110 DAS MODENMUSEUM DES VERBANDES DER DEUTSCHEN MODENINDUSTRIE IN BERLIN BAND 9
des 16. Jahrhunderts und zwei aus der Sammlung
Leopold Verch, Charlottenburg stammenden Herren«
kostümen, welche die Formen von 1700—1750 zeigen;
das eine ein grauer Tuchrock, das andere ein vollstän«
diger Anzug von schwarzemTuch, aus Rock, Hose und
Abb. 1. Gesellschaftskleid um 1770.
Gelbe Seide mit hellen Streifen. Ober« und Unterkleid
zusammenhängend. — Spanischer Herkunft
sichtbar durchgeknöpften Latz, eine Mode, die in dem
bigotten Spanien viel Ärgernis mit der Kirche hervor«
rief. Dieses Herrenkostüm, sowie ein ebenfalls sehr
elegant gearbeitetes Damenkleid von gelbgestreifter
Seide hat Professor Artur Kampf in Spanien erworben
(Abb. 1).
Aus der späteren Rokokozeit sind sehr viele Herren«
und Damenkostüme erhalten und in der Sammlung
vertreten. Zumal aus dem Nachlaß des Malers Emil
Brack konnte manches gute Stück sowohl aus der
Rokoko«, wie auch aus der Directoire« und Empirezeit
Abb. 2. Weißes Seidenkleid, Mitte des 18. Jahrh.
mit Brustlatz aus Goldspitzen. Der Stoff ist m. färb. Heublumen
brochiert. Der Rock liegt über einem Hüftgestell aus Rohr
Weste bestehend. Ganze Anzüge sind ja naturgemäß
seltener als Einzelstücke; aber in der späteren Zeit
war es allgemein üblich, Rock, Hose und Weste aus
verschiedenen Stoffen und Farben zu einem Anzug
zu kombinieren, so daß man eine etwaige Zusammen«
gehörigkeit kaum erkennen kann. Ein schönes Beispiel
von Einfarbigkeit zeigt ein hocheleganter Herrenanzug
aus blauem Seidenrips mit gelbem Futter, merkwürdig
durch die stark rund geschnittenen Vorderkanten an
Rock und Weste; diese weicht außerdem dadurch von
dem um 1770 üblichen Typus ab, daß sie einen echten
Rücken und halblange Ärmel hat, also ein Wams oder
Kamisol früherer Zeit darstellt; die Hose zeigt einen
erworben werden, so daß die Sammlung die ver«
schiedenen Typen von Röcken und Westen aufweist,
von dem reichgestickten aristokratischen Galafrack
aus Brokat, ungeschorenem und geschorenem Samt
und Seide mit kunstvoll gestickten Knöpfen bis hinab
zu dem schlichten bürgerlichen, unverzierten Tuch«
rock mit Hakenverschluß oder glatten Metallknöpfen.
Einige Damenkostüme sind besonders hervorragend
durch Stoff und Schnitt und glänzende Ausstattung:
zwei von weißer Seide, das eine mit brochiertem
Blumendekor (Abb. 2), das andere mit Blumen in
Kettendruck, beide von eleganter Machart, mit breiten
Hüftkissen, die ganze preziöse Eleganz des ancien
des 16. Jahrhunderts und zwei aus der Sammlung
Leopold Verch, Charlottenburg stammenden Herren«
kostümen, welche die Formen von 1700—1750 zeigen;
das eine ein grauer Tuchrock, das andere ein vollstän«
diger Anzug von schwarzemTuch, aus Rock, Hose und
Abb. 1. Gesellschaftskleid um 1770.
Gelbe Seide mit hellen Streifen. Ober« und Unterkleid
zusammenhängend. — Spanischer Herkunft
sichtbar durchgeknöpften Latz, eine Mode, die in dem
bigotten Spanien viel Ärgernis mit der Kirche hervor«
rief. Dieses Herrenkostüm, sowie ein ebenfalls sehr
elegant gearbeitetes Damenkleid von gelbgestreifter
Seide hat Professor Artur Kampf in Spanien erworben
(Abb. 1).
Aus der späteren Rokokozeit sind sehr viele Herren«
und Damenkostüme erhalten und in der Sammlung
vertreten. Zumal aus dem Nachlaß des Malers Emil
Brack konnte manches gute Stück sowohl aus der
Rokoko«, wie auch aus der Directoire« und Empirezeit
Abb. 2. Weißes Seidenkleid, Mitte des 18. Jahrh.
mit Brustlatz aus Goldspitzen. Der Stoff ist m. färb. Heublumen
brochiert. Der Rock liegt über einem Hüftgestell aus Rohr
Weste bestehend. Ganze Anzüge sind ja naturgemäß
seltener als Einzelstücke; aber in der späteren Zeit
war es allgemein üblich, Rock, Hose und Weste aus
verschiedenen Stoffen und Farben zu einem Anzug
zu kombinieren, so daß man eine etwaige Zusammen«
gehörigkeit kaum erkennen kann. Ein schönes Beispiel
von Einfarbigkeit zeigt ein hocheleganter Herrenanzug
aus blauem Seidenrips mit gelbem Futter, merkwürdig
durch die stark rund geschnittenen Vorderkanten an
Rock und Weste; diese weicht außerdem dadurch von
dem um 1770 üblichen Typus ab, daß sie einen echten
Rücken und halblange Ärmel hat, also ein Wams oder
Kamisol früherer Zeit darstellt; die Hose zeigt einen
erworben werden, so daß die Sammlung die ver«
schiedenen Typen von Röcken und Westen aufweist,
von dem reichgestickten aristokratischen Galafrack
aus Brokat, ungeschorenem und geschorenem Samt
und Seide mit kunstvoll gestickten Knöpfen bis hinab
zu dem schlichten bürgerlichen, unverzierten Tuch«
rock mit Hakenverschluß oder glatten Metallknöpfen.
Einige Damenkostüme sind besonders hervorragend
durch Stoff und Schnitt und glänzende Ausstattung:
zwei von weißer Seide, das eine mit brochiertem
Blumendekor (Abb. 2), das andere mit Blumen in
Kettendruck, beide von eleganter Machart, mit breiten
Hüftkissen, die ganze preziöse Eleganz des ancien