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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 9.1921/​1922

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Heft 2
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Gessler, Eduard Achilles: San Defendente und seine Bewaffnung
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https://doi.org/10.11588/diglit.44571#0074

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E. A. GESSLER, SAN DEFEN DENTE UND SEINE BEWAFFNUNG

BAND 9


Über den „Morgenstern“ als altschweizerische
Kriegswaffe habe ich mich schon seinerzeit in
einer Besprechung des dritten Hefts der Schweizer

Kriegsgeschichte1) von Dr. J. Häne, „Die Kriegs«
bereitschaft der alten Eidgenossen“ eingehend
ausgesprochen und nachgewiesen, daß sein Auf«
kommen als allgemein gebräuchliche Landsturm«

waffe in den Beginn des 17. Jahrhunderts fällt.
Da die unten angegebenen Veröffentlichungen
den Lesern unserer Zeitschrift kaum allgemein zu«
gänglich sein dürften, soll meine
Meinung hier kurz noch einmal
zusammengefaßt werden, damit
auch an dieser Stelle die Ansicht,
der Morgenstern sei eine bei den
Schweizern im 14. und 15. Jahr«
hundert allgemein gebräuchliche
Waffe gewesen, endgültig wider«
legt wird. In der oben erwähnten
Schrift führt Häne aus, daß der
„Morgenstern“ immer noch irriger
Weise unter den Waffen der alten
Eidgenossen mitgezählt werde.
Er finde sich aber nicht in den
Waffenrödeln und in den Ab«
bildungen der Chroniken des
15. Jahrhunderts, populär sei er
erst durch den Prättigauer Auf«
stand gegen die Österreicher 1622
geworden. Dieser Auffassung muß
unbedingt beigepflichtet werden.
Für die Frühzeit der Waffentaten
der Eidgenossen ist der Morgen«
stern abzuweisen. Bezeugt ist zwar
die Existenz der Keule schon in
karolingischen Bilderhandschrif«
ten, aber nicht als Kriegswaffe,
obschon bereits da eine Ver«
Stärkung der Wirkung durch ein«
geschlagene Metallstücke und
Nägelköpfe zu erkennen ist; meist
tragen diese rohen Waffen die
Henkersknechte, welche den Schä«
ehern am Kreuz die Knochen zer«
brechen. Für die Urschweiz finden
wir eine mit Nägeln beschlagene
Keule in einem Codex5) der Stifts«
bibliothek zu Einsiedeln auf einem
Bild aus dem 12. Jahrhundert, das
die Ermordung des hl. Meinrad zeigt. Der Morgen«
stern ist also eine uralte Waffe, aber er war nie in
den Händen eidgenössischer Truppen als regulärer
Typ. Wo wir auch in Bilderchroniken oder Tafel« und

Abb. 2. Aus Benedikt Tschachtlans Berner Chronik 1470

4) Schweizer Kriegsgeschichte. Im Auftrag des Chefs des
Generalstabes, Oberstkorpskommandanten Sprecher von Bern«
egg, bearbeitet von Schweizer Historikern unter Leitung von
Oberst F. Feldmann und Hauptmann H. G. Wirz. Heft 3.
Bern 1915. S. 7. Ferner Neue Zürcher Zeitung, 137. Jahrgang,
Nr. 354. 5. März 1916, Weitere Ausführungen, Anzeiger für

Schweizer Altertumskunde N. F. XXI. B. 1919. S. 243 ff. G.Wyß,
„Fidelis«Chnüttel“, (Eine volkstümliche Schlagwaffe.)
°) E.A. Stückelberg, Die Schweizerischen Heiligen des Mittel«
alters, Zürich, Amberger, 1903. Abb. S. 76. Codex 111. —
E. A. Geßler, Die Trutzwaffen der Karolingerzeit vom 8. bis
zum 11. Jahrhundert, Basel, Geering, 1908, S. 25—28.
 
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