R. Israel, Berlin. In größerem Format wiederholte
Menzel den Kopf im folgenden Jahre in dem Bildnis der
Berliner Sammlung li. Maaß. Er malte ihn nochmals,
als Schlafenden, in dem kleinen Bilde (Abb. S. 355), das
sich heute in der Berliner Sammlung Julius Freund be-
findet.
Zu diesen fünf gemalten Darstellungen des alten
Juden tritt heute als sechste ein kleines aber kostbares
Gemälde, das der Verfasser vor wenigen Wochen im
Berliner Privatbesitz aufgefunden hat. Es stellt den
Kopf des Alten in Profil, nach links gewendet, vor
(Abb. S. 355). Das kleine Werk ist in der Komposition;
wie auch sonst, dem Freundschen Bilde verwandt;
schließt die Gruppe der bis heute bekannten, nach
dem gleichen Modell in Oel ausgeführten Bildnisse
des alttestamentarischen Charakterkopfes. — Die
übrigen Menzeischen Juden sind minder interessant.
In unserem Zusammenhänge haben jedenfalls Menzels
Judenköpfe aus den ehemaligen Sammlungen G. Caes-
lein, Geh. Rat Koppel und Prof. Krigar-Menzel nur die
Bedeutung von Statisten. —
Der Berliner Porträtkunst des 19. Jahrhunderts hat
sich durch die 100 Jahr-Ausstellung des Vereins Berliner
Künstler (1929) das Interesse wieder stark zugewandt.
Eine größere, durch sie angeregte und sich wesentlich
auf ihre Ergebnisse stützende Arbeit ist in Vorbereitung.
der malerischen Qualität nach steht es unter diesen
Köpfen einzig da. Die geistvolle Behandlung tritt be-
sonders in den Haarpartien zu Tage. Das Kopfhaar ist
von ungewöhnlicher stofflicher Wirkung und Leucht-
kraft, weich und durchsichtig; es glitzert dabei wie
weiße Seide. Dunkel scheint durch die lichten, wirren
Haarbüschel die Kopfhaut. Die Wirkung wird erzielt
durch virtuose Ausnutzung eines dunkel lasierten
Malgrundes, der allenthalben zwischen den Haar-
büscheln und -strähnen hervortritt. Ganz im Gegen-
satz dazu sind Gesicht und Rock des Alten, übrigens
prachtvoll tonig, pastös ausgeführt. So besteht das Bild
im Grunde aus zwei Teilen, die sich aber schon bei ge-
ringem Abstand des Auges vom Bilde fest zu einer
malerischen Einheit zusammenfügen. Mit diesem Bild
Das gesammelte Material erfährt eine Bereicherung durch
die Auffindung der auf S. 356 zum ersten Mal abgebil-
deten Zeichnung Steffecks nach Carl Blechen. Wie eine
Beschriftung von Steffecks Hand besagt, ist sie
„Abend’s beim Act-Zeichnen“ entstanden, und zwar
nach Mitteilungen eines älteren, noch lebenden Mitglie-
des der Familie Steffeck — übrigens auch nach einer
Jahreszahl, die auf der Rückseite des Blattes steht —
im Jahre 1839. Vermutlich im Atelier von Franz Krüger,
der damals häufig jüngere wie ältere Kollegen beim
Aktzeichnen um sich versammelte.
Als Steffeck das Porträt zeichnete, war er erst
19 Jahre alt. Es verrät sich in der Skizze des Anfän-
gers aber schon das Talent des Porträtisten, der uns
so köstliche Werke wie die Bildnisse der Johanna und
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Menzel den Kopf im folgenden Jahre in dem Bildnis der
Berliner Sammlung li. Maaß. Er malte ihn nochmals,
als Schlafenden, in dem kleinen Bilde (Abb. S. 355), das
sich heute in der Berliner Sammlung Julius Freund be-
findet.
Zu diesen fünf gemalten Darstellungen des alten
Juden tritt heute als sechste ein kleines aber kostbares
Gemälde, das der Verfasser vor wenigen Wochen im
Berliner Privatbesitz aufgefunden hat. Es stellt den
Kopf des Alten in Profil, nach links gewendet, vor
(Abb. S. 355). Das kleine Werk ist in der Komposition;
wie auch sonst, dem Freundschen Bilde verwandt;
schließt die Gruppe der bis heute bekannten, nach
dem gleichen Modell in Oel ausgeführten Bildnisse
des alttestamentarischen Charakterkopfes. — Die
übrigen Menzeischen Juden sind minder interessant.
In unserem Zusammenhänge haben jedenfalls Menzels
Judenköpfe aus den ehemaligen Sammlungen G. Caes-
lein, Geh. Rat Koppel und Prof. Krigar-Menzel nur die
Bedeutung von Statisten. —
Der Berliner Porträtkunst des 19. Jahrhunderts hat
sich durch die 100 Jahr-Ausstellung des Vereins Berliner
Künstler (1929) das Interesse wieder stark zugewandt.
Eine größere, durch sie angeregte und sich wesentlich
auf ihre Ergebnisse stützende Arbeit ist in Vorbereitung.
der malerischen Qualität nach steht es unter diesen
Köpfen einzig da. Die geistvolle Behandlung tritt be-
sonders in den Haarpartien zu Tage. Das Kopfhaar ist
von ungewöhnlicher stofflicher Wirkung und Leucht-
kraft, weich und durchsichtig; es glitzert dabei wie
weiße Seide. Dunkel scheint durch die lichten, wirren
Haarbüschel die Kopfhaut. Die Wirkung wird erzielt
durch virtuose Ausnutzung eines dunkel lasierten
Malgrundes, der allenthalben zwischen den Haar-
büscheln und -strähnen hervortritt. Ganz im Gegen-
satz dazu sind Gesicht und Rock des Alten, übrigens
prachtvoll tonig, pastös ausgeführt. So besteht das Bild
im Grunde aus zwei Teilen, die sich aber schon bei ge-
ringem Abstand des Auges vom Bilde fest zu einer
malerischen Einheit zusammenfügen. Mit diesem Bild
Das gesammelte Material erfährt eine Bereicherung durch
die Auffindung der auf S. 356 zum ersten Mal abgebil-
deten Zeichnung Steffecks nach Carl Blechen. Wie eine
Beschriftung von Steffecks Hand besagt, ist sie
„Abend’s beim Act-Zeichnen“ entstanden, und zwar
nach Mitteilungen eines älteren, noch lebenden Mitglie-
des der Familie Steffeck — übrigens auch nach einer
Jahreszahl, die auf der Rückseite des Blattes steht —
im Jahre 1839. Vermutlich im Atelier von Franz Krüger,
der damals häufig jüngere wie ältere Kollegen beim
Aktzeichnen um sich versammelte.
Als Steffeck das Porträt zeichnete, war er erst
19 Jahre alt. Es verrät sich in der Skizze des Anfän-
gers aber schon das Talent des Porträtisten, der uns
so köstliche Werke wie die Bildnisse der Johanna und
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