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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 17,2.1904

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Heft 22 (2. Augustheft 1904)
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Lose Blätter
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7886#0531

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Aus Fernen, die nicht enden,
Grüßt es aufbiühend rot, —
Deinen verträumten ^änden
Lntsinkt alle Not.

Und diese Stunden zählen,

Dir wird ein Glück beschert:
Ans allem Aampf und ÜZuälen
Löst sich, was lebenswert.

Willst du dich wiederfinden,
Gib dich dcr Linsamkeit!

Ls rauschen die alten Linden,
Iung werden Welt und Zeit.

LLunäseksu.

Rllgemeineres.

Die Wahrheit ist heiter.

Erlebtes Leid, erlittene Unbill
nicht vcrgessen zu können, ist krank-
haft; denn alles Negative gehört
dem Tod, und der Gcsunde hält sich
immer ans Lebcn. Darum ist es
kein Zeichen von Charakterlosigkeit
oder Herzenshürte, sondern nur von
Gesundheit, wenn einer vergißt, was
ihn irgend bedrückte, und seines Le°
bens wieder ganz froh wird. Täu-
schung und Lüge wie der Tod selbst
ist alles Verneinende und Quälende,
das uns zu schaffen macht, jeder
Denkfähige wciß es: die Wahrheit ist
heiter. Und darum wollen wir nie-
mals der Heiterkeit uns schämen,
wann immer sie uns in ihre mütter-
lichen Arme nimmt. Denn dem Leben
und der Wahrheit gehören wir, nicht
dem Tod und der Lüge.

Lsanns von Gumpxenberg.

G Möchten wir zu dcn Ehrun-
gen, die Kuno Fischer zu seincm
achtzigsten Gcburtstage erfahrcn hat,
ein paar kritische Worte sagen, so
geschieht das wirklich nicht aus einem
Verkennen seiner Bedeutung heraus.
Wenn der Heidelberger Senat Fischer
den „redegewaltigsten Trägcr ehr-
würdiger Ueberlieferungen" nennt,

wenn die Univcrsität Jena scine
„geistvollen, grüudliche Gelehrsamkcit
mit volleudeter Elcganz vcreinigen-
den Schriften" lobt und es vor allen
ihm zuschreibt, „daß sich die scit
der glorrcichen Periode Schillcrs
und Fichtes mit dem Namen Jena
eng verbundene philosophische Tra-
dition unuuterbrochen in die zweite
Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts
weitervererbt und hinübergesponnen
hat", wenn andere im besondern
Fischers außerordentliche Begabung
als Jugend-Lehrer und Jugcnd-Be°
geisterer hervorheben, so könncn auch
wir dem ohne Einschränkung bei-
stimmen. Zu den großen Schöpfern
ist Kuno Fischer in all den Be-
grüßungen, soweit wir sehen, nir-
gends gezählt worden. Aber gerade
das legt dcn Gedanken nahe: feiert
man mit solcher Begeisterung und
in solcher Allgcmeinheit wie in dicsem
Falle und überhäuft man mit den
yöchstcn Ehrungen dcs Staatcs eincn,
den man selbst doch immerhin nur
als Vermittler und Vcrwerter preist
— wie müßte man dann erst die
unmittelbar Schaffcnden, die Er°
oberer von Neuland, die Erdenker
und Ersühler fciern? Die Arbeit
derer, zu deuen auch Fischer gehört,
ist doch immerhin nur das Einführen

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Aunstwart
 
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