das Geld, sonst ist alles da bis auf
die guten Dramen. Beides konimt
aber vielleicht, und wenn ein neuer
Preis fiir Theaterstücke in scinem
Segen cin höchst zweifelhaftcs Ding
ist, viel Schaden wird er auch nicht
tuu. Schließlich nahin man noch
einige Resolutiouen an. Einc ersucht
die Einzelbünde, „in ihrem Wirkungs-
kreise gegcn die Schmutzliteratur und
-Kunst in geeigneter Form vorzu-
gehen, da diese Unkunst einen ernsten
Schaden für die echte Kunst darstellt",
einc andre „ruft erneut zur Wach-
samkeit in der Abwehr aller Angriffe
auf die freie Entwicklung des kviist-
lerischen und wissenschaftlichen Lcbens
auf."
LLnsre unä
Uusere Notenbeilage bringt ein Tonstück von Wilhelin Köhler-
Wümbach, um dicseu hervorragenden und noch nicht genügeud gewürdigten
Chorkomponisten der Gegenwart — er ist Chorregent St. Petri zu Hamburg
— in unsern Leserkreis einzuführen. Sein ox>. 3s Psalm M für acht-
stimniigen Chor mit einer prachtvollen Doppelfuge am Schlnß ist ein kontra-
punktischcs Meisterwerk, und scin op. 32 „Mädchen von Kola" (Berlin,
Vicweg) für Männerchor und Orchester gehört zu den besten Erschcinungen
der neueren Literatur dieses Gebietes. Unser „Ave Maria" ist eine von
Köhler selbst für den Kunstwart vorgenommene Bearbcitung seines bei Lud-
wig Hoffmaun (Hamburg) erschienenen Originals, zu dem er die Violin-
stimme hinzufügte. Der streng durchgeführte Kanon der beiden Sing-
stimmen wird kaum als solcher empfunden, fließt ganz wie selbstverständ-
lich, will gar nicht als ein technisches Kunststück cmpfunden sein. Der lange,
synkopische Orgelpunkt auf Ls markiert die Glockenschläge; nach 3 Takten
tritt die Orgcl (Harmonium) hinzu. Wir habcn uns den Andächtigen in
der Markuskirche zugesellt, doch immer noch klingen die Glocken in unsere
Andacht hinein. Endlich schweigt das Geläute, die Andacht wird inbrstn-
stiger, dcr Himmel scheint sich zu öffnen, und Klänge wie aus einer andern
Welt wehen zu uns herüber. — Wir glauben, daß dieses stimmungsvolle,
in Melodieen schwelgcnde Tonbild in der Hausmusik sehr willkommen sein
wird. — Hierzu bringen wir ein schönes Lied des alten I. A. P. Schnlz,
dessen Klavierbegleitung Camillo Horn für den Kunstwart so gesetzt
hat, daß das Ganze sich leicht auch von einem Chore singen läßt.
Gebührlichermaßen unserm Hest vorgcsetzt ist eine Nachbildung des be-
rühmten Selbstbildnisses von Albrecht Dürer aus der Münchner Pinakothek.
Jst es gleich weitbekannt und haben auch wir selber durch cincn großen
Vorzugsdruck das Unsrige getan, nni eine große Reproduktion davon in
weitcste Kreise zu bringcn — es wäre doch sonderbar, fehlte es vor Nisscns
Aufsatz in dicsem Heft.
