Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstwart und Kulturwart — 35,2.1922

DOI Heft:
Heft 12 (Septemberheft 1922)
DOI Artikel:
Fischer, Eugen Kurt: Die neue Kunst und die Kirche, [3]
DOI Artikel:
Fischer, Aloys: Die Deutsche Gewerbeschau zu München, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14435#0355

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
bunden ist. Wir brauchen jenseits des kleinen Kreises der „absoluten Wer°
tung", auf den es freilich am meisten ankommt, Anerkennung der Stand--
punktwerte in Kirche und Kunst, wollen wir der Mannigfaltigkeit des Lebens
gerecht werden. Wie das Theater immer zum größeren Teil keine Ange-
legenheit der Kunst, sondern eine der Anterhaltung bleiben wird, so kann
die Kirche und ihre Kunst in der Mehrzahl ihrer Abwandlungen nur
Gleichgesinnten, nicht gleich Eingeweihten und Begnadeten dienen. Doch
der Gedanke an die Notwendigkeit einer „absoluten Kirche" muß bei den
Besten lebendig bleiben. Am ihretwillen lohnt sich das Ringen um einen
neuen Kanon kirchlicher Kunst. L. K. Fischer

Die Deutsche Gewerbeschau zu München

n.

^M-^^-as bedeutet die Gewerbeschau zunächst ausstellungstechnisch als Art
^/P^des „Arrangements" und der zusammenfassenden Darbietung der
deutschen gewerblichen Produktion? Worin besteht also die Leistung
nicht der einzelnen Aussteller, sondern der künstlerischen Ausstellungsleitung?
Man wird bei der Beantwortung dieser Frage billigerweise berücksichtigen
müssen, daß die Hallen von 1908 der einmal vorgegebene Raum waren,
mit dem jede Leitung hätte rechnen müssen, ebenso mußten die wesentlichen
Gewerbegruppen Keramik, Metallarbeiten, Tertilien, Möbelkunst, Leder-
industrie usw. als Linheiten, die irgendwie als solche sich zu präsentieren
hätten, hingenommen werden. Anter diesen Voraussetzungen blieb für
die Leitung als Feld ihrer künstlerischen Auswirkung nur die dekorative
Ausstattung der Räume: Teilung, Wandbehandlung, Lichtverteilung, die
Sichtung der angebotenen Schaustücke und die Bildung geschlossener Anter-
gruppen, soweit dies nach den gegebenen Raumverhältnissen und ohne
Zerreißung der großen Gruppeneinheiten möglich war. Geist, Erfahrung
und Können sind in den gebotenen Lösungen nicht zu verkennen, aber die
alten Methoden der Ausstellung sind nirgends verlassen, weder die (etwa
aus dem bayerischen Nationalmuseum bekannte) Zusammenstimmung des
jeweiligen Gesamtraums zu den in ihm vereinigten Einzelobjekten (wie
z. B. in der Kapellen- und Friedhofanlage sür das kirchliche und kultische
Kunstgewerbe, im Bücherladen, in den Zimmereinrichtungen, in dem gol-
denen Saal für die Vorführung der Kleiderstoffe), noch die (aus jüngeren
Kunstgewerbemuseen mit ihren Fachabteilungen geläufigen) systematischen
Äbersichten über ganze Gebiete (wie die Halle I für die mannigfaltigen
Zweige der Keramik, oder Halle II für die metallverarbeitenden Gewerbe).
Nur selten ist es gelungen, das Antersinken des Einzelobjekts in der Masse,
die Beeinträchtigung des Werkstückes durch die wimmelnde Nachbarschaft
verwandter hintanzuhalten, namentlich dort, wo die Bedingungen der Wir-
kung zur Isolierung von vornherein zwingen und zugleich fertige Methoden
(z. B. die Schaufensterdekoration) Fingerzeige geben. So wird es in der
Ausstellung der Bühnenbilder, im Korridor der Moden und in der Mode-
diele dem einigermaßen gesammelten Besucher nicht schwer fallen, scharf
umrissene Einzeleindrücke zu gewinnen und miteinander zu vergleichen,
trotzdem auch auf diesen Gebieten sehr vieles gezeigt wird. Aber das
einzelne Schauobjekt ist nicht nur durch die Glas- und Holzwände eines
Kastens vom Nachbar abgehoben, sondern durch raffinierte Raumeinteilung
wenigstens für den Zeitpunkt der Betrachtung völlig isoliert.
 
Annotationen