Suchos und Pramarres (Nr. 214). Totengöttin. 143
Maß: II. 15,2 cm. — Herkunft: Unbekannt. Geschenk von Herrn v. Bissing. — Material:
Gelbbrauner, mehligweicher Ton. Reste von Weiß und Rosa. — Erhaltung: War in mehrere
Stücke zerbrochen. Es fehlen Stücke der Beine. — Literatur: Ausführl. Verzeichnis2, S. 369. —
Erwähnt: 10, 2; 138f.
15. Toteilgöttin (Tafel 21, 22).
An die Kalathosfrau 200—207 schließen wir aus äußeren Gründen andere weibliche
Figuren an, die unter sich durch die Tracht und ähnliche Gesten verbunden sein mögen.
I. Eine frontal stehende Frau, nackt, mit breiten Formen. Gedrehte Reifen schmücken
Arm- und Fußgelenke; man sieht Spuren von Bändern auf dem Körper wie bei den vorigen,
Löcher für Ohrringe. Reihig, kranzartig gescheitelt, kokett nach den Schultern auslaufend,
umschließt die sorgsam geordnete, am Wirbel geknotete Frisur das Gesicht. Jegliches Attribut
fehlt. Sie breitet seitwärts nach unten die Arme aus — an Stümpfen freilich, kaum in Ober-
armslänge, sitzen die geöffneten Hände (215, 216). Ein zweites Exemplar trägt einen Kranz
um den Hals (s. Anm. 9) und natürlich krauses Haar.
Die Formen sind zu genau modelliert, als daß etwa Stümperei die Abnormität verschuldet
hätte. (Auch auf die oberägyptische Herkunft kann man keinen besonderen Nachdruck legen.)
Die bewußt angebrachte Mißbildung fordert eine Erklärung. Wir kennen Ähnliches aus den
Grabfunden der vorhellenistischen bis hinauf in die prähistorische Zeit, Frauenfiguren (Diene-
rinnen?), an denen „der untere Teil der Beine fortgelassen ist, als wollte man sie am Ent-
rinnen aus dem Grabe hindern"1); aber bei ihnen ist die Verstümmelung vollständig, ist nie
eine Verkümmerung eines Zwischenglieds. Das erschwert den Vergleich, selbst wenn man der
zähen ägyptischen Tradition viel zutraut. Es läge dann nahe, an Dienerinnen zu denken; aber
der Gestus der Hände ist damit nicht hinreichend gedeutet. Wer mag sich hinter ihr verbergen?
II. Die Oberarme an den Körper pressend, mit geöffneten Händen, ungefähr rechtwinklig
die Unterarme nach den Seiten erhebend, in der Stellung der vorigen eine zweite2). Eine
Stephane oder Kränze mit Blättern, Ohrringe, eine Kette mit lanzettförmigen Anhängern, oder
ein Herzamulet am gedrehten Band, schwere gedrehte Reifen um Hand- und Fußgelenke 3);
von den Schultern herab ein Schal, zwischen den ausgezogenen Brüsten eine naosförmige Brust-
tafel, das ist der Aufputz, in dem diese erscheint (217, 218); in der Brusttafel4) steht einmal
eine Trias männlicher Götter, ein griechischer Harpokrates zwischen einem widderköpfigen
(Chnum?) und einem menschenköpfigen ägyptischen Stils mit einer (Atef-?) Krone; im anderen
mit ausgebreiteten Armen sitzend eine Frau — sie begegnet uns in den folgenden Typen.
Nichts deutet an, daß eine Göttin dargestellt sei; aber nichts zwingt auch, sie für eine
Sterbliche zu halten (Götter sowohl wie Menschen tragen die Amulette).
!) Erman, Religion2 146 und Fig. 90; vgl. Fig. 82, S. 132, wo die Arme ganz fehlen. Schaefer, Amtliche Berichte 1913,53f.
Ägyptische Kunst S. 23 Nr. 6; vgl. auch die ätiolog. Legende Herodot II, 131.
2) Beachte den Gegensatz zwischen den freien (1) und erstarrten (2) Formen und Bewegungen. Das eine ist eine Stuck-
figur. Antike Zeugnisse über ^ao^ara &x ytyov b. Blümner, Terminol. Technologie II, 140, 145b. 218 stammt aus den
Ausgrabungen Schmidts in Salamune, die nach dem Bericht Äg. Zeitschr. 1896, 81 hauptsächlich einem Massengrab ge-
widmet waren. Hat die Figur auch bei einer Leiche gelegen? vgl. oben S. 4, Anm. 18.
3) Schreiber, Kom esch-Schukafa (Sieglin Exp. I) 223, 66: „an den Füßen Zeugschuhe".
4) Vgl. meinen „Hermestempel" S. 28 Nr. 33 und das Original Berlin 9470 — ebd. Nr. 32, oder Hilton Price Coll. 11,
pl. VII Nr. 4167.
