Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 11./12.1929/30
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https://doi.org/10.11588/diglit.26238#0382
DOI Heft:
1./2. Juniheft
DOI Artikel:Grünwald, H. M.: Eine spanische Holzplastik des Barock
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.26238#0382
Barockplastik S. 15) schreibt, daß „das Bild seiner
künstlerischen Persönlichkeit noch keineswegs geklärt
ist“, stammt aus Mallorca. Zum Vergleich mit unserem
Franciscus fordert vor allem eine Statue des Hl. Bruno
heraus, der in der Cartuja von Granada sich befindet
(s. Mayer Abb. 92). Der Aufbau beider Figuren zeigt
ungemein viel Verwandtes: Das Breiterwerden in
einem Drittel Höhe, verursacht durch eine beiderseitige
symmetrische, echt barocke Auszipfelung des Gewan-
des; der vom Hals etwas gewaltsam nach vorne ge-
schobene Kopf, die betonte Vertikal'ität der mittleren,
gerade herunterfallenden Gewandfalten, die so sehr
medial liegen, daß sie wie ein Pfeil das Auge nach oben
führen und auf den Ausdruck des Gesichtes konzentrie-
ren sollen.
Der ekstatisch geöffnete Mund ist zwar ein Merk-
mal vieler Barockfiguren spanischer Provenienz, doch
scheint beachtlich, daß auf einem Crucifix des Mora
(Madrid, Slg. Isabel) sich ähnlich wie bei unserer Figur
die heruntergezogenen, wie gelähmt erscheinenden
Mundwinkel zeigen. An einer Statue des Hl. Joseph,
ebenfalls in der Granader Cartuja, findet sich eine Hand,
die der linken des Franciscus, die das Buch trägt, völlig
ähnelt. Auch bei ihr ist der kleine Finger ganz unmoti-
viert etwas nach unten gebogen, statt mit den anderen
zusammen an der Haltebewegung mitzuwirken.
Zuletzt seien einige Figuren genannt, die dem Mora
sehr nahe stehen und in den engsten Stilkreis der ab-
gebildeten Plastik gehören: Ein Franz Xaver, nur
0,62 m, im Kapitelsaal der Kathedrale von Leon (ab-
gebildet bei Weise, Sieben Jahrhunderte spanische
Plastik), sodann ein Hl. Antonius, Museo archeologico
y ethnographiico in Bilbao (1,60 m), an dem sich in Hal-
tung und Gesichtsausdruck frappante Uebereinstimmun-
gen feststellen lassen (Abbildung ebenda). Ebenfalls
in Bilbao sind noch einige andere Figuren erhalten, die
zumindestens vergleichsgeschichtlich für die hier ver-
öffentlichte Figur von Wichtigkeit sind. Leider genügt
das Abbildungsmaterial von Weise nicht, um nähere
Schlüsse zu ziehen.
Literatur: Spanische Plastik aus 7 Jahrhunderten. Her-
ausgegeben von Georg Weise. Graphius-Verlag, Reuttlingen.
Bd. IV, Bd. II, 1925. — A. L. Mayer: Spanische Barockplastik.
München, 1923. V, 0, Loga: Spanische Plastik, Berlin 19:13.
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künstlerischen Persönlichkeit noch keineswegs geklärt
ist“, stammt aus Mallorca. Zum Vergleich mit unserem
Franciscus fordert vor allem eine Statue des Hl. Bruno
heraus, der in der Cartuja von Granada sich befindet
(s. Mayer Abb. 92). Der Aufbau beider Figuren zeigt
ungemein viel Verwandtes: Das Breiterwerden in
einem Drittel Höhe, verursacht durch eine beiderseitige
symmetrische, echt barocke Auszipfelung des Gewan-
des; der vom Hals etwas gewaltsam nach vorne ge-
schobene Kopf, die betonte Vertikal'ität der mittleren,
gerade herunterfallenden Gewandfalten, die so sehr
medial liegen, daß sie wie ein Pfeil das Auge nach oben
führen und auf den Ausdruck des Gesichtes konzentrie-
ren sollen.
Der ekstatisch geöffnete Mund ist zwar ein Merk-
mal vieler Barockfiguren spanischer Provenienz, doch
scheint beachtlich, daß auf einem Crucifix des Mora
(Madrid, Slg. Isabel) sich ähnlich wie bei unserer Figur
die heruntergezogenen, wie gelähmt erscheinenden
Mundwinkel zeigen. An einer Statue des Hl. Joseph,
ebenfalls in der Granader Cartuja, findet sich eine Hand,
die der linken des Franciscus, die das Buch trägt, völlig
ähnelt. Auch bei ihr ist der kleine Finger ganz unmoti-
viert etwas nach unten gebogen, statt mit den anderen
zusammen an der Haltebewegung mitzuwirken.
Zuletzt seien einige Figuren genannt, die dem Mora
sehr nahe stehen und in den engsten Stilkreis der ab-
gebildeten Plastik gehören: Ein Franz Xaver, nur
0,62 m, im Kapitelsaal der Kathedrale von Leon (ab-
gebildet bei Weise, Sieben Jahrhunderte spanische
Plastik), sodann ein Hl. Antonius, Museo archeologico
y ethnographiico in Bilbao (1,60 m), an dem sich in Hal-
tung und Gesichtsausdruck frappante Uebereinstimmun-
gen feststellen lassen (Abbildung ebenda). Ebenfalls
in Bilbao sind noch einige andere Figuren erhalten, die
zumindestens vergleichsgeschichtlich für die hier ver-
öffentlichte Figur von Wichtigkeit sind. Leider genügt
das Abbildungsmaterial von Weise nicht, um nähere
Schlüsse zu ziehen.
Literatur: Spanische Plastik aus 7 Jahrhunderten. Her-
ausgegeben von Georg Weise. Graphius-Verlag, Reuttlingen.
Bd. IV, Bd. II, 1925. — A. L. Mayer: Spanische Barockplastik.
München, 1923. V, 0, Loga: Spanische Plastik, Berlin 19:13.
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