heft 4 WAFFEN MIT ASTROLOGISCHEN UND KABBALISTISCHEN ZEICHEN
131
natürlich die an den Centra oder Cardines gelegenen
(I, IV, VII, X), wirksam sind auch noch V und IX,
III und XI; schwach dagegen II, VI, VIII, XII. „Der
Saturn unschädlich, machtlos, in cadente domo“, sagt
Seni befriedigt.
M. C.
Die aus der (sogenannten) Blütezeit der Astrologen
herrührenden, noch jetzt in den Kalendern vorkom*
menden Regenten des Jahres findet man durch die
durch 7 dividierte Jahrezahl, wo dann der Rest der
Division 1, 2, 3, 4, 5, 6 oder 0 in gleicher Ordnung
anzeigt, daß Sonne, Venus, Merkur, Mond, Saturn,
Jupiter oder Mars das Regiment des Jahres führen.
In der Neuzeit sind diese Regenten natürlich abge*
schafft worden, da sie naturgemäß nur generelle Re*
sultate liefern konnten. Hier stand der Planet, als die
Welt geboren ward, sagen die Astrologen. Aber es
gibt doch 12 Tierkreisbilder und nur 7 Planeten. Zwar
ist 12 die Summe von zwei heiligen Zahlen, 5 und 7,
wie Seni2) den Bedienten belehrt, aber dividieren kann
man 12 weder mit 7 noch mit 5. Außerdem sind
der Kopf und der Schwanz des Drachen oder die
Karten, in welchen die Ekliptik durch die Planeten*
kreise geschnitten wird, und die Region des Glückes
oder die Entfernung der Ebenen des Mondes von
der Sonne noch zwrei, für die Astrologie wichtige
2) Seni Giovanni Baptista, Astrolog zu Padua, ward 1629
von Wallenstein berufen, um diesem die Nativität zu stellen,
und da er kurz vor dessen Ermordung in seinem Zimmer ge*
wesen war, in eine Untersuchung verwickelt, die jedoch keine
Schuld beweisen konnte.
Himmelsräume, welche, wenn sie innerhalb der einem
Menschen gehörigen Konstellation liegen, den Grad
seiner Macht etc. erhöhen. Das übrige der Kunst
besteht hauptsächlich in einer genauen Ausfüllung
des obigen Schemas durch Beobachtung und Be*
rechnung, um dann daraus eine weissagende Ant*
wort zu bilden.3)
Sollte es nun Wunder nehmen, wenn nicht, dem
Zeitgeist Rechnung tragend, die Wehrmacht auch
von diesen Anschauungen angesteckt und so der
Soldatenaberglaube entstanden wäre, und dies um so
mehr, als ja gerade im Mittelalter der Landsknecht
und heutzutage der Soldat im Gefecht auf seinen
Tod und den Weg in das Jenseits jeden Augenblick
gefaßt sein mußte.
Schon im klassischen Altertum tröstete Hektor
seine Gattin mit den Worten:
„Gegen das Schicksal hinab in den Hades sendet
mich niemand,
Aber verhängtem Geschick entrinnt der Sterblichen
keiner,
Bei der Geburt schon verfällt der Tapfere wie der
Feige.“
Welch ungeheuere Bedeutung die Astrologie zu*
nächst im Leben der italienischen Städte, Dynasten,
Prälaten und Kondottieri gewann, ersehen wir daraus,
daß im 13. Jahrhundert der besonders gefeierte Astfo*
log Guido Bonatti, der im Dienste des Hauptes der
Ghibellinen in Forli, des Guido da Montefeltro stand,
jedesmal vor einem Kriegszug auf den Turm von
St. Mercuriale stieg, um die Sterne zu befragen. Mit
je einem Glockenschlag gab er dem Montefeltro und
seinen Leuten das Zeichen erst zur Rüstung, dann
zum Besteigen der Pferde und endlich zum Aus*
marsch; ihre Heimkehr soll meist siegreich gewesen
sein. Ähnliches wird von den Florentinern aus dem
Jahre 1632 berichtet.
Vor dem Jahre 1909 fand ich bei einem Antiqui*
tätenhändler einen Säbel, dessen Klinge mit mir rät*
selhaften Zeichen verziert war. Die Klinge, welche
ich später wieder, aber ohne Griff, vorfand, ist
hier unter Abb. 1 und 2 abgebildet. Da der Griff
Nephrit war, wurde er entwendet, und so ging es
mir wie bei den sybillinischen Büchern, denn ich
mußte für die Klinge ohne Griff nahezu dieselbe
») Vergl. Maury, La magie et l’astrologie dans l’antiquite et
au moyen äge (4. Aull. Paris 1877); Mensinga: Über ältere und
neuere Astrologie (Berlin 1872); Hübler: Astrologie im Altertum
(Zwickau 1879, Programm); Henkel in Westermanns Monats*
heften, Band 25; Meyers Konversationslexikon: Über Astro*
logie, und die oben erwähnten Werke.
