Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 17,2.1904

DOI Heft:
Heft 18 (2. Juniheft 1904)
DOI Artikel:
Rundschau
DOI Artikel:
Unsre Noten und Bilder
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7886#0338

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Ausnutzung vorhandener Orga-
nisationen zu gesteigerten Zwecken,
ganz nach dem Vorbilde des Kuckucks,
hat sich in solchen Dingen noch
immer am ehesten bewährt.

Larl Meißner.

G Z en tr u m s b l ä t t e r klagen
nber eine Beleidigung der katholischen
Presse durch den Knnstwart und fin-
den sie in eincm Satze unserer Po-
lemik in Sachen des „Simplizissi-
mus" (Kw. XVII, sö). Znnächst: war-
um dieses Herausheben der katho -
lischen Prcsse, Mhrcnd, was ich
gesagt habe, von der konscrvativen
und der liberalcn ganz ebeuso galt?
„So wie er's (nämlich der »Sim-
Plizissimus« früher bei scincn An-
noncen) gehalten hat, halten's noch
hcutigen Tages nicht bloß Zcntrums-
uud konservative Zeitungen, sondern
auch liberale usw." Ohne weiteres
zuzugebeu hah' ich, daß die Fassuug
dieses Satzes ungcschickt war, daß er
dancben trifft. Wie kommt cs aber,
daß sich kein einziges konservatives
oder liberales Blatt über ihn be-
schwert hat? Zch vermute, weil dort
die Redakteure über dem in der Eile
verfchlten Ausdruck eines einzelnen
Satzes den Siun des Ganzen nicht
aus dem Auge verloren haben. Jch
sprach gegen die Bemerkung des
„Simplizissiiuus", ich wies ausdrück-
lich seinen Vorwurf, daß die ,)Zen-
trumspresse mit den Konscrvativen"
ihn verleumdet habe, ab, und der
Sinu des Folgenden war einfach der,
daß bci Blättern aller Partcien bei
der Aufnahme schlechter Annoncen
ans Geschäftsgründcn gesündigt wer-
de. Bei Blättern, nicht bci den
Blättcrn aller Parteicn; daß es bci
ciner jedcu Partci, daß es auch beim

Zentrum unantastbar im Anzeigcn-
teil geleitete Zeitungen gibt, bestreite
ich nicht im mindesten; die Zentrnms-
presse hält meiner Meinung nach im
Durchschnitt sogar viel bessere An-
zeigenpolizei als die liberale. Durch-
schnittlich am saubersten allerdings
hält ihre Jnseratseiten, soviel ich be-
obachten konnte, die sozialdcmokra-
tische Presse. Das mag damit zu-
sammenhäugen, daß hier einzelne Un-
ternehmer nicht so wild für ihre
Geldtasche wirtschaften können, daß
sie der Kontrolle dcr Partcitage
unterworfen sind, die, mögen sie sonst
scin wie sie wollen, jedenfalls nicht
ausschließlich nach dem Geldverdienen
gehn.

Wenn eiuige Zentrumsblätter aus
diesem Anlaß wiederum dcn Wunsch
nach einem Kunstblatte aussprcchen,
das mit katholischer Gesinnung ge-
leitet sei, so versteh ich zwar den Zu-
sammenhaug nicht ganz, den Wunsch
aber teile auch ich. Es wäre nicht
nur für die Katholiken, es wäre für
uns alle ein Gewinn, wcnn ein sol-
ches Kunstblatt entstände und zeigte,
was die Gebildeten unserer katho-
lischen Mitbürger am meisten als
echten Ausdruck ihres Fühlens emp-
siuden. Uebrigens würden wir vom
Kunstwart das schon aus selbstischen
Gründen auf das freudigste begrü-
ßeu, denn unter den 'jetzigen Ver-
hältnissen ist es für uns Nichtkatho-
liken ganz außerordentlich schwierig,
uns über die Kunstanschauungen im
„Katholischen Lager" auch nur zu
unterrichten. Und zwar gilt das eben-
so wie von der bildenden Kunst auch
von der Literatur, obgleich sich hier
durch die Gründuug dcs „Hochlau-
des" die Sachlage gebcssert hat. A.

unä Viläer.

Möge unser Liliencronhcft die Komposition eincs jüngeren, aber vicl-
versprechcnden Talentes, Kurt Schindlers, nach einem Gedichte Lilien-
crons bringcn. Es scheint uns den spezifisch Liliencronschen Ton des Textcs

2. Iuniheft tso»

275
 
Annotationen