Natur, die er in ihren koloristischen Stim-
mungen meisterlich zu fassen verstand, schloß sich der Künstler
keiner „Richtung“ an. Und das war mit einer seiner Vorzüge. Eine
Ausstellung, die er vor Jahr und Tag in Berlin veranstaltet hatte,
brachte ihm viele Erfolge. In dieser Schau sah man auch seine
überaus humorvollen Zeichnungen aus dem Münchner Volksleben.
*
Der Chef des international berühmten Graphik-Hauses C. G.
B o e r n e r in Leipzig, H. Boerner ist von der philosophischen
Rembrandt, Landschaft mit dem Turm
Auktion bei Hollstein & Puppel, Berlin
Aus dev Kunfftüelt.
Professor Dr. Hans Tietze in Wien, der hervorragende
Kunsthistoriker, wurde am 1. März fünfzig Jahre alt. Er ist gebo-
rener Prager, kam aber schon frühzeitig nach- Wien und erwarb
sich schon kurz nach Absolvierung seiner Studien an der Univer-
sität Wien, der er heute als außerordentlicher Professor für Kunst-
geschichte angehört, große Verdienste um die „Oesterreichische
Kunsttopograhie“. Tietze, der nach der Umwälzung eine Zeit lang
Ministerialrat im österreichischen Unterrichtsministerium war, ist
ein ausgezeichneter Kenner der Wiener Stadt, ihrer Kunst und
Kultur und hat Bücher über Wien geschrieben, die bleiben werden.
Unter den alten Meistern steht ihm Dürer am nächsten. Sein
Dürer-Werk, das er gemeinsam mit seiner Frau, der feinsinnigen
Kunsthistorikerin Dr. Erika Tietze-Conrat, veröffentlichte,
hat viel Staub aufgewirbelt. Aber auch die junge Kunst von heute
verdankt Professor Tietze vielseitige Förderung. Der „Kunst-
wanderer“, zu dessen ständigen Mitarbeitern der gefeierte Wiener
Kunsthistoriker zählt, wünscht ihm noch viele Jahrzehnte reicher
Erfolge.
Fakultät der Universität Leipzig zum Ehrendoktor ernannt
worden. Dr. H. Boerner hat während seiner jahrzehntelangen Tätig-
keit auf dem Gebiet der alten Meistergraphik und -Handzeichnung
viel Wissenswertes für die Forschung geleistet und selbst wissen-
schaftlich wertvolle Funde gemacht.
Mit Anton Faistauer, der am 13. Februar d. J. in einem
Wiener Sanatorium verschied, verliert die österreichische Kunst
einen der begabtesten Maler der jüngeren Generation. In St. Martin
bei Lofer im Salzburgiischen geboren, vermochte der kaum 43 Jahre
alt Gewordene ein reiches Werk zu hinterlassen, das in zahlreichen
Ausstellungen des In- und Auslandes längst seine Lebendigkeit und
Eigenart erwiesen hattet Die Anfänge Faistauers wurden durch den
französischen Expressionismus, einen Van Gogh und Cezanne be-
stimmt, seinem künstlerischen Aufstieg hat das Studium der großen
religiösen Freskenmalerei des heimatlichen Barocks Ziel und Rich-
tung verliehen. Seine religiösen Gemälde, insbesondere die Aus-
schmückung der Kirche iin Morzg bei Hellbrunn und die figurale
Ausgestaltung des neuen Schauspielhauses in Salzburg haben viel-
fach zur Verbreitung seines Namens beigetragen. Unter seinen
Bildnissen, die sicheres Formgefühl und sprühende Farbigkeit auf-
271