Redakteure zu schröpfen, wortwört-
lich das Folgende: „Die Beuutzung
der Theater muß sich ja für un-
sere Zwecke geradezu aufdrängen;
müssen wir doch oft gegen
uusre Empfindung und lleber-
zeugung für sie eintreten,
um sie nicht zu schädigen, wir müssen
im Feuilleton die Reklamenotizen
aus den Theaterbureaus aufnehmen.
Da dürfen wir doch wohl auf ein
Entgegenkommen für uns rechnen.
Wir verrichten dort in der Tat die
wirksamste werbende Arbeit, und an-
dere gehen mit dein Gelde davon."
Uebelwollende werden behaupten, das
hieße mit anderen Worten: „Müssen
wir's schon lumpig treiben, wollen
wir's wenigstens bezahlt haben." llnd
unser Gewährsmann wird, fürchtcn
wir, angesichts solcher Aeußerungcn
sogar im Protokoll die Gcneigtheit
dcr Skeptiker für seine Behauptung
gcwinnen, daß Herr Roller bei münd-
licher Begründung seiner Ansichten
auch die von ihm wiedergegebenen
Acußerungeu tatsächlich getan habe.
Unterbrechungen verzeichnet das
Protokoll an jener Stelle nicht. Or.
Wrede uud andcre rieten dann vou
einer Heranzichung der Theater ab.
Mag man nuu Herrn Rollers svn-
derbare Schlüsse aus seiner Schil-
derung der Verhältnisse zwischcn
Theater und Durchschnittszeituug be-
urteilen wie man will, diese Schil-
derung selbst, die scinen iozialen
Hilfsplänen zugrunde liegt, ist,
immer von Durchschnitts-Tageblät-
tern gesprochen, zutreffend. Und uns
scheint: zur Hebung des Standes-
ansehens der Journalisten wäre recht
dringend erforderlich, daß die künf-
tigen Redaktcurtage mit allem Ernst
und mit aller Offenheit bcrieten,
wie dieser bis zur Demütigung un-
würdigen Wirtschaft entgegengearbei-
tet werden könnte, statt daß man
sie als Grundlage von Finanzspeku-
lationeu auch nur zur Erörteruug
zuließe. A.
G Gottfried Kellcr als
„Heimatschützc r".
Warum wird in diesen unsern
Kampftagen eigentlich das folgende
Gedichtlein Kellers so wcnig zitiert?
Es heißt „Natzenburg" und siudet
sich unter „Epigrammatischem" in
seinem zweitcn Gedichtbaude:
„Die Ratzenbnrg will Großstadt werden
llnd schlägt die alten Lindcn um;
Die Türme macht sie glcich der Lrden
llnd streckt gerad, was traulich krumm.
Am Stadtbach wird ein liai crbaut,
Und einen Boulevard man schaut
!)om nntern bis zum obern Tor;
Dort schreitet elegant hervor
Die Gänsehirtin Aatharine,
Die herrlich statt der Krinoline,
Zu aller Schwestern blassem Neide
Trägt einen Faßreif stolz iin Klcide.
So ist gelungcn jcder Plan,
Doch niemand sieht das Nest mehr an!"
lich das Folgende: „Die Beuutzung
der Theater muß sich ja für un-
sere Zwecke geradezu aufdrängen;
müssen wir doch oft gegen
uusre Empfindung und lleber-
zeugung für sie eintreten,
um sie nicht zu schädigen, wir müssen
im Feuilleton die Reklamenotizen
aus den Theaterbureaus aufnehmen.
Da dürfen wir doch wohl auf ein
Entgegenkommen für uns rechnen.
Wir verrichten dort in der Tat die
wirksamste werbende Arbeit, und an-
dere gehen mit dein Gelde davon."
Uebelwollende werden behaupten, das
hieße mit anderen Worten: „Müssen
wir's schon lumpig treiben, wollen
wir's wenigstens bezahlt haben." llnd
unser Gewährsmann wird, fürchtcn
wir, angesichts solcher Aeußerungcn
sogar im Protokoll die Gcneigtheit
dcr Skeptiker für seine Behauptung
gcwinnen, daß Herr Roller bei münd-
licher Begründung seiner Ansichten
auch die von ihm wiedergegebenen
Acußerungeu tatsächlich getan habe.
Unterbrechungen verzeichnet das
Protokoll an jener Stelle nicht. Or.
Wrede uud andcre rieten dann vou
einer Heranzichung der Theater ab.
Mag man nuu Herrn Rollers svn-
derbare Schlüsse aus seiner Schil-
derung der Verhältnisse zwischcn
Theater und Durchschnittszeituug be-
urteilen wie man will, diese Schil-
derung selbst, die scinen iozialen
Hilfsplänen zugrunde liegt, ist,
immer von Durchschnitts-Tageblät-
tern gesprochen, zutreffend. Und uns
scheint: zur Hebung des Standes-
ansehens der Journalisten wäre recht
dringend erforderlich, daß die künf-
tigen Redaktcurtage mit allem Ernst
und mit aller Offenheit bcrieten,
wie dieser bis zur Demütigung un-
würdigen Wirtschaft entgegengearbei-
tet werden könnte, statt daß man
sie als Grundlage von Finanzspeku-
lationeu auch nur zur Erörteruug
zuließe. A.
G Gottfried Kellcr als
„Heimatschützc r".
Warum wird in diesen unsern
Kampftagen eigentlich das folgende
Gedichtlein Kellers so wcnig zitiert?
Es heißt „Natzenburg" und siudet
sich unter „Epigrammatischem" in
seinem zweitcn Gedichtbaude:
„Die Ratzenbnrg will Großstadt werden
llnd schlägt die alten Lindcn um;
Die Türme macht sie glcich der Lrden
llnd streckt gerad, was traulich krumm.
Am Stadtbach wird ein liai crbaut,
Und einen Boulevard man schaut
!)om nntern bis zum obern Tor;
Dort schreitet elegant hervor
Die Gänsehirtin Aatharine,
Die herrlich statt der Krinoline,
Zu aller Schwestern blassem Neide
Trägt einen Faßreif stolz iin Klcide.
So ist gelungcn jcder Plan,
Doch niemand sieht das Nest mehr an!"