Die bciden Bildnisse Leo Sambergers mit den Dürerschen zu
verglcichen, ist in mehr als einer Beziehung intcrcssant, auch wenn wir
Künstlergröße und Kunstzcit ganz aus dem Spiele lassen. Dürers Bildnis
ist ein auf das Fcinste durchgeführtes Gemälde, Sambcrgcrs Arbeiten sind
in kurzer Zcit mit Kohle oder Kreide hingezeichncte Entwürfe — wir stehen
hier beinah vor zwei entgegengesetzten Polcn der Bildniskunst. Für die
Beobachtung des inncren Wesens der Malerei wichtiger ist aber ein zwciter
Untcrschied, der trotz der Farblosigkeit auch auf unsern Neproduktionen klar
,SS
Maiheft tyo»
die guten Dramen. Beides konimt
aber vielleicht, und wenn ein neuer
Preis fiir Theaterstücke in scinem
Segen cin höchst zweifelhaftcs Ding
ist, viel Schaden wird er auch nicht
tuu. Schließlich nahin man noch
einige Resolutiouen an. Einc ersucht
die Einzelbünde, „in ihrem Wirkungs-
kreise gegcn die Schmutzliteratur und
-Kunst in geeigneter Form vorzu-
gehen, da diese Unkunst einen ernsten
Schaden für die echte Kunst darstellt",
einc andre „ruft erneut zur Wach-
samkeit in der Abwehr aller Angriffe
auf die freie Entwicklung des kviist-
lerischen und wissenschaftlichen Lcbens
auf."
LLnsre unä
Uusere Notenbeilage bringt ein Tonstück von Wilhelin Köhler-
Wümbach, um dicseu hervorragenden und noch nicht genügeud gewürdigten
Chorkomponisten der Gegenwart — er ist Chorregent St. Petri zu Hamburg
— in unsern Leserkreis einzuführen. Sein ox>. 3s Psalm M für acht-
stimniigen Chor mit einer prachtvollen Doppelfuge am Schlnß ist ein kontra-
punktischcs Meisterwerk, und scin op. 32 „Mädchen von Kola" (Berlin,
Vicweg) für Männerchor und Orchester gehört zu den besten Erschcinungen
der neueren Literatur dieses Gebietes. Unser „Ave Maria" ist eine von
Köhler selbst für den Kunstwart vorgenommene Bearbcitung seines bei Lud-
wig Hoffmaun (Hamburg) erschienenen Originals, zu dem er die Violin-
stimme hinzufügte. Der streng durchgeführte Kanon der beiden Sing-
stimmen wird kaum als solcher empfunden, fließt ganz wie selbstverständ-
lich, will gar nicht als ein technisches Kunststück cmpfunden sein. Der lange,
synkopische Orgelpunkt auf Ls markiert die Glockenschläge; nach 3 Takten
tritt die Orgcl (Harmonium) hinzu. Wir habcn uns den Andächtigen in
der Markuskirche zugesellt, doch immer noch klingen die Glocken in unsere
Andacht hinein. Endlich schweigt das Geläute, die Andacht wird inbrstn-
stiger, dcr Himmel scheint sich zu öffnen, und Klänge wie aus einer andern
Welt wehen zu uns herüber. — Wir glauben, daß dieses stimmungsvolle,
in Melodieen schwelgcnde Tonbild in der Hausmusik sehr willkommen sein
wird. — Hierzu bringen wir ein schönes Lied des alten I. A. P. Schnlz,
dessen Klavierbegleitung Camillo Horn für den Kunstwart so gesetzt
hat, daß das Ganze sich leicht auch von einem Chore singen läßt.
Gebührlichermaßen unserm Hest vorgcsetzt ist eine Nachbildung des be-
rühmten Selbstbildnisses von Albrecht Dürer aus der Münchner Pinakothek.
Jst es gleich weitbekannt und haben auch wir selber durch cincn großen
Vorzugsdruck das Unsrige getan, nni eine große Reproduktion davon in
weitcste Kreise zu bringcn — es wäre doch sonderbar, fehlte es vor Nisscns
Aufsatz in dicsem Heft.
Die bciden Bildnisse Leo Sambergers mit den Dürerschen zu
verglcichen, ist in mehr als einer Beziehung intcrcssant, auch wenn wir
Künstlergröße und Kunstzcit ganz aus dem Spiele lassen. Dürers Bildnis
ist ein auf das Fcinste durchgeführtes Gemälde, Sambcrgcrs Arbeiten sind
in kurzer Zcit mit Kohle oder Kreide hingezeichncte Entwürfe — wir stehen
hier beinah vor zwei entgegengesetzten Polcn der Bildniskunst. Für die
Beobachtung des inncren Wesens der Malerei wichtiger ist aber ein zwciter
Untcrschied, der trotz der Farblosigkeit auch auf unsern Neproduktionen klar
,SS
Maiheft tyo»