bedeutcnd; nur verhüllt der undurchdringliche Ernst der Züge gar zu schr
die köstliche Schalkhaftigkeit, die doch auch Mörikes Erbteil gewesen ist.
Rudolf Arauß.
klstter.
slus ^körikes Oicdlungen.
Vorbemerkung. Unser Mörike-Heft (XIII, l?) hat eine umfaug-
reiche Auswahl aus Mörikes Gedichten gebracht, eiue solche auch
heute zu geben, halten wir für überslüssig, denn nun haben vier
weitere Jahre das Jhrige gctan, um auf Mörike hinzuweisen, auch zwei
Lebensbeschreibungen und vor allem Hugo Wolfs Kompositioneu have»
währenddem die Mörike-Propaganda gcsördert. Wir dürfen wohl annehmeu,
daß alle unsre Leser im Besih entweder des Mörikeschcn Gedichtbandes
selbst oder doch wenigstens des vom Kunstwart herausgegebenen „Haus-
buches deutschcr Lyrik" sind, in dem unser Dichter zu Recht kommt. Des-
halb drucken wir heut nur einige wenige seiner Gedichtc nochmals ab,
einige der allerherrlichsten allerdings unter dcn kürzercn, als ein Pcäludium.
Aus Mörikes B r i e f e n, die nun Karl Fischer und Rudolf Krauß gesammelt
haben, ist unsern Lesern einc reiche Auswahl erst kürzlich (Kw. XVII, 8)
dorgelegt worden. Noch niemals aber habcn wir Proben aus Mörikes
Prosadichtungen gcbracht, dicse also dürfen wohl heute die Haupt-
sache scin.
Mörikes „Gesammclte Schriften" sind in vier Bänden (je ein Band
„Gedichte" und „Erzählungen", zwei Bände „Malcr Nolten") zum Preise
von 5 Mk. für den gebundenen Band in der G. I- Göschenschcn Verlags-
handlung erschienen. Von den „Briefen", die bei Otto Elsner verlegt sind,
ist jetzt auch der zweite Band herausgekommen.
*
Früqling.
Lsier licg' ich auf dem Frühlmgshügel:
Dic Wolke wird mcin Flügel,
Lin vogel fliegt mir voraus.
Ach, sag' mir, allcinzige Liebe,
lVo du bleibst, daß ich bci dir bliebe!
Doch du und die Lüfte, ihr habt kein Lsaus.
Der Sonnenblume glcich steht mcin Gcmüte offcn,
Gehncnd,
Lich dehncnd
j)n tieben und lsoffcn.
Frühling, was bist dn gewillt?
lvann wcrd' ich gestillt?
Die wolke seh' ich wandeln und dcn Fluß,
Gs dringt der Sonne goldncr Auß
Mir tief bis ins Geblüt hinein;
Die Augen, wunderbar bcrauschct,
Tun, als schliefcn sie ein,
Nur noch das Ghr dem Ton der Biene lauschet.
2- Leptembcrheft tdl>4
52t
die köstliche Schalkhaftigkeit, die doch auch Mörikes Erbteil gewesen ist.
Rudolf Arauß.
klstter.
slus ^körikes Oicdlungen.
Vorbemerkung. Unser Mörike-Heft (XIII, l?) hat eine umfaug-
reiche Auswahl aus Mörikes Gedichten gebracht, eiue solche auch
heute zu geben, halten wir für überslüssig, denn nun haben vier
weitere Jahre das Jhrige gctan, um auf Mörike hinzuweisen, auch zwei
Lebensbeschreibungen und vor allem Hugo Wolfs Kompositioneu have»
währenddem die Mörike-Propaganda gcsördert. Wir dürfen wohl annehmeu,
daß alle unsre Leser im Besih entweder des Mörikeschcn Gedichtbandes
selbst oder doch wenigstens des vom Kunstwart herausgegebenen „Haus-
buches deutschcr Lyrik" sind, in dem unser Dichter zu Recht kommt. Des-
halb drucken wir heut nur einige wenige seiner Gedichtc nochmals ab,
einige der allerherrlichsten allerdings unter dcn kürzercn, als ein Pcäludium.
Aus Mörikes B r i e f e n, die nun Karl Fischer und Rudolf Krauß gesammelt
haben, ist unsern Lesern einc reiche Auswahl erst kürzlich (Kw. XVII, 8)
dorgelegt worden. Noch niemals aber habcn wir Proben aus Mörikes
Prosadichtungen gcbracht, dicse also dürfen wohl heute die Haupt-
sache scin.
Mörikes „Gesammclte Schriften" sind in vier Bänden (je ein Band
„Gedichte" und „Erzählungen", zwei Bände „Malcr Nolten") zum Preise
von 5 Mk. für den gebundenen Band in der G. I- Göschenschcn Verlags-
handlung erschienen. Von den „Briefen", die bei Otto Elsner verlegt sind,
ist jetzt auch der zweite Band herausgekommen.
*
Früqling.
Lsier licg' ich auf dem Frühlmgshügel:
Dic Wolke wird mcin Flügel,
Lin vogel fliegt mir voraus.
Ach, sag' mir, allcinzige Liebe,
lVo du bleibst, daß ich bci dir bliebe!
Doch du und die Lüfte, ihr habt kein Lsaus.
Der Sonnenblume glcich steht mcin Gcmüte offcn,
Gehncnd,
Lich dehncnd
j)n tieben und lsoffcn.
Frühling, was bist dn gewillt?
lvann wcrd' ich gestillt?
Die wolke seh' ich wandeln und dcn Fluß,
Gs dringt der Sonne goldncr Auß
Mir tief bis ins Geblüt hinein;
Die Augen, wunderbar bcrauschct,
Tun, als schliefcn sie ein,
Nur noch das Ghr dem Ton der Biene lauschet.
2- Leptembcrheft tdl>4
52t