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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 9.1921/​1922

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Heft 3
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Rathgen, Bernhard von: Frankfurter Prunkgeschütze und ihre Meister
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https://doi.org/10.11588/diglit.44571#0104

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84

BERNHARD RATHGEN, FRANKFURTER PRUNKGESCHÜTZE UND IHRE MEISTER

BAND 9

Bild 1

7Z.

(Bild 3)




(Bild 10)



(Bild 15—17)



Geschütze auf Schloß Braunfels. Aufnahmen des Baurat Seiler in Braunfels

Bild 2


Bild 15 10 3 10

Geschütze auf Schloß Braunfels

dem des auf dem Gußstücke im ganzen
ruhenden „verlorenen Kopfes“ erstarren
ließ. So wurde die gleichmäßige Dichtig«
keit des Metalls gerade an den am meisten
beanspruchten Stellen erreicht.3)
Der Bedarf an Glocken war be«
schränkt, meist nur einmalig. Aber der
Bedarf an Büchsen wuchs dauernd. Der
im Solde der Stadt stehende Büchsen«
meister goß nunmehr die Büchsen und
fertigte dann auch bei eintretendem Be«
darfe die Glocken an. Hatte vorher der
Glöckner die Büchsen gegossen, so goß
jetzt der Büchsenmeister die Glocken.
Das herrliche Vollgeläut des Domes zu
Köln trägt heute noch auf der 224 Ztr.
schweren Glocke von 1448 — der Pre«
ciosa — die Namen der städtischen
s) Johannsen: Die Anwendung des Guß«
eisens im Geschützwesen des Mittelalters und
der Renaissance. Z H.W. K 8, 1—20. Die dort
gegebenen Einzelheiten für den Geschützguß
in Eisen gelten auch in vollem Umfange für
den Guß der Bronzegeschütze. — Die Rohre
wurden bis Mitte des 18. Jahrhunderts stets
über den Kern gegossen. Dann trat der Massiv«
guß auf. Die „Seele“ wurde aus dem vollge«
gossenen Rohrkörper herausgebohrt. Über die
Zweckmäßigkeit dieses Verfahrens bestand unter
den Artilleristen eine große Verschiedenheit der
Meinungen, (v. Malinowski, Geschichte der
preuß. Artillerie 1840. I. S. 632.)
Scharnhorst führt „Handbuch der Artil«
lerie“ I. S. 314 dieVorzüge des alten Kerngusses
gegenüber dem zu dieser Zeit — 1804 — üblichen
Massivgusse auf; er hofft, daß mit der Rück«
kehr zu dem früheren Gußverfahren bei der
größeren Härte der Seelenwandungen die Ge«
schütze eine längere Gebrauchsdauer aufweisen
werden. Tatsächlich hat die Preußische Artil«
lerie bei den Bronzerohren im 19. Jahrhundert
den Kernguß wieder aufgenommen. (Handb.
für die Offiziere d. Kgl. preuß. Artillerie 1877,
IV. Abtlg. S. 109.) Als Zweck des Kerngusses
ist da angegeben; „Schnellere Erstarrung der
die Seele umgebenden Metallmassen behufs Er«
zielung größerer Gleichförmigkeit.“ Zeitweilig
hatte man, um ein regelmäßiges Nachsaugen
der erstarrenden Bronze aus dem „verlorenen
Kopfe“ zu begünstigen, mit der Mündung nach
unten gegossen. Der verlorene Kopf lagerte
dann auf dem hinteren Ende des Rohres. Man
war aber bald zu dem ursprünglichen Gieß«
verfahren, dem Gusse mit dem Bodenstück
unten, zurückgekehrt, um den beim Schießen
vorgekommenen Erweiterungen der Ladungs«
räume durch die größere Härte und Dichte
des Metalles an dieser Stelle vorzubeugen.
 
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