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Weber, Wilhelm; Königliche Museen zu Berlin / Ägyptische Abteilung
Mitteilungen aus der Ägyptischen Sammlung: Text — Berlin, 2.1914

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224

Frauen (Nr. 390—391). Kinder.

390. Frauenköpfchen. (Tafel 35.)
Berlin 8040. Das längliche Gesicht wird bis hinab über die Ohren (Löcher für Ohrringe in
Kinnhöhe durchgestochen) von einem Kranz kurzer Drehlöckchen in steilem Bogen eingerahmt.
Dahinter, fast senkrecht in die Höhe steigend, ein mächtiger, breit sichelförmiger Aufbau aus
vier übereinanderliegenden Reihen ringförmig aufgerollter, kleiner Locken. Über dieser Fassade,
am oberen Rande entlang laufend wird ein dicker, strickartig gedrehter Zopf sichtbar, der dann
seitlich am Hinterkopf verschwindet.
Rückseite: Die Haare wohl stark in die Höhe gekämmt und zu einem dicken Zopf gedreht,
der ovaj den platten Hinterkopf umschließt und das Lockengestell stützt, so daß die Rückseite
einer flachen länglichen Schüssel mit geriefeltem Rand gleicht.
Maß: H. 7,4 cm. — Herkunft: Angeblich aus Sakkara. — Material: Rotbrauner Ton. — Erhal-
tung: In Halsmitte gebrochen. — Arbeit: Unten geschlossen. Beide Schalen sehr flach. (Augen
nicht ausgeführt.) — Erwähnt: 215; 216; 217.

391. Frauenköpfchen. (Tafel 35.)
Berlin 10094. Das Gesicht voll und jugendlich (wie 389) wird von nimbusartig abstehender
und nach oben hochgetürmter Frisur umrahmt. Die Vorderhaare, steil gescheitelt, in je 6 einzelne
Strähnen geteilt, toupiert und zu scharfen kleinen Krauswellen gekreppt, sind seitlich breit zurück-
genommen (Ohren verdeckt, Löcher für Ringe in Kinnhöhe), so daß sie locker den winzigen
Kopf umstehen. Quer über dem (sehr steilen) Scheitel ein breites Nest aus ihrem gekreppten,
natürlichen Haar, das auch aus dem Nacken hinaufgezogen ist. Über dem Nest schleifenartig
aufgelegt vier sehr schmale Zöpfchen, die in der Mitte von ringförmigem Knoten umschlungen,
zu beiden Seiten des Haarknotens herunterfallen. Loch für Haarpfeil.
Rückseite: Ähnlich wie 390. Zopf tellerartig rundgelegt, zwischen Hals und Zopfkranz
noch ein Teil der den Hinterkopf hinaufgekämmten Nacken- und Seitenhaare sichtbar (keine
Ohrringlöcher). Ist der Zopfkranz nicht mechanisch (ähnlich 390) ausgeführt? Wo ist die
Rückseite des ringförmigen Knotens? Ist das untere Ende in die aufgerafften Nackenhaare
eingesteckt?
Maß: H. 9,8 cm. — Herkunft: Aus Medinet el-Faijum. — Material: Lehmbrauner Ton. —
Erhaltung: Bruch unter der Halsfalte. — Arbeit: Unten geschlossen. Formen flach. Ungleich und
nicht ganz klar in der Ausführung von Vorder- und Rückseite. — Erwähnt: 215; 216, 9; 217.

22. Kinder (Tafel 36).
Unter den wenigen Kinderstücken, die von göttlichen Beziehungen frei sind1), ist nur eines,
399, das seiner Technik wegen — es ist massiv — von der gemeingriechischen Übung abweicht: das
mit einfachen Mitteln frisch modellierte Köpfchen eines garstigen, grinsenden Nubierbuben. Von
den anderen sind die meisten im Hellenismus allerorts beliebte Motive; das dicke Baby, das seinen
Vogel rupft (392)2), der Kleine im Hemdchen und der Kapuze, der sein Hündchen neckt3), der

1) 398, zu dem Nr. 69 zu vergleichen ist, steht auf der Tafel nicht zu recht, so wenig wie 362a (zu Tafel 33).

2) Herzog, Österr. Jahresh.VI, 215 ff., 234, Fig, 126, dazu eine Terr. bei Arndt, s. auch Anm. 4.

3) Das Motiv schon älter als 300 v. Chr. Heubach, Das Kind in der griech. Kunst. Vgl. viele Parallelen, Reisch,
Strena Helbig. 248, Schreiber, Kom esch-Schukafa, Tafel LXVIII, Text S. 11. Ganz abgedroschen Schmidt, Choix de
monum. pl. XXXV1I1, Fig. 98.
 
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