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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 11./​12.1929/​30

DOI Heft:
1./2. Augustheft
DOI Artikel:
Pazaurek, Gustav Edmund: Die Glasschneiderfamilie Sang, [2]: eine Untersuchung
DOI Artikel:
Aus dem nordischen Kunstleben / Londoner Kunstschau / Schweizerische Kunstchronik / Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Aus der Kunstwelt / Die moderne Abteilung der Berliner Nationalgalerie neugeordnet / Entdeckungen im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg / Neue Kunstbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.26238#0449

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Ehrgeiz verspürt haben, sich in dieser Richtung eben-
falls zu versuchen, natürlich nicht in Schlesien selbst,
weil er sonst die dort üblichen Formen und das dortige
Rohglasmaterial verwendet .hätte.

Ob dem genannten Glasschneider nach 1765 keine
längere Schaffensperiode mehr vergönnt war oder ob
er die schwierige Reliefschnitt-Technik als undankbar
bald wieder aufgab, darüber lassen sich nicht einmal
Vermutungen äußern. Mir ist nur noch ein einziges Glas
bekannt, das Hoch- und Tiefschnitt in gleicher Weise
vereinigt wie das Stuttgarter Kaiser Joseph-Glas und
unbedingt von derselben Hand herrühren muß. Es ge-
hörte der ehemaligen Sammlung A. v. M i n u t o 1 i in
Liegnitz an und wird auch in der dazugehörigen Litera-
tur18) äbgebildet und beschrieben. Heute steht der
schöne Deckelbecher mit ovalem Grundriß in der
Sammlung Dr. Adolph List in Magdeburg (Abb. 20).
Das fast en face wiedergegebene Profilbrustbild steht
wieder 'in einem gekrönten reichen Rokoko-Medaillon,
unter dem das Monogramm J. G. G. offenbar die Ini-
tialen des Dargestellten festhält. Zu beiden Seiten je
zwei weibliche Allegorien, die auf Regierungsfunktio-
nen, Welthandel und Klugheit anspielen. die Rückseite
zeigt Zellenfacetten. An Qualität steht dieses schöne
Glas (dessen Deckel gekittet ist) dem Stuttgarter

ls) „Vorbilder“ (Liegnitz 1854) I, 146 mit guter Photographie.
Kleiner Katalog, 1872, Nr. 2349 und Nr. 5057.

Josephskelch nicht nach. Jedenfalls hat cs damals nicht
viele Glasschneider gegeben, die ein derartig gutes
Stück hätten machen können. Ob eine und welche
Brücke etwa von den beiden letztgenannten Hoch-
schnittgläsern zu dem erst um 1790 entstandenen Kelch-
glas mit den Köpfen des Kaisers Franz II. und seiner
zweiten Frau Maria Theresia von Sici'ien in den kunst-
historischen Sammlungen in Wien10) und zu weiteren
nordböhmischen Arbeiten führt, läßt sich vorläufig nicht
einmal vermuten.

Im Anschluß an die Gläser mögen noch vier
Federzeichnungen auf Pergament Erwähnung
finden, die, obwohl nicht signiert, in der Sammlung Dr.
Beitseher-Berlin, aus der ich sie erwarb, einen älteren
Bleistiftvermerk enthielten, daß es sich um Arbeiten des
Johann Heinrich Balthasar Sang handelt (Abb. 21 — 24).
Von diesen vier Blättchen, die nicht Dekorationsent-
würfe für Hohlgläser, sondern höchstens solche für Glas-
platten, eventuell auch für Dosendeckel oder dgl. sein
mögen, gehören noch zwei der Bandelwerkzeit an.
während die zwei anderen wildeste Rokokoformen zei-
gen, die ja bei den Sang-Familienmitgliedern frühzeitig
einsetzen. Es wäre nicht unmöglich, daß wir in diesen
Arbeiten noch Zeichnungen von Andreas Friedrich Sang
vor uns haben.

“) Vergl. Pazaurek, Gläser der Empire- und Biedermeierzeit,
Seite 144.

