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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 28.1913-1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.31172#0481

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BEILAGE ZUR „MODERNEN KUNST“.

Heinz Tovote.
Heinz Tovote — ein Fünfzigjähriger! Stände es nicht in allen
Literaturgeschichten und Schriftstellerverzeichnissen, daß er tat-
sächlich im Jahre 1864, am 12. April, geboren ist, man würde es
nicht glauben. Aber es ist auch das Schicksal der Stürmer und
Dränger und Revolutionäre, den brausenden Jünglingsjahren zu
entwachsen. In Heinz Tovotes zuletzt erschienenem Werk, dem
Sportroman „Durchs Ziel“, wird man schwer denselben Ver-
fasser wiedererkennen, der in den 80er und 90er Jahren konser-
vativeren Kritikern als der Repräsentant der völlig entarteten
naturalistischen Literatur galt, als der Typus des Pikanten und
Frivolen. Der Titel „Fallobst“, den er einer 1889 erschienenen
Sammlung von Novellen gab, wurde lange Zeit seinem gesamten
schriftstellerischen Schaffen als Symbol aufgeheftet, und da er
Maupassants „Yvette“ übersetzte und sich in der Tat Mühe gab,
in den Fußtapfen des Franzosen zu wandeln, so war und blieb er
für eine gern und schnell klassifizierende Kritik ein für allemal
„Der deutsche Maupassant“, eine Bezeichnung, die er sich wohl
nicht ungern gefallen ließ. In der Tat ist Tovote, nachdem die
Heiberg, Kretzer, Walloth, Wolfgang Kirchbach u. a. in erster
Linie ein soziales Empfinden bekundet hatten, mit Vorliebe immer
auf die erotische Pointe ausgegangen; aber er geriet dabei doch


Heinz Tovote.
Phot. Alice Matzdorff. Berlin.

nie ins Sensationell-Lüsterne, sondern wie er auf einen sorg-
fältigen und prägnanten Stil achtete, so hatte für ihn das eroti-
sche Element stets den Wert von Problemen, und seine Stimmungs-
bilder und Seelenanalysen sind durchweg durch eine ehrliche
künstlerische Darstellung ausgezeichnet. Diese sicherte gleich
seinem literarischen Debüt, dem 1890 erschienenen Roman „Im
Liebesrausch“, die große Beachtung, die auch alle seine weiteren
Schö'pfungen gefunden haben. Wir nennen unter ihnen nur die
Romane „Frühlingssturm“, „Mutter“, „Das Ende vom Liede“, „Der
Erbe“, „Frau Agna“, „Der letzte Schritt“, „Sonnemanns“, „Hilde
Vangerow und ihre Schwester“, „Fräulein Grisebach“, sowie von
den verschiedenen Sammlungen von Geschichten und Skizzen
außer „Fallobst“ noch „Ich“, „Heimliche Liebe“, „Heißes Blut“,
„Abschied“, „Nicht doch“, „Die rote Laterne“, „Die Leichen-
marie“ und „Lockvögelchen“. Auf der Bühne hat sich Tovote
mit dem Junggesellendrama „Ich lasse dich nicht“ versucht, ohne
sich indessen bisher weiter um den Erfolg auf den Brettern be-
müht zu haben, so lebhaftes Theaterinteresse er auch offenbar
besitzt. Der Dichter, der aus Hannover stammt und in Göttingen
und Berlin Philologie und Philosophie studiert hat, wollte sich ur-
sprünglich als Dozent habilitieren, aber nach seiner Übersiedlung
nach Berlin im Jahre 1889 erfaßte ihn die damalige Literatur-
revolution, in der er bald eine hervorragende Rolle spielte, k.

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