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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 17,2.1904

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Heft 21 (1. Augustheft 1904)
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>Münzer, Georg: Uebungen im Musikhören, [5]: das durchkomponierte Lied
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Eine geplante Kunstgewerbeausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7886#0464

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senen Liedmelodieen zu einer größeren. Das Grundprinzip ist auch hier
das des Periodischen Baues der Melodie.

Welche neuen Möglichkeiten der Aorm diese Periodenkette auch sür
die Jnstrumentalmusik in sich birgt, wird uns bald klar werden. Eines
freilich gibt das durchkomponierte Lied auf. Es verzichtet auf die leichte
Faßlichkeit beim ersten Anklingen. Dafür gewinnt es an Ausdrucksfähig-
keit und Tiefe im einzelnen. — Jn Reichardts Strophenliede tauchen die
Schönheiten des Gedichtes unter, bei Mozart sind sie gehoben. Die ganze
Melodie dnftet und erstirbt in zartem Hauch, wie das Veilchen selbst.

M ü n z e r.

Sine geplante Runslgevc'erbeausslellrmg.

Wir werden gebeten, das Programm der „Deutschen Kunstgewerbe-
Ausstellung V06" abzudrucken, und wenn wir solche Wünsche fast
immer aus Gründen unsrer beständigen Raumnöte ablehnen müssen,
diesmal ist eine Ausnahme geboten. Denn auf den folgenden Zeilen
ist von einem vorzüglichen Sachkenner viel gesagt, was weit über
diese besondre Veranstaltung hinaus von Wichtigkeit ist.

*

Die beiden großen Deutschen Kunstgewerbe-Ausstellungen der
letzten dreißig Jahre hatten ganz bestimmte Aufgaben zu lösen, die
sich aus der Entwicklung unseres kultnrellen Lebens ergaben. Die
Ausstellung in München l876 sollte die künstlerische Gestaltung unserer
Lebensführung zurücklenken auf einen heimatlichen Boden. „Un-
serer Väter Werke" wurden als Vorbild gezeigt, und das Anknüpfen
an heimische Ueberlieferung war ihr Ziel. Die zweite Deutsche Kunst-
gewerbe-Ausstellung zu München H888 fand als Aufgabe vor, die
Früchte der dadurch in unserem Kunstgewerbe angebahnten Bewegung
vor Augen zu führen. Sie zeigte in einem großen Ueberblick die
stilistischen und technischen Versuche, die auf allen einzelnen Gebieten
kunstgewerblichen Schaffens zutage tratcn. Seit jener Zeit haben sich
über die mannigfaltigen ästhetischen und technischen Fragen auf den
einzelnen Gebieten kunstgewerblichen Schafsens hinweg große grund-
sätzliche Fragen herausgestaltet, die neu aus den unserer Zeit eigen-
tümlichen kulturellen und wirtschaftlichen Verhältnissen hervorgehen.
Diese Fragen beziehen sich vor allem darauf, wie das große neue
Gebiet, das unsere Zeit dem Kunstgewerbe hinzubrachte, die Kunst-
industrie, das Bild unseres Schaffens beeinflußt. Das Verhältnis von
Kunsthandwerk und K u n st i n d u str i e, die in vieler Beziehung
verschiedene Wege zu gehen berufen sind, und sich gegenseitig bei un-
klarer Mischung ihrer Grundsätze unheilvoll beeinflussen, verlangt eine
Klärung.

Neben dieser von technischen nnd wirtschaftlichen Gesichtspunktcn
im wesentlichen beherrschten Frage, tritt als eine andere inzwischen
herangereifte Aufgabe hervor, auf dem freien Gebiete des Geschmackes
die Umwandlungen zu zeigen, die sich seit jener Ausstellung des
Jahres j888 angebahnt haben. Wenn gerade beim gegenwärtigen
Standpunkte der Geschmacksentwicklung die deutschen Gewerbekünstler
nebeneinander in abgeschlossenen Leistungen ein Bild ihres Wollens

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Kunstwart
 
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