so gut wie unbekannt. Der holländische Kunsthandel bemächtigte
sich seiner, die Firma Asscher bezahlte ihn mit 370 000 Mark. Aber
die größte Sensation bildete das kleine Bild einer jungen Frau, Elisa-
beth Bullen, die ein Gebetbuch in der Hand hielt und der flämischen
Schule zugeschrieben wurde. Kenner behaupten, es sei die
Schwester der Anne Boleyn, zweiten Frau Heinrichs VIII., von
Holbein im Jahre 1527 gemalt. Der von Nicholsson mit 310000
Mark dafür gezahlte Preis bürgt für die Schätzung, die das Werk
genießt. Dr. Vilche Bloch, Berlin, der übrigens das Bild
Decke, auberginefarbener gesteppter Samt mit Goldstickereiborde.
Genua, 16. Jahrh. Versteigerung durch Internat. Kunst- und
Auktions-Haus ü. m. b. H„ Berlin am 18. .Iiini
als Holbein erkannte, eröffnete mit 400 Mk. das Bieten, schied aber
bei 300000 Mk. (15000 Pf. St.) aus. Colnaghi gab 11 400 Mk. für
Canaletto, San Angeld, Brücke über die Tiber; Perl (Berlin) 34 000
Mark für ein Bildnis des Friderich Rosbach, 1532 datiert, eine deut-
sche Schularbeit, das aus dein Nachlaß des Frl. Bodley kam.
Ein L a w r e n c e-Porträt der Sarah Delaval nahm Tracey
(68 000 Mk.), und ein anderes Bild des gleichen Meisters, Tochter
des Sir Thomas Rumhold, ging für 17 800 Mk. in Privatbesitz über.
Der „Vater“ dieser jungen Dame, von Reynolds gemalt, ergab
31 000 Mk. (Mortimer).
Die holländischen Meister, welche aus der Sammlung Lord
Carringtons stammten, brachten eine Anzahl Kunsthändler aus
Holland zu Chris ties, unter denen sich besonders die Firma
Goudstikker als Käufer auszeichnete. Sie erwarb eine Win-
terlandschaft Isaac van Ostades für 42 000 Mark, bisher der höchste
Preis, der für ein Werk dieses Künstlers hier gezahlt worden ist,
Claude Lorrains „Jupiter und Europa“ (26 000 Mk.) und Jan van
Goyens „Melkezeit“, v. .1. 1642 signiert und datiert, für 26 000 Mk.
Minken gab 14 400 Mk. für eine van Ruysdael’sche Wald- und
Stromszene und Duits 16 500 Mk. für „Tränkendes Vieh“ desselben
Malers.
Gooden & Fox zahlten 15 600 Mk. für ein französisches W'.ts-
hausbild von den Gebrüdern Nain, van Tray 12 200 Mk. für Bou-
chers „Blinde Kuh“ (1761). Ein Watteau-Gruppenbild fiel an Gien
für 7700 Mark. Van Eycks „Heilige Veronika“ fand einen Käufer
in Butler (18 900 Mk.). Asscher gab 6900 Mk. für John Opies
„Mädchen mit Krug“. Der vielbesprochene Ramney des John
Graham erfüllte die Erwartungen nicht. Sabin nahm das schöne
Stück mit 25 000 Mk., während Urquhart für einen Raeburn des-
selben Großkaufmannes nur bis Mk. 12 500 zu gehen brauchte. Da-
gegen zahlte Ackermann 21 500 Mk. für Reynolds Porträt des
Caleb Whitefoord. Das bekannter Gemälde Sargents „Frau Carl
Meyer und Töchter“ ist für die Nation von den Erben der Lady
Meyer bestimmt worden und wird der Sargent-Galerie im Süd-
westen Londons überwiesen, wenn die Aufteilung der Bilder aus
diesem Nachlaß vor sich gehen wird.
Kunffausftellungen.
Beelm.
