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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 9.1921/​1922

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Heft 5
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Forrer, Robert: Von bemalter und bezogener Rüstung
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https://doi.org/10.11588/diglit.44571#0181

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HEFT 5

ROBERT FORRER: VON BEMALTER UND BEZOGENER RÜSTUNG

153

und 18 der Sammlung Hefner*Alteneck
dar (Verst.Kat. von 1904, Taf. IX und X). Der eine
ist eine italienische oder französische Bourguignotte
aus der Zeit um 1550—1600, mit karmoisinrotem und
goldbortenbesetztem Samtüberzug, der genau der
Helmform angepaßt ist und abgenommen werden
kann. Der andere ist eine deutsche Burgunderhaube
derselben Zeit mit breiten geätzten Zierstreifen und
dazwischen schwarzem Samtbezug, der an allen Rän*
dem mittelst feiner Löcher an das Eisen aufgenäht
ist (Herkunft Schloß Hohenaschau).
Dieser Belag, ob Leder ob Gewebe, war auf die
Dauer aber wenig widerstandsfähig, wenn er zu oft
Regen und Hitze ausgesetzt war. Man ging daher
schon im XV. Jahrhundert einen Schritt weiter und
ersetzte diesen Stoffbelag durch Bemalung des
Eisens. Auch diese Technik ist für das XV. Jahrs
hundert nur in ganz seltenen Fällen noch in Proben
erhalten. Ich erinnere an die wundervolle eiserne
Schallern mit heraldischer Bemalung der
Wiener Waffensammlung, die dem Roberto von
San Severino, um 1480, zugehörte und dessen Wappen
als Helmmusterung aufgemalt trägt, abgebildet in
W. Boeheims „Albumaus der Waffensammlung des
Allerhöchsten Kaiserhauses“ 1898, II, Taf. II, Fig. 1.
Die Frage wäre zu erheben, ob ursprünglich nicht die
ganze heute blanke Rüstung gleichartig bemalt war.
Ob ältere Exemplare erhalten sind, weiß ich nicht.
Aber allerlei Miniaturen und Wappenbilder lassen
vermuten, daß die Bemalung des Helms schon früh
eingesetzt hat. Ich erinnere an die Leipziger Eneit*
Miniatur von ca. 1241 abgebildet in Stroehls „Herab
dischem Atlas“ (im Text zu Taf. XI unter Fig. 10),
wo ein Topfhelm grün* und weißgestreift bemalt er*
scheint. In der Manessischen Liederhandschrift zu
Heidelberg sieht man einzelne Helme statt weiß oder
gelb, welche Farben blankes oder vergoldetes Eisen
darstellen könnten, in andern Farben, grün, violett,
dann halb rot, halb gelb usw. bemalt, was den Ge*
danken nahelegt, daß im ersten Viertel des XIV. Jahr*
hunderts die Helmbemalung schon sehr stark inÜbung
und öfters den heraldischen Farben des Wappen*
Schildes angepaßt war. (Proben Stroehl, Taf. XIX.)
Im XVI. Jahrhundert überwog dann, wie schon
gesagt, in der farbigen Rüstbemalung der schwarze
Belag, zu welchem Zwecke die Unterlage oft etwas
rauh gehalten war, d. h. nicht weiß poliert worden
ist, was der Farbe festeren Sitz bot. Zu den ältesten
Beispielen zählt da der noch ganz maximilianische
Feldharnisch des Kurfürsten Friedrich von Sachsen,
um 1530 entstanden, in der Wiener Sammlung, ab*
gebildet bei Boeheim „Album“ I Taf. XII, Fig. 1:

Die Felder sind trotz der Kanelierung vollgeschwärzt,
aber breite geätzte Bänder beleben das Bild. — Im
Album des Pariser Musee d’Artillerie findet sich
auf Taf. 20 eine bayerische Rüstung mit schwarzen
Feldern abgebildet, die die Jahreszahl 1533 tragen soll.
— Boeheim bietet ferner im eben erwähnten Album
auf Taf. XXXI einen geschwärzten Schienenharnisch
mit weißen Randborten, deren Ornamente getrieben
sind, und der dem Unteradmiral Agostino Barbarigo
und der Zeit von 1560 zugehört. — Taf. XXV des
2. Bandes veranschaulicht eine dem Gianettino Doria
und der Zeit von 1540 zugeschriebene Halbrüstung
mit Schwarzgrund und weißgetriebenen Relieforna*
menten. Ich möchte jedoch dafür eher an eine Her*
Stellung in der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts
denken. Ähnliches gilt für die ä l’antique modellierte
ganz geschwärzte Rüstung Nr. 11 der Sammlung Spitzer
(Auktionskatalog 1895), deren Brust und Rücken voll*
ständig aus Schienen gebildet und mit getriebenen
Ornamenten reich verziert sind, während der Helm
in Anlehnung an die Löwenhaut des Herkules in Ge*
stalt eines Löwenkopfes gebildet ist. Auch die präch*
tige,getriebene Bourguignotte dergleichen Sammlung
und gleichen Tafel 38 ist geschwärzt, die gleichgear*
beitete und gleichfalls italienische Meisterarbeit 36,
ein ganz in antikem Stil gehaltener Helm, ist dagegen
brüniert.
Früher sind die deutschen Prunkarbeiten, wie sie
Diener*Schönberg in den „Waffen der Wartburg“
1912 auf den Tafeln 21 und 28-30, 33, 36, 37 ab*
bildet: Helm* und Pferdeharnischgarnitur um 1550
des Hans Lochner von Nürnberg, Landsknechtshar*
nische mit reicher Ätzung der Jahre um 1550—60,
spätestens 1570. Ihnen schließen sich die schönen
schwarz*weiß*Rüstungen des Pariser Musee d’Armee
Tafel 57 an.
Kurz darnach, in den letzten Jahrzehnten des
XVI. Jahrhunderts, ist dann diese Mode auch bei den
Gerüsteten niedern Ranges durchgedrungen und es
beginnt in Deutschland die fabrikmäßige Herstellung
dieser schwarzen, weiß gebänderten Landsknechts*
rüstungen. Es sind meist Halb*, seltener Vollrüst*
ungen, besonders oft mit ausgetriebenen und auf
dem schwarzen Grund weiß, d. h. blank ausge*
sparten Lilien dekoriert. Ihnen entsprechen gleichartig
ausgezierte Burgunderhauben und Morions. — Eine
Ganzrüstung dieser Art bietet Forrer, Waffensamm*
lung R. Zschille, Fig. 1167, Taf. 100, 101. Halbrüst*
ungen bieten der Katalog der Sammlung Hefner von
Alteneck (1904) Taf. VIII, 8 und 9, der Katalog der
SammlungGimbel (1904) Taf.V, 9 und 10, Taf.VI, 12,
Schloß Blankenburg, Z.H.W.K. 6, Fig. 37 (S. 351)
 
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