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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 28.1913-1914

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MODERNE KUNST.





Belinde. In keiner Rolle aber haben sich — wenigstens bisher
in Berlin — ihre Fähigkeit zu heroischer Gestaltung wie ihre
Gabe zu lyrischer Verinnerlichung harmonischer aus
geglichen als in Schillers Jungfrau von Orleans. In
dieser Rolle gastierte sie aucli s. Zt. im Berliner Ilof-
theater auf Engagement, und zwar mit solchem
Erfolge, daß sie noch an demselben Abend nach
der Vorstellung sofort verpflichtet wurde. Dieser
Erfolg gerade in dieser Rolle und an dieser Stätte
will um so mehr bedeuten, wenn man bedenkt,
daß die Berliner Kgl. Bühne lange Zeit in Amanda
Lindner die gefeiertste und idealste Vertreterin
des Heldenmädchens aus Orleans besessen hat.
Unbeschadet ihrer unvergeßlichen Leistung wird
man sagen dürfen, daß Adele Schünfeld vor allem
die visionären Momente der Rolle noch zarter und
suggestiver zum Ausdruck bringt. Daß ihr daneben
auch eine eindringlichere Leidenschaft nicht versagt
ist, hat sie mit der Verkörperung der Titelrolle in
Wildenbruchs „Rabensteinerin“ bewiesen, die durch ihr
frisches und feuriges Spiel im Kgl. Schauspielhau.se während
der letzten Wochen eine Auferstehung feiern konnte. Hoffent-
lich gibt der

Adele Schönfcld vom Kgl. Schauspielhaus, Berlin.
Phot. Bluni-Höffert, Köln.

Spielplan die
ser Bühne der begabten Künst-
lerin vielfache Gelegenheit,
die Berliner von der Tiefe
und Gediegenheit ihres Ta-
lentes zu überzeugen. k.
Rittmeister von Bach-
mayr, der einst zu unseren
populärsten und erfolgreich-
sten Rennreitern gehörte, ist
in den letzten Jahren nicht
mehr so häufig wie früher
in den Sattel gestiegen. Der
Leibgardehusar, der im März
vorigen Jahres unter Beförde-
rung zum Rittmeister zum
Kommandeur der Leib-Eska-
dron ernannt wurde, konnte
im Jahre 1904 zusammen
mit Herrn Martin Lücke das
Championat der deutschen
Herrenreiter gewinnen. Er
hatte in jenem Jahre 52 Pferde
zum Siege gesteuert. In sei-
ner ganzen Laufbahn als Renn-
reiter hat Rittmeister von
Bachmayr etwa 800 Rennen
bestritten und davon ungefähr 240 gewonnen. I )er schneidige Husar, der noch
in diesem Jahre mit seinem Heiotoho den Kaiser-Preis gewinnen konnte, verfügt
über eine weiche Hand und weiß seine Pferde stets brillant über die Sprünge
zu bringen sowie sich einen guten Platz im Felde zu sichern. Ein starker Finish-
reiter wie etwa Lt. Braune, Lt. Graf Holck oder Rittmeister von Rosenberg ist
er dagegen nie gewesen, aber schließlich findet man auch bei einem Rennreiter
nie oder nur selten alle hervorragenden Eigenschaften vereint.
In der Siegerliste unserer großen Rennen ist der Name
Bachmayr häufig zu finden. So gewann er auf Meridian
das Rosenberg-Jagdrennen, auf Fasolt das Prinz-
Friedrich - Leopold-Jagdrennen und 1900 das
Hundertste Rennen in Karlshorst, auf Meridian
ferner das Deutsche Jagdrennen, auf Lübeck
und auf Gletscher die Großen Armee-Jagd-
rennen der Jahre 1903 und 1906 und an-
dere Rennen von Bedeutung. Rittmeister
von Bachmayr, ein Sohn des Königlich
Preußischen Kammerherrn und Oberst-
leutnants z. D. Herrn K. von Bachmayr,
ist seit dem Jahre 1907 mit der älte-
sten Tochter des Königlich Preußischen
Kammerherrn Herrn Ernst von Kunheim,
Fideikommißherrn auf Spanden, vermählt.
Hoffentlich sehen wir den ausgezeichneten
Rennreiter, der schon heute so viele glänzende
Erfolge zu verzeichnen hat, noch öfter im Sattel,
hoffentlich ist ihm noch mancher Sieg auf dem grünen
Rasen beschieden. Md K. E.

Tänzerin Jeane de Lande.
Phot. Willinger, Berlin.

