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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 9.1921/​1922

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Heft 2
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Doege, Heinrich: Die Freiherrl. von Lipperheide'sche Kostümbibliothek
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https://doi.org/10.11588/diglit.44571#0087

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HEFT 2 HEINRICH DOEGE, DIE FREIHERRL. VON LIPPERHEIDE’SCHE KOSTÜMBIBLIOTHEK

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sondern mehr oder weniger auch alles das,
was unsere Umgebung bildet. In einem
knappen Menschenalter kam so eine Samm*
lungvon einer Eigenartigkeit und Vielseitig*
keit zusammen, wie sie nicht wieder ihres*
gleichen hat. Ihrem Begründer kam dabei
nicht wenig zu gute, daß er mit dem glück*
liehen Instinkt des geborenen Sammlers im
wesentlichen Neuland betrat und auf Ge*
bieten sammelte, für die den Sammlern
seiner Zeit noch jedes Interesse abging. Im
Jahre 1899 schenkte Herr von Lipperheide
seine äußerst wertvolle, ganz einzigartige
Sammlung — sie umfaßte damals rund
11000 Bücher und Handschriften, 30000 Ein*
zelblätter, 300 Ölgemälde und ebenso viele
Miniaturen — dem Preußischen Staate. Als

Die Freiherrl. von Lipperheide’sche Kostümbibliothek in Berlin.
Innenansicht
Bedeutung ist diese Sammlung noch immer nicht in
weiteren Kreisen der Forscher und Sammler so be*
kannt, wie sie es verdient. Es sei darum im folgenden
etwas ausführlicher auf sie eingegangen.
Der 1906 verstorbene Verlagsbuchhändler Franz
Freiherr von Lipperheide, den Mitgliedern desVereins
für historische Waffenkunde auch als Waffensammler
bekannt, hatte am 1. Oktober 1865 zu Berlin gemein*
sam mit seiner gleichfalls verstorbenen ersten Gattin
Frieda geb. Gestefeld die noch heute erscheinende
bekannte Modenzeitschrift „Die Modenwelt“ be*
gründet. Aus den praktischen Bedürfnissen seines
Verlages und der Redaktionsarbeit heraus,
hatte er anfangs eine kleine Sammlung
kostümgeschichtlicher Werke zusammen*
gebracht. Aber bald nach 1870 faßte er den
großzügigen Plan, eine umfassende syste*
matische Sammlung für Kostümwissen*
schäft zu begründen. Mit der ihm eigenen
zähen Energie, unterstützt durch reiche
Mittel, die er opferwillig seinen Zwecken
dienstbar machte, begann er seine Sammel*
tätigkeit. Bücher und Handschriften,
Einzelblätter aller Art: Holzschnitte,
Kupferstiche, Lithographien und Hand*
Zeichnungen, Gemälde, Miniaturen, alles
was dem Studium der Trachtenkunde nur
Gewinn bringen konnte, brachte er mit
glücklicher Hand zusammen. Dabei faßte
er den Begriff Kostüm im allerweitesten
Sinne und verstand darunter durchaus nicht
nur das Kleid, das wir auf dem Leibe tragen,

die Bibliothek des StaatlichenKunstgewerbe*
Museums, dem die Sammlung angegliedert
wurde, 1905 ihre neuen Räume in dem
Erweiterungsbau in der Prinz Albrechtstraße in
Berlin bezog, wurde der geräumige sechsteilige
Saal des Erdgeschoßes für die Freiherrlich von
Lipperheide’sche Kostümbibliothek eingerichtet. Die
geschmackvollen schlichten, birkenen Schränke mit
ihrem gelb*goldigen Glanz, in denen die Bücher,
darunter nicht wenige in kostbaren Einbänden,
und die Mappen aufgestellt sind, und die alten
gemalten Bildnisse in ihren leuchtenden Farben,
an Wänden und Zwischenwänden aufgehängt,
vereinen sich hier zu einem stimmungsvollen
Ganzen, das an den anheimelnden Eindruck alter


Die Freiherrl. von Lipperheide’sche Kostümbibliothek in Berlin.
Arbeitsraum
 
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