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https://doi.org/10.11588/diglit.34742#0001
THOMAS KOHL
Lokale
Das Leben der meisten Menschen des frühen
Mittelalters war weitgehend auf ihr unmittel-
bares räumliches Umfeld beschränkt. Doch wie
funktionierte dieses Zusammenleben in kleinen
Räumen? Welche Rolle spielten Groß- und
Kleinfamilien, Patronagebeziehungen, die vie-
len neuen und alten Kirchen sowie die Nachbar-
schaft in der Siedlung? Wem gehörte das Land,
auf welche Weise wurde es genutzt? Wie verän-
derten sich die Verhältnisse in der Zeit von 700
bis 1000? Ausgehend von diesen Fragen unter-
sucht die Studie für drei bayerische Kleinregio-
nen, in welcher Weise die Menschen - Freie wie
Unfreie, Männer wie Frauen - in die unter-
schiedlichen Beziehungsgeflechte eingebunden
waren. Im Mittelpunkt steht dabei ein neural-
gischer Moment für die frühmittelalterliche
Gesellschaft: die Übertragung von Grundbesitz
durch Schenkung, Tausch, Kauf oder Leihe.
Dabei zeigt sich deutlich das breite soziale
Spektrum der Personen, die an diesen Vor-
gängen beteiligt waren - der Kreis war dabei
keinesfalls nur auf Angehörige der höchsten
Adelsschichten beschränkt; es lassen sich deut-
liche Unterschiede in Besitzumfang und
Ansehen, in Mobilität und persönlichen Bezie-
hungen sowie in den kurz- und langfristigen
Handlungsmotiven erkennen.
Darüber hinaus wird deutlich, dass dörfliche
Gemeinschaftseinrichtungen wie Allmenden
und zum Teil auch gemeinsam erbaute Kirchen
eine wichtige Rolle spielten - deutliches Anzei-
chen eines dörflichen Zusammengehörigkeits-
gefühls zu einer Zeit, in der es nach gängiger
Forschungsmeinung noch gar keine Dörfer gab.
Gesellschaften
Formen der Gemeinschaft in Bayern vom 8. bis zum
10. Jahrhundert
THORBECKE