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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 9.1921/​1922

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Heft 4
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.44571#0168

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FACHNOTIZEN

BAND 9

neuer Stempel, und manchmal kann man durch Vergleich seiner
Marken die älteren von den neueren unterscheiden. Ebenso
läßt sich durch Vergleich der Marken darauf schließen, ob
die Waffe falsch oder echt ist. Nicht selten kam es nämlich
vor, daß die Marken hervorragender Meister gefälscht wurden.
Marken und Waffen aber, die sich an getrennten Orten befinden,
auf diese Weise zu studieren und zu vergleichen, ist sehr schwer,
namentlich weil die Marken beim Photographieren nicht deut*
lieh genug hervortreten. Ein großes Bedürfnis liegt also vor,
eine passende Methode für die Reproduktion der 'Waffenmarken
zu erfinden.
Für die Wiedergabe im Druck ist eine exakte Abzeichnung
der Marke die beste Methode. Eine derartige Abbildung ist
jedoch für den Waffenforscher nicht ausreichend. Die Marken
sind oft tief eingeschlagen, und das Bild der Marke zeigt
manchmal ein bedeutendes Relief; die Höhen* und Tiefenmaße
können aber nie auf einer ganz von oben gesehenen Zeichnung
hervortreten. Eine Methode, die den direkten Abdruck der
Marke ermöglicht, ist deshalb sehr vonnöten. Denn in vielen
Fällen läßt sich nur durch genaues Messen feststellen, ob zwei
Marken mit demselben Stempel eingeschlagen sind oder nicht.
Sowohl in Schweden als im Auslande sind viele Methoden
für das Abdrücken oder Abgießen der Marken versucht worden,
ohne daß man ein völlig befriedigendes Resultat erreicht hätte.
Erforderlich ist ein nicht nur genauer, sondern auch dauer*
hafter Abdruck der Marke. So ist unter anderen in mehreren
deutschen Sammlungen die Methode benutzt worden, eine
weiche Bleiplatte in die Marke einzupressen. Von dem dadurch
erhaltenen negativen Abdruck wurde nachher ein Gipsabguß
genommen. Die einfarbige Gipsmasse eignet sich gut zum
Photographieren und Reproduzieren im Lichtdruck, aber die
Abdrücke werden selten scharf genug sein, und bei empfind*
licheren, aus Gold oder Messing geschlagenen Marken, die durch
das Eindrücken des Bleis Schaden nehmen können, ist diese
Methode untauglich. Die Bleiabdrücke sind auch auf die Dauer
der Verwitterung ausgesetzt. Eine Methode, die von dem Zinn*
forscher, Ingenieur Alb. Lofgren in Stockholm beim Abgießen
von Zinnmarken gebraucht wird, besteht darin, daß man eine
aufgewärmte Leimmasse in die Marke einpreßt, die, wenn der
Leim wieder steif geworden ist, sich leicht von der Marke los*
machen läßt und einen sehr scharfen und guten Abdruck liefert.
Weil jedoch die Leimmasse nie ganz hart wird, sondern elastisch
bleibt, entsteht leicht eine Verschiebung der Proportionen des
Abdruckes, weshalb eine Reproduktion des auf diese Weise
erhaltenen negativen Abdruckes sich schwer herstellen läßt.
Im Reichsarchiv in Brüssel bedient man sich beim Abgießen
mittelalterlicher Wachssiegel einer erweichten Guttaperchamasse,
die auf das Siegel gedrückt wird; von dem auf diese Weise
erhaltenen, negativen Abdruck wird dann galvanoplastisch ein
Niederschlag in Kupfer gemacht. Hierdurch erhält man einen
genauen und für alle Zeiten dauernden Abguß des Siegels. Es
ist diese Methode, die der von mir in der Leibrüstkammer an*
gewandten Methode für Abbildung von Waffenschmiedemarken
zugrunde liegt. Nachdem es mir gelungen ist, die Gutta*
perchamasse (die denselben Fehler hat wie obenerwähnte Leim*
mässe) gegen graphiertes Wachs auszutauschen, ist meine Me*
thode folgende:
Nachdem die Marke sorgfältig gereinigt worden ist, erweicht
man ein Stückchen Wachs und macht es gerade groß genug, um
die Marke auszufüllen. Damit das Wachs nicht zusammenklebe,
wird seine Fläche leicht angefeuchtet und dann fest und zwar
mit einem einzigen kräftigen Druck in die Marke eingepreßt.

Dann löst man vorsichtig das Wachs und läßt den Abdruck an
einem kühlen Ort erstarren. Von dem auf diese Weise erhaltenen
negativen Abdruck macht man nach gewöhnlicher Methode für
galvanoplastische Abgüsse einen Kupferniederschlag und erhält
so eine genaue Abformung der Marke. Der Niederschlag in
Kupfer wird von den Klischeefabrikanten ausgeführt, und sie
liefern auch für die Abdrücke dienliches Wachs. Man braucht
also bei Besuchen in den Museen oder Sammlungen nur ein
Stückchen Wachs mitzunehmen, um selbst die erwünschten Ab*
drücke damit zu machen, sie danach vorsichtig einzupacken und
gelegentlich dem Klischeemacher für den Niederschlag in Kupfer
zu übersenden.
Die Methode ist auch mit Niederschlägen in Nickel versucht
worden, die jedoch wegen des starken Glanzes des Metalles
nicht so gut ist. (Abb. 1.)


Abb. 1. Abgüsse nach Markenabdrücken
Maßstab 1,5 : 1
(links Kupfer, rechts Nickel)

Zuletzt einige Worte über die Vorteile und Nachteile dieser
Methode. Hinsichtlich der ersteren ist zu bemerken, daß das
Wachs in weichem Zustand sehr empfindlich ist, so daß die
haarfeinsten Abdrücke damit gemacht werden können, weshalb
diese Methode auch beim Abgießen der im allgemeinen weit
kleineren Gold* und Silbermarken verwendbar ist. Jedoch liegt
der größte Nachteil der Methode eben beim Wachs. Es ist
nämlich sehr schwierig, das Wachs ohne Feuerflamme genügend
zu erweichen; Spirituslampen oder dergleichen in die Säle der
Museen mitzunehmen ist aber wegen Feuersgefahr verboten.
Das Abgießen muß deshalb in einem dafür geeigneten Zimmer
außerhalb des Museumsraumes vorgenommen werden. Beim
Abgießen größerer Marken ist es auch besonders schwer das
Wachs mit einem einzigen Druck einzupressen, durch mehr*
faches Drücken aber entsteht leicht in der Marke eine Ver*
Schiebung des Wachses, wodurch der Abdruck doppelt und
undeutlich hervortritt und folglich untauglich wird. Um dies
zu vermeiden, muß man mehrere Abdrücke von derselben Marke
zu nehmen und sie sorgfältig vergleichen, bis man zwei voll*
ständig gleiche Abdrücke bekommen hat. Ein Hauptübelstand
ist es jedoch, daß das Wachs auch in kaltem Zustande so weich
ist, daß die Abdrücke beim Einpacken und durch die Wärme
sehr leicht Schaden nehmen, ehe sie an den Klischeefabrikanten
gelangt und in Kupfer umgesetzt worden sind. Deshalb kann
man die negativen Abdrücke nie vorsichtig genug handhaben,
und sie müssen mit größter Sorgfalt eingepackt werden.
 
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