Die Preußische Akademie der Künste hat ihre
Frühjahrsausstellung eröffnet. Sie umfaßt diesmal zwei Sonder-
ausstellungen: ein Saal ist dem Andenken von Ludwig Knaus
(1829—1910) gewidmet, der seit 1865 Mitglied der Akademie ge-
wesen ist. Bekannt und zu seiner Zeit als Genremaler hoch-
geschätzt, finden wir heute größeren Genuß an seinen wundervollen
Porträts, wie das des Kunstsammlers Ravene oder das Werk des
Zwanzigjährigen, das Bildnis des Advokaten Sanuicl. Ein Kind
der Biedermeierzeit, hatte er die Verehrung seiner Zeitgenossen
für die alten Holländer, die er sammelte und denen er das Beste
seiner Kunst verdankte, ohne je in eine glatte Nachahmung zu ver-
fallen.— Die zweite Kollektiv-Ausstellung gilt Fritz Klinisch
anläßlich seines 60. Geburtstages. Auch er als Plastiker ein her-
vorragender Porträtist. Ruhig und ausgeglichen sind seine Plasti-
ken, erfüllt von seelischer Anmut. Die beiden flächig gebildeten
Figuren „Der Abend“ und die „Kauernde“ gehören zu seinen schön-
sten Schöpfungen. Die übrige Ausstellung bietet das gewohnte
Bild: Liebermann an der Spitze der Senioren mit neuen Porträts
und einem großen Gartenbild, Schuster Woldan mit seinen elegan-
ten Porträts, von F. A. Burger „Schwäbische Bauern“ gut in der
Komposition, von Coste eine Balkonszene frei nach Manet, sehr
leicht und luftig der „Bauplatz“ von Eichhorst, zwei sehr reiz-
volle Bilder von Xaver Fuhr, Landschaften von Großmann, Ernst
Hlnbcr, Nctotrfntl. Rad/iwili. "Spiegel"Tnrd~~W'ieth achter. Unter den
vielen Stilleben sind die „Kalla“ von Jaeckel und dasselbe Motiv
von Pechstein interessant in der Gegenüberstellung. Blumen von
Krauskopf, Nay, Pfeiffcr-Watenphul, das Stilleben mit Früchten
von Purrmann, das Stilleben mit Topf von Seewald, das eigenartig
belichtete Stilleben von Wieschebrink und ein gutes Stilleben von
Wollheim sind zu nennen. Die religiöse Malerei ist mit einigen
Werken Vertreten: die in Helldunkel getauchten Bilder Pfann-
schmidts und die leider in der Farbe nicht sehr ansprechenden von
Plontke zeigen das wiedererwachte Interesse. Sehr gut ist die
Auswahl an Plastiken getroffen. Von Cauer sind eine große
Zahl Porträtbüsten ausgestellt, von Ludwig Gies in Technik und
Wirkung ausgezeichnete Porträtplaketten aus teils getriebenem, teils
graviertem Metall mit feinster plastischer Modellierung, ferner Por-
träts von Hahn, Thorak und Starck. Hitzberger bringt wie immer
seine herben Gestalten, ein Michael in Holz, aus der Michaelskirche
in Wannsee, Fiori eine seiner zarten Schöpfungen wie das „Junge
Mädchen“ und von den Frauen sind Haim-Wentscher und Milly
Steger bestens vertreten.
Rheinische Gläser des 17. Jahrhunderts. — Versteigerung durch
Intern. Kunst- und Auktions-Haus G. in. b. H„ Berlin am 24. Juni
St. B.
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sich seiner, die Firma Asscher bezahlte ihn mit 370 000 Mark. Aber
die größte Sensation bildete das kleine Bild einer jungen Frau, Elisa-
beth Bullen, die ein Gebetbuch in der Hand hielt und der flämischen
Schule zugeschrieben wurde. Kenner behaupten, es sei die
Schwester der Anne Boleyn, zweiten Frau Heinrichs VIII., von
Holbein im Jahre 1527 gemalt. Der von Nicholsson mit 310000
Mark dafür gezahlte Preis bürgt für die Schätzung, die das Werk
genießt. Dr. Vilche Bloch, Berlin, der übrigens das Bild
Decke, auberginefarbener gesteppter Samt mit Goldstickereiborde.
Genua, 16. Jahrh. Versteigerung durch Internat. Kunst- und
Auktions-Haus ü. m. b. H„ Berlin am 18. .Iiini
als Holbein erkannte, eröffnete mit 400 Mk. das Bieten, schied aber
bei 300000 Mk. (15000 Pf. St.) aus. Colnaghi gab 11 400 Mk. für
Canaletto, San Angeld, Brücke über die Tiber; Perl (Berlin) 34 000
Mark für ein Bildnis des Friderich Rosbach, 1532 datiert, eine deut-
sche Schularbeit, das aus dein Nachlaß des Frl. Bodley kam.
Ein L a w r e n c e-Porträt der Sarah Delaval nahm Tracey
(68 000 Mk.), und ein anderes Bild des gleichen Meisters, Tochter
des Sir Thomas Rumhold, ging für 17 800 Mk. in Privatbesitz über.
Der „Vater“ dieser jungen Dame, von Reynolds gemalt, ergab
31 000 Mk. (Mortimer).
Die holländischen Meister, welche aus der Sammlung Lord
Carringtons stammten, brachten eine Anzahl Kunsthändler aus
Holland zu Chris ties, unter denen sich besonders die Firma
Goudstikker als Käufer auszeichnete. Sie erwarb eine Win-
terlandschaft Isaac van Ostades für 42 000 Mark, bisher der höchste
Preis, der für ein Werk dieses Künstlers hier gezahlt worden ist,
Claude Lorrains „Jupiter und Europa“ (26 000 Mk.) und Jan van
Goyens „Melkezeit“, v. .1. 1642 signiert und datiert, für 26 000 Mk.
