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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 28.1913-1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.31172#0617

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BEILAGE ZUR „MODERNEN K UN ST“.

Variationen schlossen den Reigen der neueren Werke.
In diesen Konzerten traten übrigens nur Solisten von
anerkanntem Ruf auf, diesmal (außer Marteau) d'Albert,
Messchaert und Rosenthal. Das X. Konzert fand ohne
Solisten statt, ein Novum, das aber der Zugkraft keinerlei
Abbruch tat. An diesem Abend wurde 'zu Ehren des
zweihundertsten Geburtstages Carl Philipp Emanuel
Bachs, des zweiten Sohnes Johann Sebastians, dessen
D-dur Sinfonie zu Gehör gebracht, die aber begreif-
licherweise nur noch ein historisches Interesse bean-
spruchen konnte.
Sehr hoch im Kurs stehen jetzt die Konzerte v. Haus-
eggers mit dem imposant verstärkten Blüthnerorchester.
Man muß es erlebt haben, wie dieser von jugendlichem
Feuer beseelte Stabmeister die Massen zusammenhält.
Man muß die Lisztsche Faustsinfonie unter ihm gehört
haben, um die elementar geistige Wirkung, die dieses
Wunderwerk der sinfonischen Literatur durch ihn aus-
strömt, zu begreifen. Mit Novitäten ist v. Hausegger
ein wenig sparsam. U. a. brachte er diesmal Boehes
tragische Ouvertüre, zweifellos ein Kunstwerk in der
Idee und in der Ausführung, das in den diesem Autor
eigentümlichen satten Farben gehalten ist. Nur scheint
mir Bcehe hier eine zu dickflüssige Instrumentation
bevorzugt zu haben, die mit ihrem wuchtigen Gepräge
die Spannung des Hörers ein wenig herabsetzt.
[Schluß folgt.] Dr. Paul Ertel.
J ung- Siegfried.
Plastik von Franz Seifert.
Nur selten ist es dem Bildhauer vergönnt, größere
Werke der Idealplastik zu schaffen. Wie in keinem
andern Zweige der bildenden Kunst geraten hier der
schöpferische Gedankenflug des Künstlers mit der
Kostenfrage in Widerstreit. Aus den alljährlich ver-
liehenen Rompreisen der Akademien werden in einigen
Tagen vertrocknete Lehmklumpen, nur einige erhalten
in Gips abgegossen längeren Bestand, und die wenigsten
erleben ihre Wiedergeburt in edlem Material. Noch mehr
als der Maler, bedarf der Bildhauer des Mäzens.
Das in der heurigen Jahresausstellung der Genossen-
schaft bildender Künstler im neuen großen Saal des
Wiener Künstlerhauses ausgestellte Werk des Wiener
Meisters Franz Seifert, welches von der Jury die große
goldene Staatsmedaille zuerkannt erhielt, ist eine Ideal-
plastik, deren Übertragung in Erz die Kunstfreunde nur
wünschen können. „Jung Siegfried“ nennt der Künstler
seine 2% Meter hohe Statur, die wohl als Brunnenfigur
gedacht ist. Sie würde auch als Gartenfigur schön zur


Franz Seifert: Jnng Siegfried.
Geltung kommen. Ein germanischer Heldenjüngling
als prächtiger Akt mit echt plastischem Empfinden hin-
gestellt. Seifert vermeidet mit Absicht jede Äußerlich-

keit, welche die Aufmerksamkeit des Beschauers von
dem Wesentlichen ablenken könnte. Aber die Reinheit
der Linie, die man an den Werken der Antike so be-
wundert, spricht hier eine beredte Sprache. Ein Schüler
der Wiener Meister Kundmann und Hellmer, hat sich
Seifert zuerst durch sein reizendes Strauß-Lanner-Denk-
mal in den Gartenanlagen des Wiener Rathauses einen
Namen gemacht. Dieses Werk sowie das im Vorjahre
in Triest enthüllte Denkmal für die verewigte Kaiserin
Elisabeth von Österreich verraten deutlich die wiene-
rische Note. Jetzt geht die Büste des Dichters Ferdinand
v. Saar, die im Wiener Wertheimsteinpark ihre Auf-
stellung finden soll, im Atelier Seiferts ihrer Vollendung
entgegen. Dr. M. Weinberg.
-=*©«=-
Ernst von Schuch f
Tieftrauernd steht die ganze musikalische Welt an
der Bahre eines Großen im Reiche der Kunst. Es war
ihm nicht mehr beschieden, das biblische Alter zu er-
reichen, obwohl wir ihn doch alle vor Jahresfrist und in
Dresden, der Stätte seines Wirkens, noch vor wenigen
Wochen in voller Frische seines Amtes walten sahen.
Ein Schlaganfall warf ihn, wie es hieß, aufs Lager, von
dem er sich nicht wieder erhob. Ein freudiger Ausklang
seines Lebens war es, daß seine Tochter „Liesel“ sich
mit großem Erfolge an der künstlerisch so bedeutsamen
Opernbühne Deutschlands betätigte. Wohl gab es
Mißvergnügte, die das gemeinsame Wirken von Vater
und Tochter an einer und derselben Stätte für unzu-
lässig erklärten. Die schöne und warm anerkannte Kunst
der Tochter siegte aber über allerlei kleinliche Intrigen,
die ja nun von selbst aufhören. Daß Schuch einer der
namhaftetsten Dirigenten unserer Zeit war, ist allbekannt.
Seine große Bedeutung wurzelte weniger im Konzertsaal
als auf der Opernbühne. Was verschlug es, wenn er
einmal eine Beethovensche Sinfonie nicht so auffaßte,
wie die feststehende Übung es wünschte; dafür war er
im Operndirigieren namentlich älterer Werke souveräner
Meister, und alle, die ihn bei der Interpretation eines
unserer klassischen Meisteropern bewunderten, werden
sein Bild unauslöschlich im Herzen behalten. So gewaltig
war der bezwingende Eindruck, der von dieser künst-
lerischen Persönlichkeit ausging, die Wissen mit Routine
und mächtiger Intelligenz verband. Das kluge Urnsich-
blicken und scharfe logische Erfassen der Dinge hatte
sich der ehemalige Grazer Rechtsstudent wohl bewahrt,
und diese guten Eigenschaften verließen ihn nicht, als
er sich, dem eignen Triebe folgend, der musikalischen
Kunst ganz in die Arme warf, um fortan nur ihr anzu-



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