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Weber, Wilhelm; Königliche Museen zu Berlin / Ägyptische Abteilung
Mitteilungen aus der Ägyptischen Sammlung: Text — Berlin, 2.1914

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174

Dionysos und sein Kreis (Nr. 291—292). Hermes.
Ringen, jeder von einer Traube ausgefüllt, verschlingen. Seitlich an den Rändern zwei fackel-
artige Rundleisten, ovale Öffnungen.
Rückseite: Kein Brennloch.
Maß: H. 15,2 cm. — Herkunft: In Kairo gekauft. — Material: Lederbrauner Ton. — Er-
haltung: Ein Stück des verjüngten Endes fehlt. — Erwähnt: 68, 145; 172.
292. Halter mit Masken. (Tafel 28.)
Berlin 13231. Schlanker, fast trompetenförmiger Halter. Zwischen zwei wellenartig auf-
steigenden Reben (Stricken?) vier Masken übereinander, in ungleichem Abstand. Über der nach
außen gebogenen, ellipsenförmigen Mündung eine Silensmaske: Kahlkopf, dickes Gesicht mit
Stumpfnase und fünf strahlenartig abstehenden Bartzotteln. Dicht darüber ein Frauenkopf: kurze
Locken seitlich, Scheitel in der Mitte, dickes Gesicht. In einigem Abstand männliche Maske:
struppiges Haar, Hörner(?), Stirnfalte, abstehende Ohren, geöffnetes grinsendes (?) Maul. 4. Maske
oben: Frau(?), Drehlocken bis über die Ohren, zwei seitlich geknotete Binden über der Stirn.
Rückseite: Kein Brennloch.
Maß: H. 21,5 cm. — Herkunft: Durch Dr. Reinhardt erworben. — Material: Feiner, dunkel-
rotbrauner Ton; Reste von Weiß. — Erhaltung: Am verjüngten Ende abgebrochen. Masken
bestoßen. — Erwähnt: 172.
24. Hermes (Tafel 28).
1. Die kleine archaisierende Herme1), die von griechischer Hand stammt, bezeugt, daß
eine der rein griechischen Formen des Gottes 2) auch im hellenisierten Ägypten bisweilen 3)
sich hielt; denn gewöhnlich4) hat man das Bild des Hermes durch fremde Zutaten ergänzt,
um der Gleichung des Gottes mit dem Ägypter Thoth gerecht zu werden5); oder man hat auf
andere Gestalten des ägyptischen Pantheon, die man hellenisierte, einzelne Züge des Hermes-
bildes übertragen 6); so wurden Anubis 7) als Seelengeleiter, so auch Hermanubis 8), Antinoos 9)
Träger des Kerykeion, obwohl der allgemeine Charakter ihrer Bilder mehr mit anderen als
mit Hermestypen sich deckten.

') Sicher ein Nippfigürchen; die Scheibe unter dem 1. Querarm wird, da ein Stengel sichtbar zu sein scheint, eine
Blume sein, vielleicht eine Nelke, aOTeQtor (Wellmann bei Frickenhaus, Tiryns 121 ff., Abb. 48).

2) Damit ist keineswegs bewiesen, daß es ein „griechischer" Hermes sein muß; vgl. den 'E^% Alfanos in Rom,
meinen „Hermestempel", S. I ff.

3) Das Anm. 2 genannte Beispiel zeigt in Rom ein griechisches Bild für den ägyptischen Gott.

4) Charakteristisch: das Blatt auf Scheitelhöhe, das Furtwängler fälschlich für eine Feder hielt (Lit.: Meine „drei Unter-
suchungen" S. 17; Perdrizet, Coll. Fouquet 27); vgl. z. B. die Herme des jugendl. Gottes, Petrie, Rom. Ehnäs LXIX A d; die
Münzen Dattari, Taf. XVI, 1388, 1391, 2633, 3921, 5921; dazu das Blatt bei „Hermanubis", Dattari, Taf. XVI. Ruben-
sohn, Arch. Anz. 1906, 142, Fig. 13, ungenau Perdrizet, Coll. Fouquet, Nr. 39, S. 27; 2 Stücke bei Arndt; bei dem
Hermes-Thoth der Gaumünzen, Dattari, Taf. XXXVI. Es ist noch nicht erklärt, warum er es trägt, auch nicht, warum
alle Hermestypen es zeigen. — Die Attribute Kerykeion und Ibis auf der Hand bei dem Hermes-Thoth von Hermopolis (in der
oben genannten Münze); die L. umschließt den Ibis, Petrie, Roman Ehnäs, XLVI, 16; der Kynokephal sitzt neben dem
griechischen Typus mit Mäntelchen, Flügelscheiben, Kerykeion, Abb. 66 nach Petrie, Roman Ehnäs pl. XLVIII; der Kyno-
kephal auf der Hand, Kerykeion, Atefkrone, Gaumünze v. Hermopolis, Dattari 6266, Taf. XXXIV. (Hierher auch die Tat-
sache, daß der griechische Gott in einem Tempelchen ägyptisierender Form verehrt wird, Anm. 2.)

5) Über Hermes, die Hermetik (Reitzenstein, Zielinski, Kroll) und ihre Wirkung zu reden, ist hier nicht der Ort.

6) Die Trennung scheint mir nötig, da der „Hermanubis"typ, Anubis, der Anm. 4 genannte, auf ganz verschiedene
Herkunft schließen lassen.

7) Anubis mit Schakalskopf und Hermeskörper, Gewand und Kerykeion, z. B. die Vatikan. Statue, Marucchi, Museo Vat.,
Egizio Nr. 45, 46. Der Kalathos, die Manteltracht, die Locken weisen in ganz andere Kreise.

8) Lit. Anm. 4, oben S. 24 ff.

9) Meine Untersuchungen, S. 24 ff.
 
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