Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 11./​12.1929/​30

DOI Heft:
1./2. Maiheft
DOI Artikel:
Schmidt, Paul Ferdinand: Hundert Jahre deutscher Zeichenkunst: die Sammlung Heumann in der Kunsthütte zu Chemnitz
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26238#0334

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Jitmdet?t Jahve deutßbet? Helcbenkunff

Die Sammlung jieumann in det? Kunfffrütte zu Cfremnifc}

oon

Paul f.

| n einer Zeit der Wirtschafts- und Kunstflaute und der
Auflösung alter wohlfundierter Privatsammlungen,
da sich kaum noch ein Liebhaber getraut, eine kleine
Sammlung anzufangen, wirkt es doppelt wohltuend, in
einer mittleren Großstadt einen Sammler ernsthaften
Stils an der Arbeit zu wissen. Es ist der Konsul
Heumann in Chemnitz, der seit knapp zehn Jahren
mit steigendem Erfolg und Kennerschaft sich um die
Zeichnung der deutschen Romantikerzeit bemüht, rich-
tiger gesagt, des Jahrhunderts zwischen 1750 und 1850,
um die Deutschrömer auf der einen und die Dresdner
Künstler auf der anderen Seite kristallisiert. Die Kun’st-

Scbmtdt

ist fortgesetzt bemüht, die Qualität seiner Sammlung zu
erhöhen, immer mit Ausscheidung des Unwichtig-
werdenden, womöglich auch unter Herabdrückung der
Stückzahl, so daß er tatsächlich wie ein legitimer Erbe
von Cichorius erscheint und neben Herrmann Müller in
Dresden als der zukunftsvollste Liebhaber der deut-
schen Zeichnung um 1800 auftritt. Diesen auf höchste
Werte ausgehenden Typus des Sammlers brauchen wir
heute fast notwendiger als kluge Museumsdirektoren.

Das Resultat seiner Bemühungen steht auf einer er-
staunlichen Höhe. Es gibt unter den 300 Blatt fast kein
gleichgiltiges, keines, das nicht den Kenner in irgend

Heinrich Reimhold, Kastell und Brücke in Pisa

hütte in Chemnitz, deren höchst tätiger und erfolg-
reicher Direktor Schreiber-Weigand Heumanns bester
Berater ist, hat seit dem 11. April den wesentlichsten
Teil der Sammlung, 300 Blatt, in ihrem Hauptgeschoß
ausgestellt und einen schönen illustrierten Katalog dazu
herausgegeben, dessen sorgfältige und zuverlässige Be-
arbeitung von Dr. Josef Müller, dem Direktor vom
Museum für Stadtgeschichte in Chemnitz, besorgt
wurde.

Heumann hat seine Sammlung noch in der Infla-
tionszeit begonnen, als viel gutes Material von deutscher
Zeichnung ans Tageslicht kam; als echter und zäher
Sammler hat er aber den Markt ununterbrochen verfolgt
und ist heute mit derselben aktiven Leidenschaft hinter
jeder Gelegenheit her. So hat er sich zum schärfsten
Konkurrenten der deutschen Museen herangebildet und

einer Hinsicht fesselte. Es fehlen nicht unbekannte und
fast verschollene Künstler mit ihren reizvollsten Wer-
ken, vor allem aus dem überraschend weit gespannten
Dresdner Kreis, wie etwa Gareis, Sehen au,
Gille, Peschei, Öer, Karl Wagner,
H. Licht enberger, die man alle in auserlesenen
Stück neu schätzen oder kennen lernt. Es fehlen nicht
die bescheideneren Talente aus anderen deutschen
Gauen, wie Chr. Suhr aus Hamburg, der Berliner
,,J a g d - S c h u 1 z“ (Karl Friedrich Schulz aus
Selchow), der Hallenser C. A. Senff mit reizenden
Biedermeierporträts, der seltene Nazarener Sette-
gast, der Schwabe Gangloff, Schüler Danneckers,
der junggestorbene Corneliusschüler A. E b e r 1 e aus
Aachen, L. Buchhorn aus Berlin, der humoristische
Prager G. E. Opitz, der schließlich auch zum

324
 
Annotationen