Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 11./12.1929/30
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1./2. Aprilheft
DOI Artikel:Donath, Adolph: Die Aussichten des deutschen Kunsthandels
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sam mit Graupe und Ball gegen Mitte Mai in Berlin zum
Ausgebot bringt, ist „Ware“ vorhanden, die nach
Amerika „schreit“. Aber durch diesen zu erwarten-
den ausländischen Besuch der deutschen Auktionen
kommt naturgemäß neues Leben in den deutschen
Kunsthandel und dabei wird sicher auch manches für
die moderne Kunst abfallen, aus dem einfachen
Grunde, weil die ausländischen, in erster Linie die
amerikanischen Museen sich heute auch für die Quali-
täten der neuen Kunst interessieren, die Berlin anbie-
tet. Und durch die erste Auktion F1 g d o r, die
C assirer mit A r t a r i a und Glückselig für
Anfang Juni in Wien vorbereitet — es wird unstreitig
die größte internationale Auktion seit der Pariser vente
Spitzer sein — und dank der zweiten Auktion der welt-
berühmten Wiener Sammlung, die bei Cassirer in B e r -
1 i n selbst (im September) veranstaltet wird, werden
die deutschen Kunstzentren gleichsam das Durchgangs-
land für die ausländischen Kunstfreunde darstellen. Die
Amerikaner werden im Juni auf der Reise nach Wien
genau so Berlin passieren, wie die Engländer, Franzo-
sen, Holländer, Spanier, Schweizer und Skandinavier.
Die Kunstwanderungen des Auslandes nach und
durch Deutschland beginnen also schon in nächster Zeit.
Und wir erhoffen, wie erwähnt, das gleiche für den
Herbst. Am 1. Oktober beginnen die Feierlichkeiten zu
Ehren des hundertjährigen Bestehens der
Staatlichen Museen in Berlin. Für dieses große
Fest der Kunst wird in Berlin die gesamte ausländische
Kunstwelt Zusammentreffen. Darum scheint es uns ein
vortrefflicher Gedanke, daß ein ernsthafter Vertreter
des Berliner Kunsthandels kürzlich in der Rubrik „Vom
Kunstmarkt“ im „Berliner Tageblatt“ den Vorschlag
machte, daß gerade zur Hundertjahrfeier der Berliner
Museen jede Berliner Kunsthandlung eine
möglichst abgeschlossene Ausstellung
ihrer Qualitäten inszenieren sollte, um das Kunst-
publikum zu orientieren, über welche Mittel der Berliner
Kunsthandel verfügt. Der „Kunstwanderer“ hält es für
unbedingt wertvoll, daß sich der Kunsthandel diese Ge-
legenheit nicht nehmen lasse. Eine gemeinsame Aus-
stellung des Kunsthandels, wie sie in London oder
Amsterdam gewesen ist, würde vielleicht auf Schwie-
rigkeiten stoßen. Immerhin aber würde die Gesamt-
heit der in sich abgeschlossenen Einzelausstellungen,
für deren Organisierung der Verband des Deutschen
Kunst- und Antiquitätenhandels das Notwendige tun
müßte, ein Gesamtbild von imponierendem Rang bieten
und die Aussichten des deutschen Kunstmarktes nur
günstig beeinflussen.
Jan van Eyck
Zeichnung auf Pergament
um 1430
Aus der Versteigerung einer Wiener
Sammlung am 12. Mai durch
C. G. Boerner und Paul Graupe
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Ausgebot bringt, ist „Ware“ vorhanden, die nach
Amerika „schreit“. Aber durch diesen zu erwarten-
den ausländischen Besuch der deutschen Auktionen
kommt naturgemäß neues Leben in den deutschen
Kunsthandel und dabei wird sicher auch manches für
die moderne Kunst abfallen, aus dem einfachen
Grunde, weil die ausländischen, in erster Linie die
amerikanischen Museen sich heute auch für die Quali-
täten der neuen Kunst interessieren, die Berlin anbie-
tet. Und durch die erste Auktion F1 g d o r, die
C assirer mit A r t a r i a und Glückselig für
Anfang Juni in Wien vorbereitet — es wird unstreitig
die größte internationale Auktion seit der Pariser vente
Spitzer sein — und dank der zweiten Auktion der welt-
berühmten Wiener Sammlung, die bei Cassirer in B e r -
1 i n selbst (im September) veranstaltet wird, werden
die deutschen Kunstzentren gleichsam das Durchgangs-
land für die ausländischen Kunstfreunde darstellen. Die
Amerikaner werden im Juni auf der Reise nach Wien
genau so Berlin passieren, wie die Engländer, Franzo-
sen, Holländer, Spanier, Schweizer und Skandinavier.
Die Kunstwanderungen des Auslandes nach und
durch Deutschland beginnen also schon in nächster Zeit.
Und wir erhoffen, wie erwähnt, das gleiche für den
Herbst. Am 1. Oktober beginnen die Feierlichkeiten zu
Ehren des hundertjährigen Bestehens der
Staatlichen Museen in Berlin. Für dieses große
Fest der Kunst wird in Berlin die gesamte ausländische
Kunstwelt Zusammentreffen. Darum scheint es uns ein
vortrefflicher Gedanke, daß ein ernsthafter Vertreter
des Berliner Kunsthandels kürzlich in der Rubrik „Vom
Kunstmarkt“ im „Berliner Tageblatt“ den Vorschlag
machte, daß gerade zur Hundertjahrfeier der Berliner
Museen jede Berliner Kunsthandlung eine
möglichst abgeschlossene Ausstellung
ihrer Qualitäten inszenieren sollte, um das Kunst-
publikum zu orientieren, über welche Mittel der Berliner
Kunsthandel verfügt. Der „Kunstwanderer“ hält es für
unbedingt wertvoll, daß sich der Kunsthandel diese Ge-
legenheit nicht nehmen lasse. Eine gemeinsame Aus-
stellung des Kunsthandels, wie sie in London oder
Amsterdam gewesen ist, würde vielleicht auf Schwie-
rigkeiten stoßen. Immerhin aber würde die Gesamt-
heit der in sich abgeschlossenen Einzelausstellungen,
für deren Organisierung der Verband des Deutschen
Kunst- und Antiquitätenhandels das Notwendige tun
müßte, ein Gesamtbild von imponierendem Rang bieten
und die Aussichten des deutschen Kunstmarktes nur
günstig beeinflussen.
Jan van Eyck
Zeichnung auf Pergament
um 1430
Aus der Versteigerung einer Wiener
Sammlung am 12. Mai durch
C. G. Boerner und Paul Graupe
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