und bei seinem Tode ein Alter von 86—87 Jahren er-
reicht haben. Hierzu stimmt recht gut die Tatsache,
daß alle seine Arbeiten der Zeit vor 1517 angehören, wo
er also 62—63 Jahr alt gewesen wäre, und nun die Hand
hätte ruhen lassen. Die Gestalt des Peter Brauer wirft
ein Schlaglicht auf die Würzburger Kunst dieser Zeit und
zeigt deutlich die Schwierigkeiten, denen wir bei der
Aufgabe, ihre Eigenart zu erfassen, begegnen. Hier ist
ein in Mitteldeutschland geborener Künster, der in Nürn-
berg unter einer so ausgesprochenen Kunstübung wie
der Wohlgemuths lernt und doch seine eigene Begabung
durchzusetzen weiß, mit dieser und dem Nürnberger
Schulranzen (sic!) in Würzburg unter gänzlich andere
Einflüsse kommt und sich auch hier durchsetzt, ohne
doch der Umwelt seinen Tribut vorenthalten zu haben.
Als Bildschnitzer übertrifft Peter Brauer selbst den
ebenfalls ans dem Norden zugewanderten Riemen-
schneider, und als Maler bleibt er, der war.“ So weit
Rolfs. Seine Verdienste um die Mathias Grünewald-
Forschung in allen Ehren, aber was er hier über Peter
Breuer kombiniert, fordert in jedem Satz zum Wider-
spruch heraus. Was die Gemälde des Schweinsburger
Altars im Leipziger Kunstgewerbe-Museum anbelangt,
auf die sich Rolfs wohl bezieht, so hat Walter Hentschel
bezüglich der Signatur H. H. an den Flügeln einwand-
frei festgestellt, daß sie in Hans Hesse von Zwickau auf-
zulösen ist.15). Mit Jan Pollak von München oder
„Mathias Grünewald“ haben sie stilistisch nichts zu tun.
Das gleiche gilt vom Zwickauer Altar Wohlgemuts von
1479, an dem Peter Breuers Mitarbeit weder stilkritisch
15) „Hans Hesse, Maler. Geburtsdatum und -ort unbekannt,
gestorben nach 1520 wohl in Annaberg. Schüler Michael Wohl-
gemuts in Nürnberg, seit 1497 in. Zwickau tätig in häufigem Zu-
sammenarbeiten mit Peter Breuer.. Seit 1509 in Annaberg, dort
um 1520 an der Ausmalung der Kirche beteiligt. Bezeichnet (H. H.)
sind Glasgemälde in Neumark, der Zwickauer Altar im Leipziger
Kunstgewerbemuseum, eine Tafel in Annaberg.“ (Walter Hentschel)
Thieme-Beckers Künstlerlexikon Bd. 16; 1923. S. 590.
belegbar ist noch überhaupt in Frage kommen kann,
weil, wie Hentschel durchaus richtig berechnet hat,
Peter Breuer zuerst als Geselle 1492 in Würzburg er-
wähnt wird und demnach unter Zugrundelegung der
üblichen Lehrzeit um 1470—1475 geboren sein dürfte.
Sein erstes Werk in Sachsen, den 1497 datierten Altar
von Steinsdorf bei Plauen, einem etwa 62jährigen
Meister zu geben, wie dies bei der Rolfsschen Berech-
nung des Geburtsdatums Breuers (um 1435) der Fall sein
müßte, ist gänzlich ausgeschlossen. „Die Tatsache, daß
alle Arbeiten Breuers der Zeit vor 1517 angehören, wo
er also 62—63 alt gewesen wäre, und nun die Hand hätte
ruhen lassen“ ist lediglich eine Behauptung Rolfs', denn
der Altar von Cranzahl z. B. ist 1520 datiert, womit
übrigens nicht gesagt sein soll, daß dies sein letztes
Werk gewesen wäre. Der Steinsdorfer Altar dürfte von
dem etwa 22—27jährigen jungen Breuer gefertigt sein.
Und wenn Rolfs schreibt „als Bildschnitzer übertrifft
Peter Breuer selbst den ebenfalls aus dem Norden zu-
gewanderten Riemenschneider“, so wird dieses Wert-
urteil wohl von niemandem ernstgenommen werden.
Geradezu grotesk wird die Rekonstruktion der „Lauf-
bahn“ Breuers, wenn wir berücksichtigen, daß Breuer
nach Otto Langers urkundlichen Forschungen am
Montag, den 12. September 1541 in Zwickau verstorben
ist, nach Rolfs somit im gesegneten Alter von 106
Jahren!
Zwischen 1497 (Steinsdorf bei Plauen i. Vogtland)
und 1520 (Cranzahl) dürften die meisten Werke Breuers
entstanden sein, die heute noch erhalten sind. Ihre stil-
chronologische Ordnung16) wird bestimmt durch die
3e) Die vergleichende Stilkritik als häufigste Form kunst-
wissenschaftlicher „Attributionen“ wird leider vielfach in ihrem
hypothetischen Charakter verkannt und überschätzt auf Kosten der
viel wichtigeren Befriedigung eines ästhetischen Bedürfnisses der
Freunde mittelalterlicher Kunst, der Museumsbesucher und
Sammler!