Aus dem notidifeben KutiffleberL

Das Kunstereignis des kommenden Herbstes in Kopen-
hagen verspricht die große Rodin-Ausstellung zu wer-
den, die die dänische Vereinigung „Französische Kunst“ mit Unter-
stützung des Ny Carlsbergfonds vorbereitet. Sie wird die um-
fassendste aller bisher im Auslande veranstalteten Rodin-Aussteliun-
gen werden und alle Räume des Schlosses Charlottenborg in An-
spruch nehmen. Das Rodin-Museum hat etwa 150 Werke des
Meisters und dazu noch an die 200 Zeichnungen und Aquarelle in
Aussicht gestellt. Einen besonderen Anziehungspunkt dürfte das
berühmte Höllerportal bilden, das in einem von dem in Amerika
befindlichen Originale abgenommenen Abgusse gezeigt werden wird.
Für diese Ausstellung ist das Terrain in Kopenhagen insofern gut
vorbereitet, als Rodin in der Glyptothek ansehnlich vertreten und
dadurch dem Interesse und dem Verständnisse des Publikums nahe
gebracht ist.

Eine der ältesten und bekanntesten Privatsammlungen
Kopenhagens ist die Moltkesche, die in dem Palais Moltke-
Bregentved in der Bredgade untergebracht ist. Ihr bekanntes
Glanzstück ist Rembandts Studie einer alten Frau (um 1654); sie
umfaßt außerdem vortreffliche Werke von Ruysdael, Hobbema,
Teniers und gibt überhaupt ein gutes Bild von holländischer Male-
rei. Ihr Besitz beläuft sich auf 157 Werke. Graf Fredrik Moltke
hat nun Palais und Sammlung für 1 800 000 Kronen verkauft; der
Vertrag bedarf allerdings, um endgültig zu werden, der Zustimmung
der Erbberichtigten. Käufer ist ein Grundstücks-Kommissionär,
hinter dem ein englisches Finanzkonsortium steht. Das Palais ist
unter Denkmalsschutz gestellt und darf also nicht wesentlich ver-
ändert werden; man beabsichtigt, es an eine Gesandtschaft, ein
Handelsunternehmen oder auch an einen Privatmann zu vermieten.
Wird der Kauf perfekt, so gehen sechs Hauptwerke der Sammlung,

darunter der Rembrandt, in den Besitz des Museums über; der
Rest soll auf den Markt gebracht werden.

Der Name des am 19. Juli zu Rättvik verstorbenen schwedi-
schen Architekten Isak Gustaf C 1 a s o n dürfte in Deutschland nur
wenigen vertraut sein, rber eine seiner bedeutendsten Bau-
schöpfungen ist jedenfalls allen Besuchern Stockholms be-
kannt: das Nordische Museum. Clason nimmt in der Ent-
wicklung der neueren schwedischen Baukunst eine bedeutende
Stellung ein. 1856 geboren, gehört er zu jener Zwischengeneration
von Architekten, die, ohne sich von den geschichtlichen Stilen los-
zusagen, doch der Ueberwindung des Stilismus den Weg bereiteten,
indem sie die eigentlich architektonischen Aufgaben, vor allem Klar-
heit und Zweckmäßigkeit der Planung und Logik des Aufbaus, in
den Vordergrund stellten und sich zu ihrer Verwirklichung der
historischen Formen mit Freiheit bedienten. Auf diesem Wege ist
er bereits durch seine frühen Werke, wie das Bünsowsche Haus
und den Hallwylschen Palast in Stockholm, zum Pionier geworden,
und als Professor der Architektur an der Technischen Hochschule
und Präsident der Kunstakademie hat er auf das heranwachsende
Aichitektengeschlecht einen großen und wohltätigen erzieherischen
Einfluß ausgeübt. Die Zahl der von ihm ausgeführten privaten und
öffentlichen Bauten ist erheblich; sein Ruf reichte über Schwedens
Grenzen hinaus: die Telefonämter in Warschau und Moskau sind
von ihm geschaffen.

Wenn Liljevalchs Kunsthalle in Stockholm eine Zorn-
Lars sön-Lilj efors-Aus Stellung veranstaltet, so war
dabei offenbar die Rücksicht auf die zahlreichen Besucher der Kunst-
gewerbe-Ausstellung entscheidend, denen man Gelegenheit geben
wollte, das Werk dreier Großmeister der klassischen Periode der
neueren schwedischen Kunst kennen zu lernen. Uebcr Larsson und

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