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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 28.1913-1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.31172#0261

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BEILAGE ZUR „MODERNEN KUNST“.

in der Haltung verzweifelten Widerstandes, des Kampfes,
die Frauen aber ergeben in ihr Schicksal, eventuell
Kinder an sich pressend, gegen ihr Verhängnis nicht an-
kämpfend. So scheint auch im Sterben sich die Eigen-
heit der Frauenseele zu dokumentieren.
* *
Als am besten haben sich demnach aus der Masse
zur Verfügung stehender Sports die herausgeschält —
soweit sie den Frauen wirklich Nutzen bringen —, welche
mehr auf die Beweglichkeit, die Ausdauer als die Kraft
Anspruch erheben. So liegt den Frauen das Fechten
mit dem Florett recht gut, ebenso das Schwimmen.
Schwimmen erfordert keine große Körperkraft. Frauen
haben erstaunlich lange Strecken im Wasser zurück-
gelegt und eine große Ausdauer dabei gezeigt. Sogar
Kanalüberschwimmungsversuche haben sie demonstriert,
natürlich ohne Erfolg, weil zu solchen Parforceleistungen
auch die Kraft eines Riesen neben eiserner Ausdauer
erforderlich ist.
In Amerika hat sich ein moderner Frauentyp heraus-
kristallisiert, der „athietic girl“ genannt wird. Diese
athletischen Mädchen boxen, sie ringen, sie treiben alle
andern Arten von schwerem und rauhem Sport. Aber
selbst die Amerikaner, welche doch in jeder Weise
einem Frauenkult huldigen, sehen diese athietic girls
nicht gern. Man hat herausgefunden, daß die weib-
lichen Körperformen bei den extrem harten Sports
leiden, und daß auch die Bestimmung des Weibes, die
Mutterschaft, dadurch beeinträchtigt wird. Nicht als ob
die Frau nur da wäre, Kindern Mutter zu sein. Aber
wenn sie diese Bestimmung erfüllen will oder soll, dann
muß sie auch alle dazu nötigen Voraussetzungen be-
sitzen. Aber diese athietic girls bringen sie nicht mit.
Ihre Muskeln werden zu hart und unnachgiebig. Ihre
sekundären Charakteristika verkümmern usw. Man soll
also hier nicht übertreiben und den Sport, der doch nur
Mittel zum Zweck sein soll, zum Selbstzweck erheben.
So ziemlich jeder Sport liegt also der modernen
Frau. Sie kann jeden „betreiben“, solange sie nicht
„übertreibt“. Aber wenn sie sich auf die spezialisieren
will, die ihr wirklich am „entsprechendsten“ sind, so
bleiben Schwimmen und leichter Rasen- und Wasser-
sport übrig; dann noch die Sommer- und Winteralpinistik
in Grenzen.
Reiten als Sport, als strenge Übung eignet sich
ebenfalls nicht so gut für die Frau, außer es wird mehr
zum Vergnügen, mehr mondän gepflegt.
Wir können aber keine definitive Antwort geben,
ob diese Sports auch den späteren Generationen emp-
fohlen werden müssen. Vielleicht ändert die allgemein
betriebene Sporttätigkeit den weiblichen Typus, so daß


Prinz Wilhelm zu Wied in der Uniform der Gardes du Corps.
Phot. Carl Berg, Charlcttenburg.
die kommenden Geschlechter auch die etwas schwereren
Abarten ohne Schaden ausüben können.
Nur die Übertreibung schadet den Frauen. Nicht
der Sport. Sogar Ringen und Boxen, Spezialitäten, in
denen die Frauen wohl nie den Männern gleichkommen
werden, können von ihnen versucht werden. Nur nicht

in der Art, wie sie von den Männern betrieben werden.
Denn leizteu Endes soll der Sport doch nur die sich
ihm Widmenden kräftigen, körperlich und geistig flinker,
widerstandsfähiger machen. Das tut er auch, wenn man
Grenzen einhält. Diese sind bei Männern und Frauen
verschieden weit gesteckt. Deshalb sollen also die
Frauen, wenn sie es mit sich gut meinen, einen un-
nötigen schädlichen Ehrgeiz bekämpfen. Sie. sollen gar
nicht erstreben, mit den Männern auf eine Linie zu
kommen. Sie sollen nur sich selbst vital erheben und
bereichern wollen.
Der Kampf im Geistigen wird hiervon gar nicht
berührt. Es handelt sich nur um die Gesundheit und
die Widerstandsfähigkeit. Sie sollen den künftigen Ge-
schlechtern zugute kommen. Starke Mütter sind eben
gute Mütter. Ünd die Nation hat Vorteil davon, wenn
sich die Frauen durch den Sport härten, stählen und
verbessern.
Deshalb ist der Sport der modernen Frau nicht
nur eine Frage, die den Sportleuten reserviert bleiben
kann, sondern ein nationales Problem, das mit dem
Schicksal, der Zukunft des Volkes, verknüpft sein muß.
Wenn wir es so betrachten, seine Wichtigkeit aus
diesem Gesichtswinkel sehen, dann werden wir uns be-
mühen, den Frauensport aller Schädlichkeiten zu ent-
kleiden und ihn zu einem Jungbrunnen der Ausübenden
und der Volksgemeinschaft auszubauen.
Der künftige Fürst oon Albanien.
Ein neues Staatsgebilde ist aus den Wirren des
Balkankrieges hervorgegangen: das Fürstentum Albanien.
Einem Beschlüsse der europäischen Großmächte dankt
es sein Entstehen. Alle sechs Großmächte haben auch
bereits ihre Zustimmung zu der Kandidatur des Prinzen
Wilhelm zu Wied auf den Thron des neuen Fürsten-
tums erteilt. Die Verhandlungen führte König Carol
von Rumänien, bekanntlich selbst ein deutscher Fürsten-
sohn, ein Hohenzoller. Prinz Wilhelm zu Wied ist ein
Neffe der Königin Elisabeth von Rumänien. Mitte De-
zember soll die formelle Wahl des Prinzen zu Wied
zum Fürsten von Albanien durch die Vertreter sämt-
licher albanischen Stämme in Valona stattfinden Valona
wird vorläufig auch die Hauptstadt des Landes werden,
bis der neue Herrscher endgültig über die Wahl seiner
Residenz entschieden haben wird. Sobald die Wahl
vollzogen ist, wird eine albanische Abordnung sich nach
Potsdam begeben, um dem Fürsten feierlich die Nach-
richt hiervon zu überbringen. Gegenwärtig steht Prinz
Wilhelm zu Wied noch im aktiven preußischen Heeres-


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