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Kohl, Thomas; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Lokale Gesellschaften: Formen der Gemeinschaft in Bayern vom 8. bis zum 10. Jahrhundert — Mittelalter-Forschungen, Band 29: Ostfildern, 2010

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.34742#0280

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6.2 Die Zeugen der Agilolfingerzeit

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auf geführten Zeugen"". Zu diesen gehörten die nicht weiter bezeichneten Pern und
Liutfrid, die aus anderen Traditionen jedoch als Kleriker bekannt sind, und die
Diakone Ratolt und Am, letzterer der spätere Erzbischof von Salzburg. Sie
bildeten mit einigen anderen den Klerus der Freisinger Bischofskirche, die ^a/tni/Zt
Mariae, wie es bei ihrem ersten gemeinsamen Auftritt in Popos Schenkung
aus dem fahre 765 heißt"". Zusammen mit den anderen Klerikern Hununc,
Horskeo und Uualtrih, vermutlich dem späteren Bischof von Passau, bildeten sie
von dieser Zeit an bis zum Ende der 770er fahre die häufigste Zeugengruppe. Sie
wurden eindeutig mit ihrer Kirche identifiziert, so dass ein Freisinger Schreiber sie
einmal mit dem Zusatz ex nosfris von den anderen Zeugen einer Tradition
unterschiede Dabei entspricht ihre Reihenfolge in den Zeugenreihen stets ihren
Weihegraden; innerhalb der einzelnen Weihegrade wurde aber nicht nach dienst-
alter' gegliederte So stand Am als Diakon vor dem Diakon Ratolt, bis dieser 765
zum Priester geweiht und als solcher vor Am genannt wurde. Nach Arns
Priesterweihe 776 stand er wiederum vor Ratolt. So lässt sich auch bei Klerikern
eine soziale Reihung feststellenA
Insgesamt war diese Gruppe in 18 Fällen mit mindestens drei Vertretern
gemeinsam tätig, häufig bei Traditionen, die kirchliche Angelegenheiten wie
Schenkungen von Priestern oder die Übernahme in den Kleriker dienst betrafen.
Einige Mitglieder dieser Gruppe leisteten im fahre 776 für die bereits erwähnte
Großschenkung Scrots Zeugendienst. Im Amperraum bezeugten sie 772 zwei
Traditionen der Brüder Rihperht und Hunperht, die das Erbe ihre Mutter Adal-
suuind im Amperraum und nördlich davon an Freising schenkten. Für die
Tradition Hunperhts reisten die Freisinger Kleriker Pern, Ratolt und Horskeo
sogar nach Regensburg, während die Schenkung Rihperhts in Freising stattfand"".
Zwei fahre später waren sie bei der Schenkung Onolfs anwesend, der für das
Seelenheil seines ermordeten Sohnes Besitz in Glonn, Röhrmoos und (Mün-
chen-)Allach schenkte^. Nach 778 war die Gruppe nicht mehr zusammen tätig, da
einige ihrer Mitglieder Freising verließen. Auch Ratolt zog sich irgendwann nach
Feldmoching zurück, wo ihn 805/8, als er alt, schwach und von Kummer bedrückt
war, die Priester Liutfrid und Pern besuchten^.
Damit soll nicht gesagt sein, dass es in diesen Fällen nur die nieder-
geschriebenen, oft ausschließlich klerikalen Zeugen gab. Dies ist sogar angesichts
der meist sehr knapp gehaltenen Zeugenreihen der Agilolfingerzeit sehr unwahr -

65 Zeugen: Ratolt presMier, Tarchant presidfer, Pern, Am diaeoMMS, David, Liutfrid, geschrieben
von Horskeo eierieas.
66 TF 23 (765.05.17).
67 TF 63 (773.08.30).
68 S. Tabelle 2.
69 S. auch DlEPOLDER, Schäftlarn 182f., die davon ausgeht, dass von der Reihung nach Weihe-
alter nur Am und Uualtrih ausgenommen waren.
70 TF 46ab (772.08.18/28) in Ilmmünster, Haimhausen, Hohenbercha, Fürholzen und Giesen-
bach. Hunperht schenkte wiederum mit Zeugendiensten der Gruppe in TF 63 (773.08.30)
Besitz vermutlich in Ober(Unter)schweinbach nw. Fürstenfeldbruck.
71 TF 65 (774.03.30). Zu diesem Fall, der vermutlich im Kontext einer länger andauernden
Fehde stand, s.o. 4.2.3.
72 TF 220: Ad me ueMieMfiiws uisiiHiioais grätige et ip/irmifgfis meae eoasoiafores uiri religiös; LiMi/rid
presidfer ei Peru presMier.
 
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