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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 11./​12.1929/​30

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1./2. Juniheft
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Jubiläums-Ausstellung des Schlesischen Museums der Bildenden Künste in Breslau / Für ein Keramik-Museum / Aus dem nordischen Kunstleben / Londoner Kunstschau / Kunstausstellungen / Alte Meistergraphik
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https://doi.org/10.11588/diglit.26238#0394

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tionskäufers die äußerst breite Rembrandt-Serie nur zum Teil ge-
nügte. Die mittleren Drucke gingen zu durchaus mäßigen Preisen
fort und nur die wirklichen Feinheiten brachten hohe Preise, wie
sich das ja während des gesamten Verlaufs der Auktion immer wie-
der zeigte. Der Preis von 7500 Mk. für die Kreuzabnahme bei
Fackelschein, von 9000 Mk. für einen vorzüglichen Abdruck der
drei Kreuze entspricht heutiger Bewertung. Im übrigen lieferte
gerade diese Rembrandt-Partie einen sehr einprägsamen Beweis
für die nicht genug zu betonende Tatsache, daß heute nur das ganz
Gute die sehr hohen Preise bringt, Mittelware hingegen durchaus
schwer oder gar nicht verkäuflich ist. Gerade in der heutigen tie-
fen Depressionszeit zeigte sich diese Tatsache wieder ganz beson-
ders. Die wirklich feinen Blätter waren von der augenblicklichen
allgemeinen Flauheit ganz unbeeinflußt.

An die Versteigerung der Alten Meister schloß sich das 18.
Jahrhundert, in dem sich neben feinen französischen Blättern eine
ganze Anzahl herrlicher englischer Farbendrucke befand.
Die beliebten englischen Paare von farbigen Schabkunstblättern,
z. B. Kinderdarstellungen Morlands (Juvenil Navigatores, Children
playing at Soldiers 6000 Mk.) und schöne Paare Biggs entsprechen
den internationalen Preisen. Ebenso gute Renn-Darstellungen in
Farben. Hingegen sind die schönen Schabkunst-Porträts englischer
Ladys ganz aus der Mode gekommen, so daß von den Porträts
nach Reynolds z. B. selbst herrliche Frühdrucke zurückgezogen
werden mußten oder ganz schlechte Preise brachten. Gerade mit

(?

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Käufer für Kupferstich

210x 295 cm, das r\ Abendmahl darstellend,

datiert 1523, sign. lD\ Zuschriften erbeten an

Courty, No. 247, 114 Rue Vivienne 17, Paris.

diesen Porträts ist der englische Markt in den letzten Jahren zu
sehr überschwemmt worden und sie sind dadurch heute vollständig
außer Kurs.

Gute französische Stiche, vor allem Blätter nach Watteau,
Chardin und Fragonard verkauften sich, wie üblich, außerordentlich
gut und brachten zum Teil über 300 Mk. das Stück.

Deutsche und ausländische Städte-Ansichten waren sehr um-
stritten. Unter ihnen brachte eine wunderschöne Serie farbiger
Leningrader Ansichten 1700 Mk.

Den eigentlichen Höhepunkt der Abteilung des 18. Jahrhun-
derts erreichte die Versteigerung des Nachtrag-Kataloges, der aus-
schließlich Blätter der Leningrader Eremitage enthielt, unter ihnen
herrliche Farbendrucke.

Wie immer, was es auch hier bei Debucourt, der Rekordpreise
brachte. „La Rose — La Main“ stieg in aufregendem Streit auf
36 000 Mk., was einen internationalen Rekordpreis für dieses Paar
bedeutet. Ebenso teuer wurde das Debucourt-Paar „La Noce au
Chateau — Le Menuet de la Mariöe“ mit 16 000 Mk. verkauft.
15 000 Mk. für „Les Deux Baisers“ waren gleichfalls ein hoher
Preis. Eine ganz ungewöhnliche Farbenfrische und Unberührtheit
der Exemplare rechtfertigte diese Riesenpreise durchaus. Von den
englischen Blättern erreichte nur die wundervolle Folge von J. R.
Smith „What jou will — A Maid — A Wife — A Widow“ ungefähr
dieses Niveau mit 15 000 Mk. Von den Engländern war es wieder
Morland, dessen farbige Exemplare wieder Tausende brachten, von
den Franzosen Janinet. Von Schwarzstechern waren wieder am
begehrtesten Chardin und Watteau.

Die H a n d z e i c h n u n g s - Versteigerung der Sammlungen
Ehlers und Gaa bestätigte das Ergebnis der vorausgegangenen

Verhaute

Amati-Geigc

(von Ant. und Hieronimus Amati) aus der Zeit 1550;
berühmtes, sehr senönes gut erhaltenes Instrument.
Anfragen unter Nr. 6001 an den „Kunstwanderer“.

