Bubastis.
119
8. Bubastis (Tafel 18).
Die Gegenüberstellung von 172 und den sich ergänzenden 173/174 ist lohnend. Jenes ist
massiv, durch griechische Kunstübung nicht beeinflußt; dieses rein griechischer Technik. Der
rohe Körper des plumpen Weibes 172, ihr breites . Becken, die flachen, zusammen-
gepreßten Schenkel erinnern in der Form an die S. 74 erwähnte Bubastis (Abb. 47); 173,
174 in leichter Bewegung, eine üppige Erscheinung, eher eine voluminöse Levantinerin
als eine rassige Griechin, mit ägyptischem Kopfschmuck und der Frisur des aus- fi«"^
gehenden 2. Jahrh. n. Chr., aber in griechischer Tracht, ein griechisches Standinotiv.
Wie jene Bubastis trägt das nackte Weib auf dem 1. Arm das Bild einer sitzenden
Katze1), des heiligen Tieres der Bubastis, die selbst ehedem eine Katze war, auf dem
r. Arm einen Topf. Man sollte sie deswegen selbst für Bubastis halten, gelänge nur
der Nachweis, daß auch der Topf ihr Attribut ist. Die andere, 173/174, hält den ■
Topf auf der 1. Hand und schwingt in der R. das Sistrum; neben ihr, auf dem
Pfeiler, lagert die Katze2). Dazu zeigt eine Berliner Bronze (Nr. 17860, Abb. 75) eine
schreitende Göttin mit Katzenkopf3), Isismantel, den Topf auf der L., in der R.
das Sistrum. Wir tun darum gut, in all diesen Bildchen die Bubastis zu erkennen4). Abb ,6
In Herodots Zeit ist das Fest dieser Göttin in Bubastis unter außergewöhnlicher
Teilnahme und mit trunkener Ausgelassenheit vom Volk, vor allem den Frauen gefeiert worden5).
Sie ist — das darf man dem entnehmen — eine beliebte Göttin; Heiterkeit, Gesang, Tanz,
Musik gehören zu ihr; das Körbchen der Fruchtbarkeit haben von ihr der Patäke, Har-
pokrates, auch eine Euthenia übernommen. Sie muß darum auch selbst Fruchtbarkeit ge-
spendet haben (Anm. 5) und daher von den Frauen verehrt worden sein. Nach Herodot
1) Vgl. zur Haltung den Katzensarg aus Bronze, Berl. 2055, Erman, Rel.2 Fig. 111, S. 198.
2) Ausf. Verz.2 S. 367 wird diese für einen Hund gehalten, das ganze darum Isis-Sothis genannt. Abgesehen vom Topf
zeigt die stereotype Wiedergabe des Bildes dieser Göttin andere Attribute (oben S. 40). Dazu ist die Katze auch ge-
sichert durch die sicheren Parallelen -Taf. 38; die Seitenansicht, das Drehen des Kopfes (um 90°) gegen den Beschauer, auch
das Einschlagen des Schwanzes, (woran mich G. Möller erinnert) sind charakteristisch für die
Typen der römischen Zeit (vgl. auch die Sphinx Nr. 420).
3) Der Typus ist Nachbildung eines altägyptischen: vgl. oben Abb.47; die Fig. Berlin 11554 =
Erman, Rel.2, Fig. 15, wo die Katzenköpfige r. das Sistrum schüttelt, 1. ein Körbchen, einen Katzen-
kopf m. Sonnenscheibe hält. Über d. Isismantel s. unten Anm. 12. Vgl. auch die katzenköpfige Göttin
mit äg. Frisur bei Edgar, Greek Moulds pl. IX, 32072, vgl. 32073; ein Ex. in Hildesheim m. Isis-
mantel, Topf am Boden, r. Sistrum? Vielleicht auch hierher die merkwürdige Terr. in Marseille,
Maspero Cat. 1095. Reizend ein Figürchen in Bonn, Ak. Kunstmus. Inv. 456 (H. 10 cm, Abb. 76).
