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1. Einleitung
Auch am Wallersee wurde der Siedlungsraum in der Untersuchungszeit noch
erweitert, zumindest lässt sich auch hier ein Beispiel für Verfestigung zunächst
namenloser Siedlungen finden: Als ein Isinhart und sein Sohn Wolchenhard
irgendwann in der Mitte des 8. Jahrhunderts Land an Salzburg schenkten, wurde
seine Lage als SMpcr Waüscc beschrieben^'. Als Wolchenhard und sein Bruder
Gumbolt später diese Schenkung erweiterten, lag das Land in Berg^A
Da für diese Region keine Versammlungsorte bekannt sind, lässt sich nur
vermuten, dass Seekirchen, der erste belegte Ort dieses Gebiets, als herzogliche
eine zentrale Rolle einnahm. Dafür spricht auch die Behauptung der
Salzburger Überlieferung, dass der heilige Rupert, der um die Wende vom 7. zum
8. Jahrhundert nach Bayern kam, hier eine Kirche gründete, die sein Bischofssitz
sein sollte^. Ein solcher Plan - der allerdings im Ansatz scheiterte - setzt eine
zentralörtliche Funktion, eigentlich sogar die Existenz einer Stadt voraus. Dass
zumindest letzteres eindeutig nicht der Fall war, ist sicherlich einer der Gründe für
die Verlegung des Sitzes nach Salzburg; eine wichtige Rolle im lokalen Gefüge ist
aber für Seekirchen dennoch anzunehmen. Auch für Seekirchen ist in der
Untersuchungszeit nur der Gewässername Lüm/arsc belegLA Mit dem benach-
barten Henndorf (Ho/n'ndor/) gab es wiederum einen Ort mit Lagebezeichnung
neben einem Fiskalort, allerdings ohne dass dort Fiskalgut belegt wäre^A
Hinweise auf eine zentrale Rolle gibt es nur noch für Irrsdorf, wo zwei Urkunden
ausgestellt wurderPA
Im Westen des Sees liegen mit Bayerham und südlich davon Seewalchen Orte,
die die ethnische Vielfalt des Gebiets zeigen, da hier die Baiuwaren des einen Orts
den Walchen, also Romanen, des anderen gegenüber gestellt sind. Zwei weitere
,,-walchen"-Orte, Straßwalchen und das benachbarte Roithwalchen, sind ebenfalls
Belege für Romanen, wie auch die Ortsnamen Eugendorf und Irrsdorf/Irrsberg,
die sich von romanischen Personennamen ableiten (Jubianus/Ursus^). Allerdings
zeigt der germanische Typ der Ortsnamensbildung, dass die Romanen wohl in der
Minderheit waren und die Toponyme von einer bayerischen Mehrheit oder
zumindest nach bayerischem Muster geprägt wurden. Südlich von Salzburg in der
Salzburger Romania war die Lage umgekehrt: Hier war die Mehrzahl der
Ortsnamen und wohl auch der frühmittelalterlichen Bevölkerung romanischen
Ursprungs^".
353 BN14,7.
354 BN 14,35.
355 BN 1, Gesta Hrodperti, c.6,159f.
356 In einer Aufzeichnung über die Gründungsausstattung nach der Abtrennung des Klosters
St. Peter von der Bischofskirche in Salzburg 987 setzt das Manuskript von 1004 LÜMLrsc und
das aus dem 13. Jahrhundert (Traditionen von St. Peter 1, in: SUB1253-55).
357 S.u. 3.2.4.
358 TM 57 (824.05.26), 62 (828.02.18).
359 Althochdeutsches Namenbuch 338, 561.
360 WOLFRAM, Salzburg 25f.
1. Einleitung
Auch am Wallersee wurde der Siedlungsraum in der Untersuchungszeit noch
erweitert, zumindest lässt sich auch hier ein Beispiel für Verfestigung zunächst
namenloser Siedlungen finden: Als ein Isinhart und sein Sohn Wolchenhard
irgendwann in der Mitte des 8. Jahrhunderts Land an Salzburg schenkten, wurde
seine Lage als SMpcr Waüscc beschrieben^'. Als Wolchenhard und sein Bruder
Gumbolt später diese Schenkung erweiterten, lag das Land in Berg^A
Da für diese Region keine Versammlungsorte bekannt sind, lässt sich nur
vermuten, dass Seekirchen, der erste belegte Ort dieses Gebiets, als herzogliche
eine zentrale Rolle einnahm. Dafür spricht auch die Behauptung der
Salzburger Überlieferung, dass der heilige Rupert, der um die Wende vom 7. zum
8. Jahrhundert nach Bayern kam, hier eine Kirche gründete, die sein Bischofssitz
sein sollte^. Ein solcher Plan - der allerdings im Ansatz scheiterte - setzt eine
zentralörtliche Funktion, eigentlich sogar die Existenz einer Stadt voraus. Dass
zumindest letzteres eindeutig nicht der Fall war, ist sicherlich einer der Gründe für
die Verlegung des Sitzes nach Salzburg; eine wichtige Rolle im lokalen Gefüge ist
aber für Seekirchen dennoch anzunehmen. Auch für Seekirchen ist in der
Untersuchungszeit nur der Gewässername Lüm/arsc belegLA Mit dem benach-
barten Henndorf (Ho/n'ndor/) gab es wiederum einen Ort mit Lagebezeichnung
neben einem Fiskalort, allerdings ohne dass dort Fiskalgut belegt wäre^A
Hinweise auf eine zentrale Rolle gibt es nur noch für Irrsdorf, wo zwei Urkunden
ausgestellt wurderPA
Im Westen des Sees liegen mit Bayerham und südlich davon Seewalchen Orte,
die die ethnische Vielfalt des Gebiets zeigen, da hier die Baiuwaren des einen Orts
den Walchen, also Romanen, des anderen gegenüber gestellt sind. Zwei weitere
,,-walchen"-Orte, Straßwalchen und das benachbarte Roithwalchen, sind ebenfalls
Belege für Romanen, wie auch die Ortsnamen Eugendorf und Irrsdorf/Irrsberg,
die sich von romanischen Personennamen ableiten (Jubianus/Ursus^). Allerdings
zeigt der germanische Typ der Ortsnamensbildung, dass die Romanen wohl in der
Minderheit waren und die Toponyme von einer bayerischen Mehrheit oder
zumindest nach bayerischem Muster geprägt wurden. Südlich von Salzburg in der
Salzburger Romania war die Lage umgekehrt: Hier war die Mehrzahl der
Ortsnamen und wohl auch der frühmittelalterlichen Bevölkerung romanischen
Ursprungs^".
353 BN14,7.
354 BN 14,35.
355 BN 1, Gesta Hrodperti, c.6,159f.
356 In einer Aufzeichnung über die Gründungsausstattung nach der Abtrennung des Klosters
St. Peter von der Bischofskirche in Salzburg 987 setzt das Manuskript von 1004 LÜMLrsc und
das aus dem 13. Jahrhundert (Traditionen von St. Peter 1, in: SUB1253-55).
357 S.u. 3.2.4.
358 TM 57 (824.05.26), 62 (828.02.18).
359 Althochdeutsches Namenbuch 338, 561.
360 WOLFRAM, Salzburg 25f.