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Kunstwart und Kulturwart — 35,2.1922

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Heft 7 (Aprilheft 1922)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14435#0073

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die niedersächsisch-friesische Patrizier-
familie durchschien, zu welcher er müt-
terlicherseits gehört. IH denke gar
nicht daran, in Popert einen „minder-
berechtigten Deutschen" zu sehn. Und
was das „gelegentlich" anbetrifft, so
war damit nur betont, daß er tatsäch-
lich nicht zu unsern st ä n d i g e n Mit-
arbeitern gehört. Mir schien, das ginge
unmißverständlich aus dem eigentlichen
Zweck der Polemik gegen Bartels her-
vor. Popert hat mit eigenen Arbei-
ten zu tun, nur deshalb ist er bei uns
selten.

Weiteres und Grundsätzliches znm
Thema Deutsche und Iuden in der
geplanten zweiten „Aussprache mit
Iuden". A

Ansre Schuld

^»st die Welt nicht besser, so seid
Oihr es, die ihr sie nicht besser ge-
macht habt; vielleicht auch ohne eure
Schuld, indem ihr, mit aller Anstren-
gung eures Vermögens, sie etwa nicht
besser machen konntet. Ergebt euch
darum in die Notwendigkeit und dul-
det und tragt und harret der Zeit.
Euer Schelten, falls es nicht etwa
selbst zu den Erziehungsmitteln ge-
hört und darum nicht sehr ernstlich
gemeint ist, ist völlig grundlos, falls
es ernstlich gemeint wäre. Fichte

Unsre Bilder und Noten

^^^er farbige Holzschnitt von Buchwald-Zinnwald, den wir mit dem
/ Steindruck vor unserm Heft wiedergeben, gehört für mich zu den allerbesten
Blättern der neueren deutschen Graphik. So einfach die Mittel sind —
was hier gegeben, i st große Kunst. Der würde sich freilich bittsr irren, der
glauben wollte, die „Simplizität"' und das „Grobschnittige", die täten's allein,
d i e brächten den Eindruck von Größe hervor. Wo sind denn die dritten und vier-
ten, wo ist auch nur der zweite nach Buchwald-Zinnwald, die in ihren Holzschnit-
ten den besondern Gindruck der Größe in solcher Weise mit dem Eindruck
„H eimat" verbinden könnten? Abrigens übcrschätze man auch die „Simplizi-
tät" in diesem kraftreichen Werke nicht. Eine Wolke wie diese wächst nur aus
sehr bewegtem Innenleben zu dem, was sich hier aus dem Gelagerten hebt. Auch
ist das Blatt meisterhaft gedrnckt, und diese Druckkunst ward von der Hand des
Künstlers selbsl geführt. Wie hier stark aufgetragen und noch ein Ton übergelegt,
wie dort gewischt, dort getupft wurde, das schuf auch am seelischen Ausdruck mit.
Ohne jede Gezwungenheit und doch mit souveräner Kühnheit ist hier ein nnmit-
telbar überzeugendes Shmbol entstanden. Welche Weite und Liefe in diesem
Stück Heimat und Freiheit, dessen Armut und Schlichtheit doch reich, erhaben
und mannigfalt ist! Freilich ist auch die Vervielfältigung des Men kleinen
Werkes fast überraschend gut gelungen — wir geben hier wirklich ein Kunst-
blatt, nicht nur eine Abbildung mit. Wirkt nicht jeder Druck der großen Auflage
noch wie ein Original-Handdruck?

Drei weitere Bilder bringen wir, um wieder an Fritz Hehders Kalender „Kunst
und Leben' zu erinnern, von dem man wohl sagen darf: >er ist ßetzt über die un-
vermeidlichen Kinderkrankheiten hinaus. Der Farbenfimmel der Bunt-Autotypie
tanzt immer noch in den Brcitpublikums-Zeitschriften, daß dem Menschen von
Auge weh wird, wenn aber überhaupt die Freude an Schwarz-Weiß gewachfen
ist und wächst, und damit die Freude an gesundem Handwerklichem und an künst-
lerisch Echtem, fo kann sich ber Hehdersche Kalender an dieser erfreulichen Lnt-
wicklung ein gutes Stück Verdienst zuschreiben. Wir sehen ein crstes Blatt in
den Text: F. W. Kleukens' „Dorfkirche". Hinter dem Hefte zeigt zuerst Hans
Soltmanns „Kind in der Hängematte" und dann zeigen Emil Pott-
ners „Elstern am Wasser", wie mannigfach die Wege des Hehderschen Kalenders
gehn. Wo Augen zu erziehen, zu üben, zu erfreuen sind, in solche.Häuser
dehört er,

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