Stich-Versteigerung. Auch hier waren die ungewöhnlichen Kost-
barkeiten ungewöhnlich hoch bezahlt, doch machte sich bei den
Zeichnungen die Depressionswelle noch deutlicher bemerkbar als
bei den Stichen. Der mittlere Sammler und Händler zeigte sich
zurückhaltend und so fand auch manches gute Stück nicht ent-
sprechendes Interesse. Kleine billige Blätter gingen sehr gut und
besonderes Lokalinteresse konzentrierte sich auf die Blätter Berli-
ner Künstler des 19. Jahrhunderts und Schweizer Meister des 15.
bis 19. Jahrhunderts.

Auch bei den Zeichnungen sind neben den anerkannten großen
Meistern die Blätter früher Jahrhunderte am begehrtesten, und so
brachten die Anonymen Blätter des 15. Jahrhunderts entsprechende
Preise, allen voran das entzückende Skizzenblatt, das unter dem
Namen des Benozzo Gozzoli ging und mit 33 000 Mk. über das Drei-
fache der Schätzung brachte.

Andere anonyme italienische Meister des 15. Jahrhunderts
brachten einige Tausende, so z. B. eine wunderschöne Reiterfigur
mit dem Namen des Bramante, weiß gehöht, auf graugrünem Papier,
5000 Mk., ein anonymer deutscher Meister vom Ende des 15. Jahr-
hunderts 7000 Mk., Niederländer Meister waren auch hier gesucht,
doch vergleichsweise ziemlich billig. Ein interessantes Blatt des
Lambert Doomer ging auf 1650 Mk., zwei reizende Aquarelle
Hendrik Averkamps auf 2800 Mk. und 2000 Mk., eine feine Rohr-
feder-Zeichnung Bois überschritt 2000 Mk., eine hübsche Dusart-
Aquarelle kostete 1100 Mk. und eine feine frische Flußansicht des
Jan van Goyen war mit 1500 Mk. durchaus entsprechend bezahlt.
Rekordhöhe erreichten die Preise diesmal, wie vorauszusehen war,
bei den beiden französischen Blättern des 18. Jahrhunderts das be-
zaubernde Deckfarbenbild von Lavreince: „La Lettre“, dessen Ge-
genstück vor einigen Jahren schon einmal bei C. G. Boerner einen
hohen Preis gebracht hatte, und die ebenso feine Sepia-Zeichnung
des Moreau le Jeune: „La Toilette“, eines der letzten noch erreich-
baren Originale zu dem berühmten „Monument du Costume“. Nach
langem und aufregendem Kampfe gelang es einem Pariser Privat-
sammler, sich beide Blätter zu sichern, und zwar den Lavreince
mit 31 000 Mk. und den Moreau für 53 000 Mk., beides ganz enorme
Liebhaberpreise. Gut verkaufte sich auch Tiepolo, von dem eine
feine Tusch-Zeichnung mit einer Anbetung 2200 Mk. brachte.

Als Gesamtresultat beider Versteigerungen zeigte sich, wie
gesagt, das durch keine Depressions-Periode zu beeinflussende
steigende Interesse für wirkliche Kostbarkeiten alter Graphik und
alter Handzeichnungen, doch machte sich die wirtschaftliche Krisen-
stimmung insofern durchaus bemerkbar, als offensichtlich nicht nur
der deutsche, sondern auch der internationale und selbst amerikani-
sche mittlere Sammler diesmal sehr zurückhaltend war.

Dr. B.

Junge Dame

der Gesellschaft, hum. Abitur, erfahren in kaufmännischer
Korrespondenz und Schreibmaschine, spricht Englisch,
Französisch und Italienisch, sucht zum Herbst entsprechende
Tätigkeit im Kunsthandel, um ihre während
sechsjährigen Aufenthalts in Italien erworbenen kunst-
geschichtlichen Kenntnisse zu verwerten. Zuschriften unter
Nlr. 6000 an den „Kunstwanderer“.

Redaktionsschluß für das 1.12. Juliheft 28. Juni.-Redaktionsschluß für das 1.12. Augustheft 26. Juli.

Herausgeber w. verantw, Leiter: Adolph Donath, Berlin-Sohöneberg. / Verlag: „Der Kunstwanderer“, G. m. b. H„ Berlin-Schöneberg.
Redaktion: Berlin-Schöneberg, Hauptstraße 107. — Druck: Pflaume & Roth, Berlin SW68.

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