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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 28.1913-1914

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18. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.31172#0549

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BEILAGE ZUR „MODERNEN KUNST“.

eine Wolke von Weihrauch uns betäubend entgegen.
Der hohle, monotone Gesang aus einem Dutzend er-
barmungsloser Priesterkehlen surrt uns im Ohr. Auf
einer Bretterplatte, die die berühmte Grafittodarstellung
schonend verdeckt, schreiten wir durch den schwarz-
weiß gehaltenen Kuppelraum; rechts an einem langen
Tisch klappert hurtig das Geld in den Tellern — und
droben springt eine lustige Seele aus dem Fegefeuer;
am Hochaltar werden plärrende und strampelnde Si-
enesensprößlinge, Denkmünzen und sonstige Luxusgegen-
stände gesegnet. . .
Leicht und befreit atmen wir auf, als sich hinter
uns die Türe geschlossen hat und wir in dem Biblio-
theksraume stehen. Warm und weich flutet in das hohe,
weite Gemach das Licht des Nachmittags, läßt Zitter-
lichter spielen auf den grellen Farben der kunstvollen
Riesenbuchstaben und -noten der Prachtbibeln, be-
leuchtet scharf die Wandgemälde Pinturicchios und füllt
den ganzen Raum mit einem Festesglanz ohnegleichen,
hüllt ihn ein in eine lichte, dem irdischen Kirchengetriebe
da draußen fremde, unendlich verklärte Stimmung. Hier
müßte eines der letzten Quartette Beethovens, eines jener
von heroischer Leidenschaft durchwühlten Tongewebe

Johann Sebastians oder eine der Sonaten altitalienischer
Meister herrlich ertönen, und ihr göttlicher Strom würde
uns zu den höchsten und lichtesten Empfindungen empor-
tragen. Ein idealerer Raum für freudig-intimen Genuß
erlesener Kammermusik ist wahrlich nicht zu denken,
und dankbar erinnert man sich hier des Äneas Sylvius
Piccolomini, nachdem der aus dem Freudenbecher des
Lebens ein langen tiefen Zug getan, setzt er sich die
Tiara aufs Haupt und erteilt als Papst Pius II., allen
Sündern Absolution. . . .
Die Mittagshitze glüht schon gewaltig, als wir am
nächsten Tage nach einer abwechslungsreichen Wander-
fahrt unsern Einzug in die Mauern Monte Pulcianos
halten. Von dieser Flöhe — es liegt 600 m hoch —
bietet sich uns der schönste Rundblick: unten liegt der
See von Monte Pulciano, weiter hinten erstreckt sich
die schimmernde Fläche des Trasimenischen Sees, von
buntfarbigen Feldern umgeben, und der Horizont schließt
eine weißglitzernde Bergkette, Vorläufer des Apennin,
ab. Das abgelegene Städtlein, völlig im Stile des
Mittelalters, hat prächtig-wuchtige Paläste, eine unver-
geßlich schöne Zisterne — und unterhalb der Stadt-
mauer die Kirche Madonna di S. Bigagio, eine Peters-

kirche im kleinen, die Meister Antonio Sangallo unter
Anlehnung an Bramantes Entwurf zwischen 1518 und
1537 erschuf. Neben der Kirche baute er sich ein
Wohnhaus; frei schaut es weit in die Lande hinaus,
unter ihm dehnen sich die Weinberge, in der Ferne
grüne, stark hügelige Felder, während der Himmel am
Horizont wundersam glüht von der eben untergegangenen
Sonne und rosig durchwirkte und umsäumte Wolken
ihn langsam durchziehen.
Da wenig Aussicht besteht, über den Trasimenischen
See zu gelangen, müssen wir den anfänglichen Plan,
Perugia und Assisi zu besuchen, aufgeben. Kaum er-
wachte am nächsten Morgen die rosenfingerige Eos, als
wir unsern Weitermarsch antreten. Er führt uns in das
Weinparadies Orvieto. So sehr uns auch das Wunder-
werk Orvietos, die ungeheuer reiche Domfassade, ge-
fangen nimmt und fesselt, stärker noch lockt der süße
Zauberer, den das zweite Wunder dieses Bergnestes in
sich schließt, der Wein. Goldgelb leuchtet seine Farbe,
sein Geschmack ist von leichter Süße, er prickelt wie
der kostbarste Schaumwein und duftet dabei wie der
älteste Rheinweinjahrgang. Mit unsäglicher Anmut und
Lieblichkeit fließt er durch die Kehle. In dem sauberen

Der Likör der Mönche Chnrtreux
ist aus allen Prozessen in Deutschland siegreich hervorgegangen
und wird nun mit nebenstehender Doppeletikette versehen, zum Verkauf gebracht.
Letztere dient dazu, die Identität der Produkte durch die Identität der Fabrikanten
zu garantieren. In der Tat wurde nichts anderes geändert als der Ort der Her-
stellung und ist daher von nun an nebenstehende Flasche zu verlangen um den echten

Llqueur

Peres Chart reu»


Charfreuse-Likör

zu erhalten, der in Tarragona von den Peres Chartreux nach ihrem berühmten, ihnen
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