Schreitende, katzenköpfige Bubastis, ebenfalls im Isismantel, in der R. eine hohe Fackel, unter dem
1. Arm zwei Vögel. (Sind hier Kult- und Genremotiv vereint?) Auch 175 muß hierher gehören, wie
der Vergleich mit der Anm. 4 angeführten Bronzen und den Terrakotten, Petrie, Ehnäs LI, 116
Abb. 77. bis 119 lehrt. Besonders Petrie 116, das auch stilistisch dem unsrigen nahesteht (die Datierung von Abb. 78.
118 u. 119 halte ich für zu spät!) zeigt die typische Haltung der r. Hand mit dem Sistrum wie 119,
1. den Korb der Bubastis, 121, die 1. das Kind trägt — wir haben Bubastis oben zum Kreis der Patäken gezogen, S. 75 ff. (gehört
auch 362 dazu?); so haben wir das Recht, ihnen allen den Namen „Bubastis“ beizulegen. Damit wird auch das Köpfchen,
Petrie, XLIX, 92 hierher gezogen werden müssen, das mit 116 sich deckt und unsere 362 Taf. 33 erklärt. Wir haben
also zum mindesten versuchsweise diesen scheinbaren Negertypus mit einer Auffassung der Göttin zu identifizieren.
4) Darum ist auch die kleine Bronze, Berlin 2526: „Isis mit Sonne, in der Hand ein Sistrum“, in langem Chiton und
Mantel wie Demeter (Taf. 28), eher eine Bubastis als eine Isis. Der Topf auf der 1. Hand ist abgebrochen.
5) Herod. II, 60. Erman, Rel.2 200 (Datum: S. Hibeh 27, 145 und Note). Die Worte α? δέ άνασνοονται άνιστάμεναι
scheinen gut illustriert zu werden durch einzelne Terrakotten (z. B. zwei Ex. in der Slg. v. Bissing, aus Sakkara, Abb. 77,
andere ehemals in Slg. Pugioli), die stehende bekränzte Frauen zeigen, die ihren Chiton bis in Leibeshöhe aufgehoben haben
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8. Bubastis (Tafel 18).
Die Gegenüberstellung von 172 und den sich ergänzenden 173/174 ist lohnend. Jenes ist
massiv, durch griechische Kunstübung nicht beeinflußt; dieses rein griechischer Technik. Der
rohe Körper des plumpen Weibes 172, ihr breites . Becken, die flachen, zusammen-
gepreßten Schenkel erinnern in der Form an die S. 74 erwähnte Bubastis (Abb. 47); 173,
174 in leichter Bewegung, eine üppige Erscheinung, eher eine voluminöse Levantinerin
als eine rassige Griechin, mit ägyptischem Kopfschmuck und der Frisur des aus- fi«"^
gehenden 2. Jahrh. n. Chr., aber in griechischer Tracht, ein griechisches Standinotiv.
Wie jene Bubastis trägt das nackte Weib auf dem 1. Arm das Bild einer sitzenden
Katze1), des heiligen Tieres der Bubastis, die selbst ehedem eine Katze war, auf dem
r. Arm einen Topf. Man sollte sie deswegen selbst für Bubastis halten, gelänge nur
der Nachweis, daß auch der Topf ihr Attribut ist. Die andere, 173/174, hält den ■
Topf auf der 1. Hand und schwingt in der R. das Sistrum; neben ihr, auf dem
Pfeiler, lagert die Katze2). Dazu zeigt eine Berliner Bronze (Nr. 17860, Abb. 75) eine
schreitende Göttin mit Katzenkopf3), Isismantel, den Topf auf der L., in der R.
das Sistrum. Wir tun darum gut, in all diesen Bildchen die Bubastis zu erkennen4). Abb ,6
In Herodots Zeit ist das Fest dieser Göttin in Bubastis unter außergewöhnlicher
Teilnahme und mit trunkener Ausgelassenheit vom Volk, vor allem den Frauen gefeiert worden5).
