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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 28.1913-1914

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6. Heft
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Schreder, Karl: Der Albrecht-Dürer-Bund in Wien
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Rittland, Klaus: Die Ehen des Herrn von Brenkhusen, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.31172#0180

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MODERNE KUNST.

71

<laß sie ein junger Künstler schafft, verdient um so mehr Anerkennung. Unter
den Plastikern des Bundes macht sich vor allen Artur Winder durch seine
außerordentliche Qualität bemerkbar. Seine „Lady Godiva“ bedarf keines be-
sonderen Rühmens, denn jeder merkt, daß daran ein vollwertiger Künstler von
noblem Empfinden gearbeitet hat.
Aus der Mitgliederschaft des Bundes mögen noch die Maler Robert Scheffer,
Theodor Freiherr von Ehrmanns, Georg Drah, Karl Lorenz, Fritz Lach, Alfred

Irasek, Rudolf Vodicka und die Plastiker Franz Sautner, Rudolf Winder und
Franz Zelezny rühmend hervorgehoben sein.
Das frische Streben des Albrecht-Dürer-Bundes, der Fleiß und die Leistungs-
kraft, die seine Mitglieder entwickeln, bekunden, daß alle, die sich unter diesem
Zeichen vereinigt haben, es sich zur Ehre rechnen unter dem Patronat des
großen deutschen Meisters zu stehen, und daß jeder einzelne,' trachtet dieses
hohen Namens sich als würdig zu erweisen.


dßs JfJßrrn üon J)renl|lftisßn.
Von Klaus Rittland (Elisabeth Heinroth),

[Fortsetzung.]
o sehr war Annelieses Leben jetzt mit dem Brenkhusens verwachsen,
daß es ohne ihn auseinanderzufallen schien; alles, was sie dachte und
trieb, kam ihr vor wie etwas Wesenloses, die Erlebnisse wie Bilder,
denen der Hintergrund fehlte, die im leeren Raume schwebten, seit der liebe

Copyright 1913 by Rieh. Bong.
Zeitschrift gefunden hatte und der ihn interessieren mußte — und was
hatte sie innerlich für ihn aufgespeichert: diese Fülle guter, freundlicher
Dinge, die ihm wohltun würden; wie zu einem hohen Feste hatte sie sich
seelisch geschmückt für diese erste glückliche Wiederkehrstunde.



Artur Winder (Albrecht-Dürer-Bund, Wien): Lady Godiva.

Gefährte fern war, bei dem sie allzeit Verständnis für ihre Freuden und
Sorgen fand. Annelise erschien Fremden als sehr selbständig. Aber der
Grund ihres Wesens war echt weibliches, sehnsüchtiges Anschmiege-
bedürfnis. Und der Freund leitete jetzt all ihre Schritte — ohne daß er
es wußte. Er war seelisch ihre oberste Instanz in allen Fragen. Selbst
wenn sie ihm widersprach und ihn zu tyrannisieren schien — innerlich
strebte all ihr Wünschen und Wollen doch nur dem einen Ziele zu: ihm
näherzukommen, eins mit ihm sich zu fühlen.
Schon unzählige Male hatte sie das erste Teestündchen vorgekostet,
das sie nach seiner Rückkehr genießen würden. Sie hatte allerlei Über-
raschungen für ihn bereit: einen kleinen, seltenen alten Stich, den sie
für ihn aufgetrieben hatte — ein Bild von Novalis — er sammelte Porträt-
stiche, einen hübschen Rahmen in Brandmalerei, den sie für ihn ge-
arbeitet — einen sehr guten Aufsatz über Walter Pater, den sie in einer

Bleischwer kroch die Zeit dahin. Schon dämmerte es im Garten.
Annelise fröstelte. Aber der Kranke sträubte sich, die Veranda zu ver-
lassen. Annelise war jetzt ruhiger geworden. Für heute hoffte sie nicht
mehr. Der Tag würde so ereignislos zur Rüste gehen wie seine vielen
Vorgänger — grau in grau.
Da klingelte es. Der Diener brachte einen Brief.
Sie ergriff ihn befremdet. Die bayerische Marke? Noch immer nicht
zurück?
Und sie las. Erst hastig. Dann langsamer — sehr langsam, als ob
sie eine fremde Schrift entziffern müßte.
Das konnte doch nicht sein •— im Emst?
Das konnte sie doch nicht glauben . . .
Und doch, klar und deutlich standen diese Buchstaben da neben-
einander, diese grausamen Worte. Sie suchte nach irgendeiner Mög-
 
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