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Kunstwart und Kulturwart — 35,2.1922

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Heft 8 (Maiheft 1922)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14435#0136

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innerhalb der heutigen Spekulation nnd
ihrer Veranstalter.

Bestehen bleibt ferner, daß sowohl
der Vayrische Staat als auch die <Ze-
ineinde Oppau, und wie die Arbeiter-
räte der Werke es zu Zeiten für not-
wendig hielten, ihre Unzufriedenheit nrit
dem Verhalten der Werkleitung in die-
ser Sache der Sffentlichkeit auszuspre-
chen. (Man vergleiche dazu: Frank-
furter Zeitung 5. (. 22 (. Morgenbl.,
6. (. 22 1. Morgenbl., (5. 3. 22 (. Mor-
genbl.). Emil Fuchs

„Aeiliger Stephan!"

ein Alterer unter uns, der sich nicht
dieser zwei Wörter als eines häufi-
gen Ausrufes aus seiner jüngeren Zeit
erinnert. Wenn irgend etwas Kurz-
sichtiges, Pedantisches, Spießerliches
zumal im Verkehrwcsen oder über-
haupt im Wirtschaftwesen zu beobach-
ten war, sicherlich, so kam er einem
von den Lippen. Denn, seit Heinrich
Stephan die Postkarte durchgesetzt, den
Weltpostverein angeregt und das Zehn-
pfennigporto cingeführt hatte, galt er
für den Patron aller verkehrstechnischen
Neuerungen von Frei- und Weitblick.

Nun ist er fünfundzwanzig Iahre
tot und die Wehmut von Gedenkarti-
keln widmct ihm Kränze. Wir wissen,
daß es nicht eigene Dummheit ist, was
fortwähreud bei uns das Reisen ver-
teuert und weiter einschränkt, das Brief-
schreibcn verteuert und einschränkt, den

Verkehr vermindert und mit dem Wan-
üel den Handel lähmt. Aber wenn die
Entente mit dem Blödsinn-Vertrage
von Versailles die Hauptschuld an
allen diesen verrückten Maßnahmen
trägt, die Alleinschuld daran trüge
sie nur, wenn sie jene Maßnahmen ge-
gen eine einmütigeOpposition allerDen-
kenden von rechts und links erzwänge.
Heiliger Stephan, erleuchte und hilf!

Begeisterung und Geschehen

ewöhnlich machen wir den Fehler,
die Iukunft nach einem augenblick-
lichen höheren Kraftgefühl zu berech-
nen und den Dingen um üns her die
Farbe unserer Schäferstunde zu geben.
Ich lobe die Begeisterung und liebe die
schöne ätherische Kraft, sich in eine
große Entschließung entzünden zu köu-
nen. Sie gehört zu dem besseren
Manne; aber sie vollendet ihn nicht.
Enthusiasmus ist der kühne kräftige
Stoß, der die Kugel in die Luft wirft;
aber derjenige hieße ja ein Lor, der
von dieser Kugel erwarten wollte, daß
sie ewig in dieser Richtung und ewig
mit dieser Geschwindigkeit auslaufen
sollte. Die Kugel macht einen Bogen,
denn ihre Gewalt bricht sich in der
Luft. Alle steigen und zielen nach dem
Zenith empor wie die Rakete; aber alle
beschrerben diesen Bogen und fallen
rückwärts zu der mütterlichen Erde.
Doch auch dieser Bogen ist ja so schön!

Schiller

Unsre Bilder und Noten

farbigen Entwurf „Drei Engel" geben wir den Lesern etwas
/ I Besondcres mit: ein der öffentlichkeit noch ganz unb ekanntes Brldchen
^"^^oon Anselm Feuerbach. Echt ist es ganz ohne Frage. Das Original er-
hielt der nun auch längst verstorbene sehr begabte Maler und Freund Feuerbachs
Lduard Seidel rm Iahr 18(t5 zu Düsseldorf von Anselm Feuerbach selbst. Serdel
muß es, wie schon aus der Rahmung hervorgeht, sehr hoch geschätzt haben. Ein
Kunstfreund erwarb es aus seinem Nachlasse. Ein Zettel von Seidels tzand
auf dcr Rückseite bestätigt die Echthcit. Auf der Neproduktion ist das Gelb zu
hell herausgekommen, auf dem Origrnale ist es von tiefstem goldigem Feuer. Von
diesem Feuer kehrt manches wieder, wenn man die Reproduktion aus der Bild-
fläche ausschneidet und dann auf dunklen Untergrund legt. Wir nröchten das
bcsonders denen empfehlen, die das merkwürdig schöne kleine Stück einrahmen
wollen.

Der schöne Steindruck von Stichling, dcr hinter unserm Heft wieder-
gegeben ist, geht vielleicht auf die Anregung aus irgerrd einer Zeichnung van
Goghs zurück. Vielleicht, bestimmt möchten wir das nicht sagen — aber wenn
 
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