Sie ist — das darf man dem entnehmen — eine beliebte Göttin; Heiterkeit, Gesang, Tanz,
Musik gehören zu ihr; das Körbchen der Fruchtbarkeit haben von ihr der Patäke, Har-
pokrates, auch eine Euthenia übernommen. Sie muß darum auch selbst Fruchtbarkeit ge-
spendet haben (Anm. 5) und daher von den Frauen verehrt worden sein. Nach Herodot
1) Vgl. zur Haltung den Katzensarg aus Bronze, Berl. 2055, Erman, Rel.2 Fig. 111, S. 198.
2) Ausf. Verz.2 S. 367 wird diese für einen Hund gehalten, das ganze darum Isis-Sothis genannt. Abgesehen vom Topf
zeigt die stereotype Wiedergabe des Bildes dieser Göttin andere Attribute (oben S. 40). Dazu ist die Katze auch ge-
sichert durch die sicheren Parallelen -Taf. 38; die Seitenansicht, das Drehen des Kopfes (um 90°) gegen den Beschauer, auch
das Einschlagen des Schwanzes, (woran mich G. Möller erinnert) sind charakteristisch für die
Typen der römischen Zeit (vgl. auch die Sphinx Nr. 420).
3) Der Typus ist Nachbildung eines altägyptischen: vgl. oben Abb.47; die Fig. Berlin 11554 =
Erman, Rel.2, Fig. 15, wo die Katzenköpfige r. das Sistrum schüttelt, 1. ein Körbchen, einen Katzen-
kopf m. Sonnenscheibe hält. Über d. Isismantel s. unten Anm. 12. Vgl. auch die katzenköpfige Göttin
mit äg. Frisur bei Edgar, Greek Moulds pl. IX, 32072, vgl. 32073; ein Ex. in Hildesheim m. Isis-
mantel, Topf am Boden, r. Sistrum? Vielleicht auch hierher die merkwürdige Terr. in Marseille,
Maspero Cat. 1095. Reizend ein Figürchen in Bonn, Ak. Kunstmus. Inv. 456 (H. 10 cm, Abb. 76).
Schreitende, katzenköpfige Bubastis, ebenfalls im Isismantel, in der R. eine hohe Fackel, unter dem
1. Arm zwei Vögel. (Sind hier Kult- und Genremotiv vereint?) Auch 175 muß hierher gehören, wie
der Vergleich mit der Anm. 4 angeführten Bronzen und den Terrakotten, Petrie, Ehnäs LI, 116
Abb. 77. bis 119 lehrt. Besonders Petrie 116, das auch stilistisch dem unsrigen nahesteht (die Datierung von Abb. 78.
118 u. 119 halte ich für zu spät!) zeigt die typische Haltung der r. Hand mit dem Sistrum wie 119,
1. den Korb der Bubastis, 121, die 1. das Kind trägt — wir haben Bubastis oben zum Kreis der Patäken gezogen, S. 75 ff. (gehört
auch 362 dazu?); so haben wir das Recht, ihnen allen den Namen „Bubastis“ beizulegen. Damit wird auch das Köpfchen,
Petrie, XLIX, 92 hierher gezogen werden müssen, das mit 116 sich deckt und unsere 362 Taf. 33 erklärt. Wir haben
also zum mindesten versuchsweise diesen scheinbaren Negertypus mit einer Auffassung der Göttin zu identifizieren.
4) Darum ist auch die kleine Bronze, Berlin 2526: „Isis mit Sonne, in der Hand ein Sistrum“, in langem Chiton und
Mantel wie Demeter (Taf. 28), eher eine Bubastis als eine Isis. Der Topf auf der 1. Hand ist abgebrochen.
5) Herod. II, 60. Erman, Rel.2 200 (Datum: S. Hibeh 27, 145 und Note). Die Worte α? δέ άνασνοονται άνιστάμεναι
scheinen gut illustriert zu werden durch einzelne Terrakotten (z. B. zwei Ex. in der Slg. v. Bissing, aus Sakkara, Abb. 77,
andere ehemals in Slg. Pugioli), die stehende bekränzte Frauen zeigen, die ihren Chiton bis in Leibeshöhe aufgehoben haben