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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 17,2.1904

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Heft 13 (1. Aprilheft 1904)
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Rundschau
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Unsre Noten und Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.7886#0057

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heiten", während die ernstesten Ge-
fahren seiner Sätire auf ganz an-
derm Wege bekämpft werden müßten,
als durch das Schließen der pfeifen-
den Dampfventile. Aber freilich, lob-
ten wir ihn, so sprachen wir immer
von seinem redaktionellen Teil, dcn
Anzeigcnteil nahmen wir von der Ver-
sicherung auch des Ledingten Nespek-
tes aus.

Nun steht im „Simplizissimus"
eine Erklärung: „Zur Richtigstelluug.
Jn der Zentrumsprcsse, ebenso wie iu
einigcu konservativen Blättcrn wurde
behauptet, daß der »Simplizissimus«
anstößige Jnscrate bringe. Das ist
gelogen. Wir stellen fest, daß wir
viele Juserate zurückweisen, die in ul-
tramontanen und'konservativen Vlät-
tern ständig erschcinen, und daß nicht
eine der aufgcnommencn Annoncen
anstoßig ist. Wir stellen dies fcst zur
Steuer der Wahrheit. Dabei sind wir
überzeugt, daß die Zeutrumspresse
mit deu Konservativeu auch weiterhiu
die gleiche Lüge verbreitcn wird. Das
ist im Charakter der Partei und ihrer
Führer begründet. Die Redaktion."

Sehn wir uns einmal eine etwas
ältere Nummer an, ctwa die erstc
des siebenten Jahrgangs. „Die P a-
riserin. Trciben im Moulin-Rouge.
»Unreifen Menschen darf der Roman
nicht in die Hände gegeben wcrdcn.«
Caviarkalender. Bilder aus
dem Harcm. Konfisziert gewe-
sen! Leda mit dem Schwan.

Brillant illustriert! Pikant! Amüsant!
Welt und Halbwelt, reich illu-
striert. Mimis Faschingaben-
teuer, ein neues Bilderbuch für
Lebemänner." „Famos illustrierte
Neuheitenü Für Herren. Hoch-
moderne realistische Lektüre..." Nein,
mehr nicht, das genügt — es könnte
aber noch lange fortgesetzt werden,
selbst wenn man die „künstlerischen
Aktstudien" usw. beiseite ließe. Uns
scheint also: Diese „Lüge" der
„Zentrumsprcsse mit den Kouserva-
tiven" ist nicht nur „im Charakter
der Partei und ihrer Führer bc-
gründet."

Hält der „Simplizissimus" vou
jetzt ab strengere Annoncenpolizei, so
erleichtert er's seinen anständigen
Freunden wesentlich, ihn zu lescn.
Was gewesen ist, kann dann vergcssen
werden, denn wie er's gehalten hat,
halten's noch heutigen Tages nicht
bloß Zentrums- und konscrvative Zei-
tungen, sondern auch liberale, und
seine Annoncenseiteu waren noch im-
mer nicht so widerwärtig, wie die
tagtäglichen Ehe-Kuppel-Märkte z. B.
des „Berliner Tageblattes". Baß
verwundern werden sich aber viele
darüber, unter jcner Erklärung über
die Annouccn das Wort „Die Re-
daktion" zu lesen. Macht die N e-
daktion des „Simplizissimus" dicse
Umfärbung seiner Vcrgaugenheit
mit? Und war seine Redaktion für
seiue Anuoncen verantwortlich?

Ansr« ^oten «nc! Liläsi'.

Unsere Notcnbeilagc bringt den Mittelsatz aus Hugo Wolss „Pen-
thesilea" in der von Max Regcr besorgten Einrichtung für Klavier zu
vier Händen. Um dcu Zusammenhang zu finden, wolle man zuuächst den
Aufsatz dicses Hcftes leseu. Ueber sanftcn Arpeggien der dunklcn Bratschen
stimmen Flöten, Oboen uud Gcigen eine wundervolle chromatisch ausgespon-
ncne Melodie au, die sich, leise an- und abschwelleud, zu einem visiouären
Satz von berückendem Klangzauber entfaltet, er gehört wohl zu dem schön-
stcn, was Wolf geschrieben hat. Jm übrigen sei auf Batkas bci Lauterbach
und Kuhn in Leipzig erschicnencn, mit Notcnbeispieleu crläutertcn „Führer"
durch die „Pcnthcsilea" verwicscn. Was die Ausführuug betrifft, so achte

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t. Axrilbeft
 
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