Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 9.1921/​1922

DOI Heft:
Heft 1
DOI Artikel:
Gessler, Eduard Achilles: Der Topfhelm von Küssnach
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44571#0039

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
HEFT 1

EDUARD A. GESSLER, DER TOPFHELM VON KÜSSNACN

23

dem Vater Hartmanns, schon 1302 die Burg ȟber?
laufen« wollen.“
Die Burg ist wohl vor 1384 wieder hergestellt,
aber zum größten Teil umgebaut worden. Dabei
blieb der untere Teil des Hauptturms zugeschüttet;
„in diesem Brandschutte fanden sich lauter Fund*
stücke, die nicht viel über die Mitte des 14. Jahr*
hunderts hinunter reichen können, also die Zeit der
Zerstörung ziemlich genau fixieren.“ Von den Funden

eine messingvergoldete Zierscheibe von einem Pferde*
geschirr, ein Glied eines Schuppenhandschuhfingers
aus vergoldetem Bronzeblech und ein zusammenge*
schmolzener Eisenklumpen, in dem die Überreste
eines feinmaschigen Panzerhemds erkennbar waren.
Das Hauptstück jedoch bildeten die Bestandteile eines
ritterlichen Spangenharnischs von allergrößter Selten*
heit. Leider war es bis heute nicht möglich, das Stück
so zu rekonstruieren, daß eine bildliche Wiedergabe


stammen die meisten aus dem 14., nur wenige aus
dem 15. Jahrhundert. Flier sei nur angeführt, was
an Waffen zutage trat, ohne jedoch näher darauf
einzugehen, da diese kleineren Funde im Rahmen einer
Gesamtveröffentlichung nach völliger Beendigung der
Grabungen behandelt werden sollen. AnTrutzwaffen
wurden vor allem zwei Turnierspießeisen für eine
„Stechstange“, sogen. „Krönlein“, gefunden, neben
einem Exemplar im Historischen Museum in Basel
die einzigen, welche in der Schweiz vorhanden sind;
ferner kamen eine große Anzahl Wallarmbrust* und
gewöhnliche Armbrust*Bolzen sowie Pfeileisen ans
Licht, verschiedene Messerbruchstücke, desgleichen
Reste eines Dolchmessers und einer Schwertklinge
von dachförmigem Querschnitt.
Bedeutend wichtiger erscheinen die ausgegrabenen
Schutzwaffen. Im Jahre 1914 wurden zutage ge*
fördert: eiserne Radsporen, ein Pferdestangengebiß
und Bruchstücke von solchen, eine Anzahl Hufeisen,

möglich wäre, immerhin wird später der Versuch
unternommen werden; hier sei nur erwähnt, daß die
Hauptteile aus je fünf faßreifenartigen Brust* und
Rückenstreifen aus geschmiedetem Eisen bestehen,
welche mit Nieten und Nietlöchern versehen sind.
Zu diesen ehemals geschobenen Spangen gehören
eine ganze Anzahl Eisenplättchen, gleicherweise mit
Nieten und Löchern. Das Ganze war jedenfalls nach
der Art eines Korazins, die Spangen blank nach der
Außenseite gekehrt, auf Stoff oder Leder aufgenietet.
Die Form weist auf die Übergangszeit vor der Ein*
führung der Brustplatte hin, also ungefähr auf 1340/60.
Sie ist durch verschiedene Grabdenkmäler auf deut*
schem, englischem und französischem Gebiet belegt.
Im Original, dem Küßnacherstück entsprechend,
finden wir nur noch eine solche Rüstung, welche von
Ausgrabungen der Burg Tannenberg im Oden*
wald stammt4) (jetzt im Museum zu Darmstadt).
Gehört dieser Spangenharnisch im allgemeinen zu

4) Die Burg Tannenberg und ihre Ausgrabungen, von Taf. 10. Text S.95. Vgl. Waffen etc. von J.V. Hefner von Alten*
J. Hefner von Alteneck &. S.W. Wolf. Frankfurt a. M. 1850. eck, Frankfurt a. M. 1903. Taf. 16 nebst Text dazu.
 
Annotationen