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reicht haben. Hierzu stimmt recht gut die Tatsache,
daß alle seine Arbeiten der Zeit vor 1517 angehören, wo
er also 62—63 Jahr alt gewesen wäre, und nun die Hand
hätte ruhen lassen. Die Gestalt des Peter Brauer wirft
ein Schlaglicht auf die Würzburger Kunst dieser Zeit und
zeigt deutlich die Schwierigkeiten, denen wir bei der
Aufgabe, ihre Eigenart zu erfassen, begegnen. Hier ist
ein in Mitteldeutschland geborener Künster, der in Nürn-
berg unter einer so ausgesprochenen Kunstübung wie
der Wohlgemuths lernt und doch seine eigene Begabung
durchzusetzen weiß, mit dieser und dem Nürnberger
Schulranzen (sic!) in Würzburg unter gänzlich andere
Einflüsse kommt und sich auch hier durchsetzt, ohne
doch der Umwelt seinen Tribut vorenthalten zu haben.
Als Bildschnitzer übertrifft Peter Brauer selbst den
ebenfalls ans dem Norden zugewanderten Riemen-
schneider, und als Maler bleibt er, der war.“ So weit
Rolfs. Seine Verdienste um die Mathias Grünewald-
Forschung in allen Ehren, aber was er hier über Peter
Breuer kombiniert, fordert in jedem Satz zum Wider-
spruch heraus. Was die Gemälde des Schweinsburger
Altars im Leipziger Kunstgewerbe-Museum anbelangt,
auf die sich Rolfs wohl bezieht, so hat Walter Hentschel
bezüglich der Signatur H. H. an den Flügeln einwand-
frei festgestellt, daß sie in Hans Hesse von Zwickau auf-
zulösen ist.15). Mit Jan Pollak von München oder
„Mathias Grünewald“ haben sie stilistisch nichts zu tun.
Das gleiche gilt vom Zwickauer Altar Wohlgemuts von
1479, an dem Peter Breuers Mitarbeit weder stilkritisch
15) „Hans Hesse, Maler. Geburtsdatum und -ort unbekannt,
gestorben nach 1520 wohl in Annaberg. Schüler Michael Wohl-
gemuts in Nürnberg, seit 1497 in. Zwickau tätig in häufigem Zu-
sammenarbeiten mit Peter Breuer.. Seit 1509 in Annaberg, dort
um 1520 an der Ausmalung der Kirche beteiligt. Bezeichnet (H. H.)
sind Glasgemälde in Neumark, der Zwickauer Altar im Leipziger
Kunstgewerbemuseum, eine Tafel in Annaberg.“ (Walter Hentschel)
Thieme-Beckers Künstlerlexikon Bd. 16; 1923. S. 590.
belegbar ist noch überhaupt in Frage kommen kann,
weil, wie Hentschel durchaus richtig berechnet hat,
Peter Breuer zuerst als Geselle 1492 in Würzburg er-
wähnt wird und demnach unter Zugrundelegung der
üblichen Lehrzeit um 1470—1475 geboren sein dürfte.
Sein erstes Werk in Sachsen, den 1497 datierten Altar
von Steinsdorf bei Plauen, einem etwa 62jährigen
Meister zu geben, wie dies bei der Rolfsschen Berech-
nung des Geburtsdatums Breuers (um 1435) der Fall sein
müßte, ist gänzlich ausgeschlossen. „Die Tatsache, daß
alle Arbeiten Breuers der Zeit vor 1517 angehören, wo
er also 62—63 alt gewesen wäre, und nun die Hand hätte
ruhen lassen“ ist lediglich eine Behauptung Rolfs', denn
der Altar von Cranzahl z. B. ist 1520 datiert, womit
übrigens nicht gesagt sein soll, daß dies sein letztes
Werk gewesen wäre. Der Steinsdorfer Altar dürfte von
dem etwa 22—27jährigen jungen Breuer gefertigt sein.
Und wenn Rolfs schreibt „als Bildschnitzer übertrifft
Peter Breuer selbst den ebenfalls aus dem Norden zu-
gewanderten Riemenschneider“, so wird dieses Wert-
urteil wohl von niemandem ernstgenommen werden.
Geradezu grotesk wird die Rekonstruktion der „Lauf-
bahn“ Breuers, wenn wir berücksichtigen, daß Breuer
nach Otto Langers urkundlichen Forschungen am
Montag, den 12. September 1541 in Zwickau verstorben
ist, nach Rolfs somit im gesegneten Alter von 106
Jahren!
Zwischen 1497 (Steinsdorf bei Plauen i. Vogtland)
und 1520 (Cranzahl) dürften die meisten Werke Breuers
entstanden sein, die heute noch erhalten sind. Ihre stil-
chronologische Ordnung16) wird bestimmt durch die
3e) Die vergleichende Stilkritik als häufigste Form kunst-
wissenschaftlicher „Attributionen“ wird leider vielfach in ihrem
hypothetischen Charakter verkannt und überschätzt auf Kosten der
viel wichtigeren Befriedigung eines ästhetischen Bedürfnisses der
Freunde mittelalterlicher Kunst, der Museumsbesucher und
Sammler!
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