Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 17,2.1904

DOI Heft:
Heft 16 (2. Maiheft 1904)
DOI Artikel:
Unsre Noten und Bilder
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7886#0230

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
hochbedeutenden von Thoma (Kw. XVI, 8), so sieht nran mit einem Blick,
wie weit des letzteren Kunst sich über die Schwindsche hinaus entwickelt haü
Hier ist nichts von der verhaltenen leidenschaftlichen Glut in der seelischen
Schilderung bei Thoma, und hier auch nichts von seiner immerhin realisti-
schen Wieder'gabe der Natur. Wie bei Schwind der helle Mond hernieder-
gestiegen ist und sich nun aus seiner Rundheit heraus in die schleierum-
schwebte Göttin verwandelt, die zu dem schönen, schlafenden Jungen kommt,
dem sie so gut ist, das ist mit ganz andersartigem Sinne gesehn. Wie ein
Märchen von einem rcinen Kinde! Und in dieser reinen Kindlichkeit liegt
doch wohl der besondere holde Reiz des Werkchens.

Teutwart Schmitson, nach dem wir danu ein Tierbild briugen,
ist zu seinen Lebzeiten lange nicht so geschätzt worden, wie er von dem Kreise
der eigentlichen Kunstforscher heute geschätzt wird. Die außerordentliche Treue
in seiner Tierschilderung und vor allem die fast „pleinairistische" Darstellung
des Lichts fallen ja heute nicht wciter auf — aber Schmitsvn ist schvn seit
mehr als vierzig Jahren tot! So ist er ein Vorläufer der modcrneu Ent-
wicklung gewesen, und deshalb verdient er's wohl, daß wir auch unsere
Leser einmal auf ihn aufmerksam machen. Schmitson war s830 in Frank-
furt a. M. geboren, er starb, jung noch, (86Z in Wien. Das von uns wicder-
gegebene Bild besitzt die Berliner Nationalgalerie.

Zu dem Aufsatze übcr „G a r t e u st ä d t e" bringen wir dann (auf
Seite ( nnd der zweiblättrigen Jllustrationsbeilage) zwei Bilder aus der
von Kampffmeyer besprochenen englischen Gartenstadt. Schultze-Naumburg
schreibt uns dazu: „Sie sind aus England, das uns in der uatürlichen
Gesundung unseres Bauwesens so weit voraus war. Llber gerade weil
die hier angeführten Häuser so gut sind, möchte ich nochmals sagen, was
ich im »Kunstwart« schon mehr als einmal gesagt habe: nichts wäre unrich-
tiger, als wenn man in Deutschland nnn diese Häuser nachbaueu wollte.
Leider geschicht dies ja oft genug, uud man muß beinahe noch frvh sein,
wenn es geschieht und nicht die entsetzlichen Backsteinkästen oder »Renaissance-
villen« gebaut werden. Aber wäre es dcnn uicht viel bcsser, anstatt den
Engländern ihre Häuser nachzuahmen, besser ihre Methode nachzuahmen?
Diese ihre Methode bestand darin, an die schlichten heimatlichen Traditivnen
anzuknüpfen und diese weiterzuentwickeln. Und welch herrliche Tradition
der schlichten Baukunst wir selbst in Deutschland habcn, das zu zeigeu habcn
sich meine nun gesammelten »Kultnrarbeiten« ja oft geuug im »Kunstwart«
bemüht.

Dies also noch einmal — unsre Freundc werdcn wissen, wie not-
wendig es ist, gewisse Dinge immer wieder zu sagen.

Der Städtebau als »Lebensgestaltung« begriffen, ist ein weites Feld.
Band IV dcr »Kulturarbeiten« wird von ihm handeln, und ich hoffc, die
ersten Proben daraus bald im »Kunstwart« zeigcn zu könncn."

Aus den Mittelseiten dieser Beilage endlich stellen wir gnte und
schlechte Gartenbänke einander gegenüber. Sprechen sie nicht dcntlich
gcnug für sich sclbst? Die eine der ciseruen Bänke ist aufrichtig iu ihrer
Häßlichkeit, die andre schämt und schminkt sich: ihr Eisen tut, als wär' es
Birkcnholz. Die Bänke von Riemcrschmid und M. Junge, die man durch
die „Dresdner Werkstätten für Haudwcrkskunst" bezieheii kann, siud nun
freilich keine ganz billigen Sachen, sie sind nicht nur gesuud und bcyucm,
sie sind im einzclnen bcinahe raffiniert in dcr Durchführung, wenn sich das
auch nicht gleich dem ersten, sondcrn erst dem dritten und fünften Blickc
zeigen mag. Aber man kann's auch eiufacher machen, wcnn mau wcnig
Geld dranwenden mag, man kann es sogar mit ein paar Ständcrn und
Brettern ganz einsach machen, wcnn man's nur in der guten alten Holz-
bank-Art macht, und wird doch ebcnso Praktische nnd unvcrgleichlich bc-
haglichere Möbcl in den Gartcn bekommcn, als die gußeiscrne Ramschivare ist.

BeranlwortUch: der Herausgeber Ferdinand Avenarius in Dresden-Blaiewiy. Miileiiende:
fürMusik: Or.Richard Baika iu Prag-Weinberge, für bildendc Kunsi: Pros. P a u l Schultze«
Naumburg in Saaleck bei Köscn in Thüringcn. — Senduugcn für den Text an den HerauSgcbcr,
über Muflk an vr. Batka. — Druck und Verlag von Georg D. W. Callweyin Ntünchcn.
Bcstellungen, Anzeigcn und Geldscndungen an den Verlag Georg D. W. Callwey in Münchsn.
 
Annotationen