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natürlich die an den Centra oder Cardines gelegenen
(I, IV, VII, X), wirksam sind auch noch V und IX,
III und XI; schwach dagegen II, VI, VIII, XII. „Der
Saturn unschädlich, machtlos, in cadente domo“, sagt
Seni befriedigt.
M. C.
Die aus der (sogenannten) Blütezeit der Astrologen
herrührenden, noch jetzt in den Kalendern vorkom*
menden Regenten des Jahres findet man durch die
durch 7 dividierte Jahrezahl, wo dann der Rest der
Division 1, 2, 3, 4, 5, 6 oder 0 in gleicher Ordnung
anzeigt, daß Sonne, Venus, Merkur, Mond, Saturn,
Jupiter oder Mars das Regiment des Jahres führen.
In der Neuzeit sind diese Regenten natürlich abge*
schafft worden, da sie naturgemäß nur generelle Re*
sultate liefern konnten. Hier stand der Planet, als die
Welt geboren ward, sagen die Astrologen. Aber es
gibt doch 12 Tierkreisbilder und nur 7 Planeten. Zwar
ist 12 die Summe von zwei heiligen Zahlen, 5 und 7,
wie Seni2) den Bedienten belehrt, aber dividieren kann
man 12 weder mit 7 noch mit 5. Außerdem sind
der Kopf und der Schwanz des Drachen oder die
Karten, in welchen die Ekliptik durch die Planeten*
kreise geschnitten wird, und die Region des Glückes
oder die Entfernung der Ebenen des Mondes von
der Sonne noch zwrei, für die Astrologie wichtige
2) Seni Giovanni Baptista, Astrolog zu Padua, ward 1629
von Wallenstein berufen, um diesem die Nativität zu stellen,
und da er kurz vor dessen Ermordung in seinem Zimmer ge*
wesen war, in eine Untersuchung verwickelt, die jedoch keine
Schuld beweisen konnte.
Himmelsräume, welche, wenn sie innerhalb der einem
Menschen gehörigen Konstellation liegen, den Grad
seiner Macht etc. erhöhen. Das übrige der Kunst
besteht hauptsächlich in einer genauen Ausfüllung
des obigen Schemas durch Beobachtung und Be*
rechnung, um dann daraus eine weissagende Ant*
wort zu bilden.3)
Sollte es nun Wunder nehmen, wenn nicht, dem
Zeitgeist Rechnung tragend, die Wehrmacht auch
von diesen Anschauungen angesteckt und so der
Soldatenaberglaube entstanden wäre, und dies um so
mehr, als ja gerade im Mittelalter der Landsknecht
und heutzutage der Soldat im Gefecht auf seinen
Tod und den Weg in das Jenseits jeden Augenblick
gefaßt sein mußte.
Schon im klassischen Altertum tröstete Hektor
seine Gattin mit den Worten:
„Gegen das Schicksal hinab in den Hades sendet
mich niemand,
Aber verhängtem Geschick entrinnt der Sterblichen
keiner,
Bei der Geburt schon verfällt der Tapfere wie der
Feige.“
Welch ungeheuere Bedeutung die Astrologie zu*
nächst im Leben der italienischen Städte, Dynasten,
Prälaten und Kondottieri gewann, ersehen wir daraus,
daß im 13. Jahrhundert der besonders gefeierte Astfo*
log Guido Bonatti, der im Dienste des Hauptes der
Ghibellinen in Forli, des Guido da Montefeltro stand,
jedesmal vor einem Kriegszug auf den Turm von
St. Mercuriale stieg, um die Sterne zu befragen. Mit
je einem Glockenschlag gab er dem Montefeltro und
seinen Leuten das Zeichen erst zur Rüstung, dann
zum Besteigen der Pferde und endlich zum Aus*
marsch; ihre Heimkehr soll meist siegreich gewesen
sein. Ähnliches wird von den Florentinern aus dem
Jahre 1632 berichtet.
Vor dem Jahre 1909 fand ich bei einem Antiqui*
tätenhändler einen Säbel, dessen Klinge mit mir rät*
selhaften Zeichen verziert war. Die Klinge, welche
ich später wieder, aber ohne Griff, vorfand, ist
hier unter Abb. 1 und 2 abgebildet. Da der Griff
Nephrit war, wurde er entwendet, und so ging es
mir wie bei den sybillinischen Büchern, denn ich
mußte für die Klinge ohne Griff nahezu dieselbe
») Vergl. Maury, La magie et l’astrologie dans l’antiquite et
au moyen äge (4. Aull. Paris 1877); Mensinga: Über ältere und
neuere Astrologie (Berlin 1872); Hübler: Astrologie im Altertum
(Zwickau 1879, Programm); Henkel in Westermanns Monats*
heften, Band 25; Meyers Konversationslexikon: Über Astro*
logie, und die oben erwähnten Werke.