HEFT 1
PAUL POST, WAFFE UND KOSTÜM
19
Abb. 5. Conrad v. Seinsheim f 1369
Kopf und Hals schützende Panzerkapuze, die sogen, gehen, die hier wie dort mit einem tief um die Hüften
Brünne, die unter dem Helm getragen wird (Abb.2). liegenden Gürtel abschließen (Abb. 3, 4). Beim
Doch die Übereinstimmung macht sich über das Eie?
mentare hinaus auch im
Schnitt geltend. So beachte
man bei unseren beiden
etwa gleichzeitigen Dar?
Stellungen die fast gleiche
Länge des Rocks und der
Ärmel, die nur den halben
Arm bedecken und am
Unterarm das Unterge?
wand sichtbar werden
lassen. Während der fol?
genden Jahrhunderte be?
schränken sich die Ver?
änderungen der bürger?
liehen?, wie der Kriegs?
tracht im Schnitt haupt=
sächlich auf die im all?
gemeinen übereinstim?
mende wechselnde Länge
des Rocks.
Bei den angeführten,
immerhin sehr allgemei?
nen Beziehungen der be?
sprochenenPeriode dürfte
schwer zu entscheiden
sein, wie weit diese Über?
einstimmungen auf Ein?
Wirkungen von einer oder
der anderen Seite zurück?
zuführen sind. Dies wird
anders um die Mitte des
14. Jahrhunderts, als sich
sowohl in der Ziviltracht
wie beim Harnisch eine
einschneidende Wand?
lung vollzieht, die in ihren
äußeren Erscheinungs?
formen auffallende Über?
einstimmungen zeigt.
Denn nicht lange nach
der Mitte des 14. Jahr?
hunderts sehen wir ziem?
lieh unvermittelt Ritter
und Bürgersmann, diesen
in einem kurzen, knapp
bis zu den Beinansätzen
reichenden Kettenhemd
und Waffenmantel darüber, jenen in einen ebenso augenscheinlich hier ganz und gar unter dem Einfluß
kurzen, prall den-Rumpf umspannenden Rock einher? des Harnisches. Wir erleben die Überraschung, daß
Harnisch ist diese radikale Änderung im Schnitt
und Tragweise die not?
wendige Folge seiner
technischen Entwicklung,
der ersten Etappe auf dem
epochalen Wege zum
Plattenharnisch. Arm und
Beine sind bereits der
ganzen Länge nach in
Eisen geschlagen, die
Verkürzung der Rumpf?
panzerung um die Länge
desOberschenkels, dessen
Deckung durch die Ober?
Schenkeldecken überflüs?
sig wird, ist also zunächst
die logische Folge davon.
Aber auch der enganlie?
gende Rock über dem
Kettenhemd und die tiefe
Lage des Gürtels haben
ihren technischen Zweck.
Denn dieser Rock ist ein
Bestandteil des Harni?
sches. Er pflegt nament?
lieh am Unterkörper auf
der Innenseite, wie später
die Brigantine, mit schup?
penartig angeordneten
Plättchen verstärkt zu
werden und muß daher
bis zum unteren Rande
prall am Körper liegen,
wozu der tiefliegende
Gürtel dient.
Der völlig überein?
stimmende neue Schnitt
der bürgerlichen Tracht
und seine Tragweise, des?
sen Entstehen jeder inne?
ren Notwendigkeit oder
Beziehungen zur voran?
gehendenTrächt entbehrt,
ja von den zeitgenössi?
sehen Moralpredigern
wegen seiner angeblichen
Unsittlichkeit heftig be?
kämpft wird, steht also
PAUL POST, WAFFE UND KOSTÜM
19
Abb. 5. Conrad v. Seinsheim f 1369
Kopf und Hals schützende Panzerkapuze, die sogen, gehen, die hier wie dort mit einem tief um die Hüften
Brünne, die unter dem Helm getragen wird (Abb.2). liegenden Gürtel abschließen (Abb. 3, 4). Beim
Doch die Übereinstimmung macht sich über das Eie?
mentare hinaus auch im
Schnitt geltend. So beachte
man bei unseren beiden
etwa gleichzeitigen Dar?
Stellungen die fast gleiche
Länge des Rocks und der
Ärmel, die nur den halben
Arm bedecken und am
Unterarm das Unterge?
wand sichtbar werden
lassen. Während der fol?
genden Jahrhunderte be?
schränken sich die Ver?
änderungen der bürger?
liehen?, wie der Kriegs?
tracht im Schnitt haupt=
sächlich auf die im all?
gemeinen übereinstim?
mende wechselnde Länge
des Rocks.
Bei den angeführten,
immerhin sehr allgemei?
nen Beziehungen der be?
sprochenenPeriode dürfte
schwer zu entscheiden
sein, wie weit diese Über?
einstimmungen auf Ein?
Wirkungen von einer oder
der anderen Seite zurück?
zuführen sind. Dies wird
anders um die Mitte des
14. Jahrhunderts, als sich
sowohl in der Ziviltracht
wie beim Harnisch eine
einschneidende Wand?
lung vollzieht, die in ihren
äußeren Erscheinungs?
formen auffallende Über?
einstimmungen zeigt.
Denn nicht lange nach
der Mitte des 14. Jahr?
hunderts sehen wir ziem?
lieh unvermittelt Ritter
und Bürgersmann, diesen
in einem kurzen, knapp
bis zu den Beinansätzen
reichenden Kettenhemd
und Waffenmantel darüber, jenen in einen ebenso augenscheinlich hier ganz und gar unter dem Einfluß
kurzen, prall den-Rumpf umspannenden Rock einher? des Harnisches. Wir erleben die Überraschung, daß
Harnisch ist diese radikale Änderung im Schnitt
und Tragweise die not?
wendige Folge seiner
technischen Entwicklung,
der ersten Etappe auf dem
epochalen Wege zum
Plattenharnisch. Arm und
Beine sind bereits der
ganzen Länge nach in
Eisen geschlagen, die
Verkürzung der Rumpf?
panzerung um die Länge
desOberschenkels, dessen
Deckung durch die Ober?
Schenkeldecken überflüs?
sig wird, ist also zunächst
die logische Folge davon.
Aber auch der enganlie?
gende Rock über dem
Kettenhemd und die tiefe
Lage des Gürtels haben
ihren technischen Zweck.
Denn dieser Rock ist ein
Bestandteil des Harni?
sches. Er pflegt nament?
lieh am Unterkörper auf
der Innenseite, wie später
die Brigantine, mit schup?
penartig angeordneten
Plättchen verstärkt zu
werden und muß daher
bis zum unteren Rande
prall am Körper liegen,
wozu der tiefliegende
Gürtel dient.
Der völlig überein?
stimmende neue Schnitt
der bürgerlichen Tracht
und seine Tragweise, des?
sen Entstehen jeder inne?
ren Notwendigkeit oder
Beziehungen zur voran?
gehendenTrächt entbehrt,
ja von den zeitgenössi?
sehen Moralpredigern
wegen seiner angeblichen
Unsittlichkeit heftig be?
kämpft wird, steht also