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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 11./​12.1929/​30

DOI Heft:
1./2. Juliheft
DOI Artikel:
Tiander, Karl Friedrichovič: Schwedisches Zinn und Silber
DOI Artikel:
Die erste Figdor-Ausstellung / Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Londoner Kunstschau / Schweizerische Kunstchronik / Aus dem nordischen Kunstleben / Deutsche Kunst in Polen / Deutsche Ausstellung in Südamerika / Aus der Museumswelt / Aus der Kunstwelt / Neuordnung des Museums in Erfurt / Haus und Hausrat im Altertum
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https://doi.org/10.11588/diglit.26238#0416

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sou erreicht worden. Nils Fougstedt hat glückliche
Resultate erzielt, indem er ganz kunstlose Spiegelrah-
men und dazugehörige Lampen und Leuchter mit nur
einem oder zwei dekorativen Motiven versehen hat.
Dieselbe Methode ist auch für eine Uhr und einen dazu-
gehörigen Leuchter auf einem Kaminsims verwandt
worden. Edvin Ollers hat reizende Zeichnungen für
Leuchter gemacht. Auf diese Weise huldigen sie alle
der Richtung „Mehr Schönheit dem Alltag“.

Die schwedischen Silberschmiede haben nicht so
radikal wie die Zinnhandwerker von den alten Tradi-
tionen Abstand genommen. Dennoch ist ein weitsich-
tiger Versuch gemacht worden, eine originelle Art von
Silberschüsseln zu erzeugen, die ihre Funktion und
Stelle im modernen Leben einnimmt. Sie sind verhält-
nismäßig wohlfeil und zweckdienlich und erfordern eine
geringe Pflege. Aber im 19. Jahrhundert erging es ihnen
wie dem gesamten Kunstgewerbe: die fabrikmäßig her-
gestellte Ware eignete sich alle Uebcrtreibungen des
Rokoko und Barocks an und wurde ausnahmslos häß-
lich. Darauf trat eine Reaktion ein, indem man zur Ein-
fachheit zurückkehrte, die auch mit dem Material mehr
harmonierte.

Zu den hervorragendsten schwedischen Silber-
schmieden, die Silberschüsseln und anderes Silberzeug
verfertigen, gehören Erik Fleming und Jakob Aengman.
Der erstere hat seinen eigenen Laden, und jedes Pro-
dukt, das aus seiner Werkstatt hinausgeht, untersteht
während des Arbeitsprozesses seiner persönlichen Lei-
tung und Ueberwachung und seinem Kunstsinn. Er be-
sitzt ein hohes technisches Verständnis und ein an-

geborenes Gefühl für die innewohnenden Eigenschaften
des Materials, das er bearbeitet. Auch die Form findet
seine Beachtung, aber dekorative Verzierungen er-
scheinen ihm als am ehesten entbehrlich. Gerade seine
vorzüglichsten Arbeiten muten uns in ihrer Schmuck-
losigkeit, in der Abwesenheit jeglicher Details herb an.

Jacob Aengman dagegen verschwendet seine Ener-
gie und Initiative in der Beeinflussung der Produktion
der großen Organisation „Guldsmedsaktiebolaget“. In
freier Verwirklichung seiner Ideen strebt er danach, das
moderne Ideal der einfachen Zeichnung mit der Origina-
lität der Form zu vereinigen. Bei der Massenproduk-
tion ist eine Standardisierung unvermeidlich. Um nur
ein Beispiel zu nennen, hat Jacob Aengman die Schön-
heiten der Linien und Formen eines Kaffeeservices wie-
der aufleben lassen, die bei einer handgemachten Arbeit
erreicht werden, und dieselben mit unwesentlichen Ver-
änderungen für eine Serienproduktion der Guld-
mcdsaktiebolaget verwandt.

Die glänzende Silberfläche hat unter den schwedi-
schen Silberschmieden bei Wiven Nilsson die modernste
Behandlung gefunden: er versteht es mit größtem Er-
folg, die Ecken mit dekorativem Beiwerk aus-
zuschmücken. Volter Gähn und Karl Wojtech gehören
auch zu denen, die ihre Aufmerksamkeit auf reizende
Konturen richten und die Einzelheiten der Hauptform
unterordnen. Elis Bergh hat für C. G. Hallbergs Guld-
medsaktiebolaget Kandelaber und Leuchter von außer-
ordentlich gefälliger und harmonischer Linienführung
entworfen.

Erik Fleming
Schreibzeug

Ausgeführt
im Atelier Borgsla

Die et?ße ptgdoü ^ Auktion.

Das IDtenet? Segebnis.

Mit allen Anzeichen einer wirklichen Sensation wurde am
11., 12. und 13. Juni d. J. in Wien, im Fcstsaale des Schwarzen-
berg-Kasinos durch die Kunsthandlungen Artaria, Glück-
selig und Paul Cassirer der erste Teil der Sammlung Dr.
Albert Figdor versteigert. Dieser Versteigerung wohnten Gelehrte,
Sammler und Kunsthändler von internationalem Rufe bei. Man sah
neben den bekanntesten Fachmännern aus Oesterreich die Leiter
der Museen Leipzig, Dresden, Berlin, München, Frankfurt, Stuttgart,
Oslo, Kopenhagen, den Direktor Break vom New Yorker Metropo-
litanmuseum u. a. m. Aus dem Kreise der internationalen Sammler-
weit bemerkte man: Comtesse de Behaque aus Paris, Contessa

Constantino aus den Vereinigten Staaten, Oie Olsen aus Kopen-
hagen, Fritz Lugt aus Holland, Marcell von Nemes aus München,
Frau Hermine Feist aus Berlin, Baron Herzog und Dr. Delmar aus
Budapest u. a. m. Unter den repräsentativen Männern des Kunst-
handels befanden sich: die Herren Primo und Bacri, S. Seligmann
aus Paris, Mr. Brummer aus Amerika, Kommerzialrat Drey aus
München, J. & S. Goldschmidt, Max Heilbronner, Paul Graupe,
Frederik Rosendaal, Hermann Ball, J. Rosenbaum, Hinrichsen,
Zatzenstein (Matthiesen) u. a. aus Berlin, Löwy aus Venedig und
Pollak aus Rom. Eifrig beteiligten sich an der Versteigerung die
namhaftesten österreichischen Sammler, die durch Baron Reitzes,

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