Maß: II. 15,2 cm. — Herkunft: Unbekannt. Geschenk von Herrn v. Bissing. — Material:
Gelbbrauner, mehligweicher Ton. Reste von Weiß und Rosa. — Erhaltung: War in mehrere
Stücke zerbrochen. Es fehlen Stücke der Beine. — Literatur: Ausführl. Verzeichnis2, S. 369. —
Erwähnt: 10, 2; 138f.
15. Toteilgöttin (Tafel 21, 22).
An die Kalathosfrau 200—207 schließen wir aus äußeren Gründen andere weibliche
Figuren an, die unter sich durch die Tracht und ähnliche Gesten verbunden sein mögen.
I. Eine frontal stehende Frau, nackt, mit breiten Formen. Gedrehte Reifen schmücken
Arm- und Fußgelenke; man sieht Spuren von Bändern auf dem Körper wie bei den vorigen,
Löcher für Ohrringe. Reihig, kranzartig gescheitelt, kokett nach den Schultern auslaufend,
umschließt die sorgsam geordnete, am Wirbel geknotete Frisur das Gesicht. Jegliches Attribut
fehlt. Sie breitet seitwärts nach unten die Arme aus — an Stümpfen freilich, kaum in Ober-
armslänge, sitzen die geöffneten Hände (215, 216). Ein zweites Exemplar trägt einen Kranz
um den Hals (s. Anm. 9) und natürlich krauses Haar.
Die Formen sind zu genau modelliert, als daß etwa Stümperei die Abnormität verschuldet
hätte. (Auch auf die oberägyptische Herkunft kann man keinen besonderen Nachdruck legen.)
Die bewußt angebrachte Mißbildung fordert eine Erklärung. Wir kennen Ähnliches aus den
Grabfunden der vorhellenistischen bis hinauf in die prähistorische Zeit, Frauenfiguren (Diene-
rinnen?), an denen „der untere Teil der Beine fortgelassen ist, als wollte man sie am Ent-
rinnen aus dem Grabe hindern"1); aber bei ihnen ist die Verstümmelung vollständig, ist nie
eine Verkümmerung eines Zwischenglieds. Das erschwert den Vergleich, selbst wenn man der
zähen ägyptischen Tradition viel zutraut. Es läge dann nahe, an Dienerinnen zu denken; aber
der Gestus der Hände ist damit nicht hinreichend gedeutet. Wer mag sich hinter ihr verbergen?
II. Die Oberarme an den Körper pressend, mit geöffneten Händen, ungefähr rechtwinklig
die Unterarme nach den Seiten erhebend, in der Stellung der vorigen eine zweite2). Eine
Stephane oder Kränze mit Blättern, Ohrringe, eine Kette mit lanzettförmigen Anhängern, oder
ein Herzamulet am gedrehten Band, schwere gedrehte Reifen um Hand- und Fußgelenke 3);
von den Schultern herab ein Schal, zwischen den ausgezogenen Brüsten eine naosförmige Brust-
tafel, das ist der Aufputz, in dem diese erscheint (217, 218); in der Brusttafel4) steht einmal
eine Trias männlicher Götter, ein griechischer Harpokrates zwischen einem widderköpfigen
(Chnum?) und einem menschenköpfigen ägyptischen Stils mit einer (Atef-?) Krone; im anderen
mit ausgebreiteten Armen sitzend eine Frau — sie begegnet uns in den folgenden Typen.
Nichts deutet an, daß eine Göttin dargestellt sei; aber nichts zwingt auch, sie für eine
Sterbliche zu halten (Götter sowohl wie Menschen tragen die Amulette).
!) Erman, Religion2 146 und Fig. 90; vgl. Fig. 82, S. 132, wo die Arme ganz fehlen. Schaefer, Amtliche Berichte 1913,53f.
Ägyptische Kunst S. 23 Nr. 6; vgl. auch die ätiolog. Legende Herodot II, 131.
2) Beachte den Gegensatz zwischen den freien (1) und erstarrten (2) Formen und Bewegungen. Das eine ist eine Stuck-
figur. Antike Zeugnisse über ^ao^ara &x ytyov b. Blümner, Terminol. Technologie II, 140, 145b. 218 stammt aus den
Ausgrabungen Schmidts in Salamune, die nach dem Bericht Äg. Zeitschr. 1896, 81 hauptsächlich einem Massengrab ge-
widmet waren. Hat die Figur auch bei einer Leiche gelegen? vgl. oben S. 4, Anm. 18.
3) Schreiber, Kom esch-Schukafa (Sieglin Exp. I) 223, 66: „an den Füßen Zeugschuhe".
4) Vgl. meinen „Hermestempel" S. 28 Nr. 33 und das Original Berlin 9470 — ebd. Nr. 32, oder Hilton Price Coll. 11,
pl. VII Nr. 4167.