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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 17,2.1904

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Heft 22 (2. Augustheft 1904)
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Rundschau
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Unsre Noten und Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.7886#0544

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„Täglichen Rundschau", und haben
ihnen nichts zuzufügen.

P Bauliche Kulturarbeiten
bei Stadtgemeinden.

Annaberg im Erzgebirge hat
ein Preisausschreiben um Entwürfe
erlassen, die statt der üblichen Bau-
gewerkschulen-„Modernität" das alte,
heimische, erzgcbirgische Haus den
Forderungcn dcr neuzeitlichen Tech-
nik und Hygiene angepaßt zeigen
sollen. Bravo! Lübeck, Hildesheim
und Bautzcn waren vorhergegangen.
Dämmert wirklich von fern ein
Morgen? Aber solche Ausschreibun-
gen müßten sür eine Weile allge-
mein werden, so lange, bis sie über-
flüssig sind.

Venmikcktes.

P Der Sommerfrischler
^ lu inoäö.

„Die Bcwohner von Berlin, die
aufs Land zu gehen glauben, gehen
in Wirklichkeit gar nicht dorthin,- sie
nehmen Berlin mit sich. Die Sänger,
Lie Schöngeister, die Autoren, die
Parasiten, — sie alle bilden ihr

Gefolge. Jhre Tafel deckt sich wie
in Berlin, sie essen zu der-
selben Stunde, man trägt ihnen die-
selben Gerichte in denselben Platten
auf; sie treiben dieselben Dinge.
Ebenso gut hätten sie zu Hause
bleiben können; denn so reich man
auch sein und so viel Sorgfalt man
auch aufwenden mag, man fühlt auf
dem Lande immer eine gewisse Ent-
behrung, weil man doch nicht ganz
Berlin mitnehmen kann. So kennen
sie denn nur eine Weise zu leben
und langweilen sich immer."

Wer sagt das? Nousseau über
. . . ach so, wir haben uns verschrie-
ben, gewiß, gewiß, es heißt statt
Berlin im Originale überall Paris.
Also Rousseau in der „Neuen He-
loise". Wie sind wir Deutschen von
heutzutage doch bessere Menschen!
Man braucht sich nur an den Strand
von Heringsdorf, Westerlaud, Nor-
derney oder auf die Promenaden 'in
fashionablen Alpcnorten zu begeben,
um. die tiefe Echtheit unserer Er-
holung am Busen der Natur mit
inniger Genugtuung zu erkennen.

lltisre ^olen unä kiläer.

Unsre Notcnbeilage bringt den Anfang des ersten Teils von Reiters
Requiem. Der Schluß folgt im nächsten Hefte, begleitet von einem besondern
Aufsatze über das Werk und seinen Schöpfer.

Albert von Kellers „Eusapia Palladino" war eines der meist-
besprochenen Bildnisse der letzten Kunstausstellungcn. Schon aus dicsem
Grunde dürften wir's vielleicht für eine Art „Uebung im Bilderbeschn" zu
vigener Nachprüfung unsern Lcsern in ciner Reproduktion zeigen. Auch von
uns werden sich wenige dieser außerordcntlich eindringlicheu Seelcnschilderung
entziehen können.

George Frederick Watts' „Orphcus und Euridike" möchte den
der bildenden Knnst Fernerstehenden eine erste Vorstellung von dcm kürzlich
verstorbenen großen Malerpoeten Englands vermitteln, von dem auch die
dcutschen Zeitungen jetzt so viel gesprochen haben. Die Jllustration ist
übrigcns dcr socben bei Hoffmann in Stuttgart erschienenen „Entwicklungs-
gcschichte der modernen Kunst" von Meier-Gräfe entnommen, auf die wir
.zurückkommen werden.

Dann wicder einmal eine Kunstphotographie, ein „Schloß am Meer"
Don dem Dresdner E. Frohne. Sie zeigt mit großem Geschick und Geschmack
.aufgenommen ein ganz ungewöhnlich starkes Motiv von der dalmatinischen

2. Augustheft 1904

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