Minken gab 14 400 Mk. für eine van Ruysdael’sche Wald- und
Stromszene und Duits 16 500 Mk. für „Tränkendes Vieh“ desselben
Malers.
Gooden & Fox zahlten 15 600 Mk. für ein französisches W'.ts-
hausbild von den Gebrüdern Nain, van Tray 12 200 Mk. für Bou-
chers „Blinde Kuh“ (1761). Ein Watteau-Gruppenbild fiel an Gien
für 7700 Mark. Van Eycks „Heilige Veronika“ fand einen Käufer
in Butler (18 900 Mk.). Asscher gab 6900 Mk. für John Opies
„Mädchen mit Krug“. Der vielbesprochene Ramney des John
Graham erfüllte die Erwartungen nicht. Sabin nahm das schöne
Stück mit 25 000 Mk., während Urquhart für einen Raeburn des-
selben Großkaufmannes nur bis Mk. 12 500 zu gehen brauchte. Da-
gegen zahlte Ackermann 21 500 Mk. für Reynolds Porträt des
Caleb Whitefoord. Das bekannter Gemälde Sargents „Frau Carl
Meyer und Töchter“ ist für die Nation von den Erben der Lady
Meyer bestimmt worden und wird der Sargent-Galerie im Süd-
westen Londons überwiesen, wenn die Aufteilung der Bilder aus
diesem Nachlaß vor sich gehen wird.
Kunffausftellungen.
Beelm.
Die Preußische Akademie der Künste hat ihre
Frühjahrsausstellung eröffnet. Sie umfaßt diesmal zwei Sonder-
ausstellungen: ein Saal ist dem Andenken von Ludwig Knaus
(1829—1910) gewidmet, der seit 1865 Mitglied der Akademie ge-
wesen ist. Bekannt und zu seiner Zeit als Genremaler hoch-
geschätzt, finden wir heute größeren Genuß an seinen wundervollen
Porträts, wie das des Kunstsammlers Ravene oder das Werk des
Zwanzigjährigen, das Bildnis des Advokaten Sanuicl. Ein Kind
der Biedermeierzeit, hatte er die Verehrung seiner Zeitgenossen
für die alten Holländer, die er sammelte und denen er das Beste
seiner Kunst verdankte, ohne je in eine glatte Nachahmung zu ver-
fallen.— Die zweite Kollektiv-Ausstellung gilt Fritz Klinisch
anläßlich seines 60. Geburtstages. Auch er als Plastiker ein her-
vorragender Porträtist. Ruhig und ausgeglichen sind seine Plasti-
ken, erfüllt von seelischer Anmut. Die beiden flächig gebildeten
Figuren „Der Abend“ und die „Kauernde“ gehören zu seinen schön-
sten Schöpfungen. Die übrige Ausstellung bietet das gewohnte
Bild: Liebermann an der Spitze der Senioren mit neuen Porträts
und einem großen Gartenbild, Schuster Woldan mit seinen elegan-
ten Porträts, von F. A. Burger „Schwäbische Bauern“ gut in der
Komposition, von Coste eine Balkonszene frei nach Manet, sehr
leicht und luftig der „Bauplatz“ von Eichhorst, zwei sehr reiz-
volle Bilder von Xaver Fuhr, Landschaften von Großmann, Ernst
Hlnbcr, Nctotrfntl. Rad/iwili. "Spiegel"Tnrd~~W'ieth achter. Unter den
vielen Stilleben sind die „Kalla“ von Jaeckel und dasselbe Motiv
von Pechstein interessant in der Gegenüberstellung. Blumen von
Krauskopf, Nay, Pfeiffcr-Watenphul, das Stilleben mit Früchten
von Purrmann, das Stilleben mit Topf von Seewald, das eigenartig
belichtete Stilleben von Wieschebrink und ein gutes Stilleben von
Wollheim sind zu nennen. Die religiöse Malerei ist mit einigen
Werken Vertreten: die in Helldunkel getauchten Bilder Pfann-
schmidts und die leider in der Farbe nicht sehr ansprechenden von
Plontke zeigen das wiedererwachte Interesse. Sehr gut ist die
Auswahl an Plastiken getroffen. Von Cauer sind eine große
Zahl Porträtbüsten ausgestellt, von Ludwig Gies in Technik und
Wirkung ausgezeichnete Porträtplaketten aus teils getriebenem, teils
graviertem Metall mit feinster plastischer Modellierung, ferner Por-
träts von Hahn, Thorak und Starck. Hitzberger bringt wie immer
seine herben Gestalten, ein Michael in Holz, aus der Michaelskirche
in Wannsee, Fiori eine seiner zarten Schöpfungen wie das „Junge
Mädchen“ und von den Frauen sind Haim-Wentscher und Milly
Steger bestens vertreten.
Rheinische Gläser des 17. Jahrhunderts. — Versteigerung durch
Intern. Kunst- und Auktions-Haus G. in. b. H„ Berlin am 24. Juni
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