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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 17,2.1904

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Heft 24 (2. Septemberheft 1904)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7886#0671

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wünscht wie die Auflösuiig dicser
im Gesamtbilde. Uuter Umständeu
bewirkt ja die Kontrastwirkung eiuen
der stärksten künstlerischen Eindrücke
in der Architektur: das Malerische.
Malerische Wirkung wird oft erzielt
werden können, wo die auf Stilein-
heit hinzielenden Bestrebungen nur
unter den schwersten künstlerischen
Opfern und unter Hingabe der histo-
rischen Zeugnisse des Baues erreicht
werden können. Nur wenn wir auch
im Umbauen alter Werke die Stil-
leidenschaften aufgeben und so frei
werden wie das s3. Jahrhundert
und die ihm vorausgehenden Zeiten,
werden wir vor dem Urteil einer
späteren Geschichte bestehen können.
Wenn wir dazu noch Freiheit und
Eigenart mit echter, sorgender Liebe
für das Alte verbinden, erlangen wir
Anspruch auf Dank. Die Fälscher
aber, so brav sie es meinen, wird
der Haß der Zukunft treffen."

G Um Kunstdenkmäler im
Kriege geschützt zu sehen, wünscht
ein französisches Fachblatt inter-
nationale Abmachungen. Erstens
sollten die Vertreter der kriegführen-
den Mächte die moralische Pflicht
anerkennen, die Kunstwerke und
Kiinstsammlungen zu schonen und
zu schützen. Zweitens solle jede Re-
gierung verantwortlich sein für den
Verlust eines Kunstwerkes, wenn nach-
gewiesen wird, daß der Berlust durch
bösen Willen oder sträfliche Nach-
lässigkeit eines ihrer Heerführer vcr-
schuldet worden ist. Drittens solle
ein Verfahren zur Feststellung der
Ursachen, die zur Zerstörung eines
Kunstwerkes im Kriege geführt haben,
sowie die Liste der unter internatio-
nalen Schutz gestellten Monumente
und Kunstdenkmäler besonders fest-
gesetzt werden. Viertens sollten
Kunstwerke keine Kriegsbeute sein,
sondern als Kriegstrophäen nur
Fahnen, Waffen, Kanonen und der-
gleichen genommen werden dürfen,

während Kunstwerke, die in öffent-
lichen Sammlungen ausgestellt sind,
nicht als Kriegsbeute gelten sollten.

Als „Anstandspflicht" ist das hier
Verlangte schon bei allen Kriegen
zwischen zivilisierten Völkern in den
letzten Jahren anerkannt worden.
Auch von den Deutschen schon MO/TP
Aber freilich, wann galt es je länger,
als bis Pallas Athene dem Mars
in seine Kreise kam? Wir fürchten,
in dieseni Falle würde trotz aller
Vereinbarungen auch in Zukunft die
kriegführende Partei achselzuckend aus
eine „höhere Gewalt" hinweisen.

Vermikckleo.

P Vom transportabeln Voll-
mond.

„Ganz Deutschland reist neuer-
dings zumeist bei Mondschein. Glaubst
du's nicht, Leser? Dann antworte
mir, bitte: wozu verschickt man An-
sichtspostkarten? Um zu zcigen, wie
die Welt aussah, als inan sie ye-
sehen hat, nicht wahr? Gut, so sieh
dir die Ansichtspostkarten an: die
meisten sind blau, und auf allen,
die blau sind, schcint der Mond,
also muß man doch wohl zumeist
bei Vollmond reisen. Bei Voll-
mond, dcnn dcr Ansichtspostkartcn-
mond ist immer und überall ein Voll-
mond. Ein merkwürdiger allerdings,
nämlich einer, der bald im Süden
steht, bald im Westen, Ostcn oder
Nordcn, nämlich ein mit irgendwel-
chen geheimen Naturkräften von der
Erde aus transportabler Voll-
mond, dcr sich nach des Herrn Photo-
graphen Wunsch immer recht freund-
lich in die Mittc vom Bild stellt.
Daß die Schattcn auch mitliefen,
wäre frcilich zu vicl verlangt, diese
Mondscheinschatten stcllen sich viel-
mehr eigcnsinnig immer gerade so,
wie die Sonnenlichtschatten, und nun
fallen sie allerdings dem Ansichts-
Postkarten-Vollmond gelegentlich bei-
nah auf die Nase. Aber das tut

Runstwart
 
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