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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 11./​12.1929/​30

DOI Heft:
1./2. Maiheft
DOI Artikel:
Tiander, Karl Friedrichovič: Schwedische Webereien
DOI Artikel:
Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Der Figdor-Verkauf / Hofstede de Groot / Londoner Kunstschau / Aus dem nordischen Kunstleben / Minnekästen im Mittelalter
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https://doi.org/10.11588/diglit.26238#0352

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Meßgewänder, Chorröcke und andere Teile des
Priesterornats sind über allen Kirchen Schwedens ver-
streut. Zu Beginn des vorigen Jahres wurden sie zu
einer Ausstellung in Stockholm zusammengestellt, und
der Reichtum und die Mannigfaltigkeit dieser Sammlung
erweckte das lebhafteste Interesse bei den Kennern die-
ses Gebiets. Der Reichtum dieser Sammlung wird da-
durch erklärt, daß Schweden in Kriegszeiten niemals
ausgeraubt und ausgeplündert worden ist, so daß die
Kirchenschätze durch die Jahrhunderte unberührt blie-
ben. Eine zweite Ursache liegt darin, daß die schwedi-
schen Kirchen nach der Reformation zu arm waren,
um die alten Sachen zu ersetzen. Die alten Sachen wur-
den beibehalten und blieben im Gebrauch, obwohl sie
das Erbe einer anderen aufgegebenen Glaubensgemein-
schaft im Lande waren.

Auf diesem Hintergründe ist nun unser Interesse
für Kirchenwebereien erwacht. In' einigen neuen
Kirchen Schwedens schmücken ausgesucht schöne
handgewebte Teppiche —j die Arbeit moderner Hand-
werker — die Wände. Die reiche historische Samm-
lung wird durch prachtvolle Altarvorhänge neuester
Herkunft ergänzt.

Auf der Stockholmer Ausstellung 1930 werden die
modernen Kirchenwebereien zu einer besonderen
Gruppe zusammengefaßt und in einem Raum unter-
gebracht, der einer Kirche oder Kapelle ähnelt. Hier
wird täglich ein Orgelmusik ertönen, um die Andacht,
Schönheit und Nützlichkeit zusammenklingen zu lassen.
Denn auch auf dem Gebiet der kirchlichen Textilkunst
ist das moderne Ideal: Verbindung von Schönheit mit
Zweckmäßigkeit.

Versteigerung bei Hugo Helbing, Frankfurt a. M., am 27.128. Mai Fayencen aus der Sammlung San.-Rat Dr. O. Großmann

Kun(fausßßUungeru

Beeltn.

Die Nationalgalerie stellt im ehemaligen Kron-
prinzenpalais ihre Neuerwerbungen aus den Jahren 1928/29 aus.
Die Erwerbungen erfolgten teils durch den Verein der Freunde der
Nationalgalerie, teils aus Mitteln der Galerie, teils wurden sie ihr
aus Ankäufen des Ministeriums für Wissenschaft, Kunst und Volks-
bildung überwiesen. Von der älteren Generation ist Corinth mit
„Ecce homo“ und dem Porträt Georg Brandes’, Munch mit einem
Szenenbild zu Ibsens Gespenstern (1906), Van Gogh mit einer
Skizze zu einem nicht gemalten Bilde, Slcvogt mit einem frühen
Selbstporträt (1888) und Rohlfs vertreten. Dann folgt die größere
Zahl der Künstler der letzten 30 Jahre, besonders die heutigen,
die Geh. Justi immer zu fördern bemüht ist. Stilleben von Picasso
(1924) und seinem Schüler Juan Gris (1925), das erstere leider
sehr schwach; ein Hafenbild von Dufy (1908), Kandinsky („Zweier-
lei Rot“, 1916 und „Ruhe“, 1928). Das sind die Ausländer. Von
Nolde wurde „Christus und die Sünderin“ erworben, von Kokoschka
ein großes Stilleben, von Macke „Mädchen unter Bäumen“ (1914),
von Marc „Drei Rehe“ (1911) und von der Modersohn ein Mädchen-

kopf. Die übrigen Bilder sind zumeist von Ausstellungen der
beiden letzten Jahre bekannt und bereits an dieser Stelle besprochen
worden. Hofer, Xaver Fuhr, Pechstein, Kleinschmidt, Büttner,
Levy (ein gutes Stadtbild), Großmann, Charlotte Berend, Schrimpf,
Dix, Fritsch, Beckmann, Kirchner (Die Meister der Brücke).
Schlichter seien genannt; von den Abstrakten Schlemmer, Bau-
meister, Moholy-Nagy, Moll, Klee, Campendonk. Plastik ist ver-
hältnismäßig weniger gekauft worden: von Kolbe der Slevogtkopf,
ein Messingkopf von Beding, Wachsplastik von Thorak, drei Pla-
stiken von Scharff, eine Katze von Matare. Im Ganzen ist zu
diesen Neuerwerbungen zu sagen: wir wissen, daß wenig Geld da
ist; wir wissen auch, daß Geh. Justi eine Sammlung anstrebt, die
— wie jedes andere historische Museum auch — möglichst be-
zeichnende Werke aller Kunstrichtungen einer Zeit enthält. Dieses
Ziel ist aber nicht das einzige; soll doch auch von Künstlern, die
besonders geschätzt sind, möglichst Mehrcres als Wertobjekte er-
worben werden. Nur so erklärt sich wohl der Ankauf von 4 Bildern
Hofers, von 3 Plastiken Scharffs. Ist aber wirklich das Geld so

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