Gell. Hofrat Dr. jur. August Bassermann, der Intendant
des Karlsruher Hoftheaters, blickt in diesem Jahre auf eine
vierzigjährige Bühnenlaufbahn zurück, und er kann es mit
Genugtung tun, denn sie ist an Erfolgen und Anerken-
nungen reich gewesen. Dabei hat der Jubilar das hohe
Glück, noch in der Vollkraft des Schaffens zu stehen.
Als eine besondere Vergünstigung des Schicksals
ist es auch anzusehen, daß er sein künstlerisches
Streben seit neun Jahren der Hofbühne seines
Heimatlandes widmen darf. Einer alteingesessenen
Mannheimer Großkaufmannsfamilie entstammend,
studierte er nach dem Willen des Vaters die
Rechte. Der Krieg 1870/71 unterbrach das
Studium und sah ihn als Dragonerleutnant unter
den Kämpfern vor Straßburg, bei Weißenburg
und bei Wörth. Dann bestand Bassermann das
juristische Staatsexamen und erwarb in Heidelberg
die juristische Doktorwürde. Nun aber ließ sich seine
’heaterleidenschaft nicht mehr zügeln, und nachdem
bei Oberländer in Berlin dramatischen Unterricht
enommen, debütierte er 1873 am Dresdner Hoftheater,
und zwar mit großem Erfolge als Naukleros in „Des Meeres
und der Liebe' Wellen“. Bald wurde Heinrich Laube, der
große Talentefinder, auf ihn aufmerksam und berief ihn an
das Wiener Stadttheater. Hier wurde auch des jungen Künstlers Interesse
für die Regie geweckt, und er konnte schon private Aufführungen vom „Teil“
und von Wilbrandts „Jugendliebe“ inszenieren. Nach Laubes Rücktritt ging
Bassermann nach Berlin, dann folgten eine Gastspielfahrt durch Amerika und
ein Engagement an das
Iloftheater in Stuttgart,
wo er die ganze Reihe
der klassischen und mo-
dernen Helden spielte,
wie Faust, Teil, Wallen-
stein, Posa, Petrucchio,
Uriel, Konsul Bernick,
Volksfeind usw. Die
entscheidende Wendung
in seiner künstlerischen
Laufbahn brachte 1887
die Berufung an das
Großherzogliche Hof- und
National-Theater seiner
Vaterstadt;, denn hier
entwickelte er sich vom
Darsteller zum Ober-
regisseur und schließlich
zum Bühnenleiter als
Nachfolger Aloys Praschs.
Viel genannt wurde er
in diesen Jahren auch
als Leiter und Hauptdar-
steller des Devrientschen
Gustav Adolf-Festspiels.
Im Jahre 1904 endlich
erfolgte seine Ernennung zum Intendanten des Großherzoglichen Hoftheaters in
Karlsruhe, dem bis heute sein künstlerisches Wirken gehört. Besondere Auf-
merksamkeit erregten hier seine Inszenierungen von Shakespeares
„Cäsar“, „Coriolan“ und der Königsdramen, von Hebbels
„Gyges“, „Herodes“, „Michel Angelo“, von Kleists
„Penthesilea“, von Ibsens „Hedda“, „Borkman“, „Ge-
spenstern“, von Hauptmanns „Hannele“, „Elga“,
„Gabriel Schilling“. Als neue Autoren konnte
er dort Wilde, Shaw, Harlan, Courteiine,
Tschechow, W. v. Scholz, Gött, Hardt, Hof-
mannsthal, Bahr, Galsworthy u. a. heimisch
machen. Dem Spielplan der Oper fügte
er als neue Autoren hinzu Puccini, Fran-
chetti, Gotthelf, Bienstock, Wolf („Cor-
regidor“), Pfitzner, Siegfried Wagner,
Richard Strauß. Besonderes Glück hatte
er auch als Entdecker bedeutender Talente;
neben einer ganzen Zahl von Darstellern
und Sängern konnte er u. a. die Tenöre Jad-
lowker, Maikl (Wien), Vogelstrom (Dresden)
der deutschen Bühne gewinnen. Verheiratet
ist Geheimrat Bassermann seit dem Jahre 1900
mit der bekannten ehemaligen Berliner kgl. Schau-
spielerin Sophie Burska. F. K.

August Bussermann, Intendant des Karlsruher Hoftheaters
Phot. Gebr. Hirsch, Karlsruhe.

Rittmeister von Bachmayr.
Phot. Kranz Kühn, Berlin.
 
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