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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 9.1921/​1922

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Heft 5
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Auktionsberichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.44571#0208

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178

AUKTIONSBERICHTE

BAND 9

einzelnen Stücke identifizieren können, dürfen wir es für sicher
halten, daß Teile der spanischen Beute aus der Madrider Armeria,
die 1839 bei Christie verkauft wurden, gleichfalls in Meyricks
Hand gelangten. Sicherlich stammen alle Schuhkappen (132,
133,144—147) und möglicherweise die Beinschiene und Hacken*
schütz (35 u. 148) sowie die Henzen (39 u. 45) aus dieser Quelle.
Viele andere Waffen wurden im Ausland erworben, vor allem
in Nürnberg. Das Ergebnis war, daß die Sammlung in der Haupt»
Sache seinem Wunsch entsprach: „nur solche Stücke zu ent»
halten, die wirklich gut in der Form und in der handwerk»
liehen Arbeit seien.“ Das trifft zweifellos für die Harnische zu;
dagegen lassen die Trutzwaffen, besonders die Schwerter, viel
zu wünschen übrig. Davon sind viele aus Teilen verschiedenen
Alters und verschiedener Herkunft zusammengestellt, und einige
mit glänzender dekorativer Durchbildung sind von sehr Zweifel*
hafter Echtheit. Ein interessantes Beispiel der ersteren Gattung
ist das wallonische Rappier (172) um 1610, mit einem achteckigen
Knauf von Silberfiligran von einem sehr schönen italienischen
Schwert des späten 15. Jahrhunderts, wahrscheinlich von der»
selben Hand wie das Schwert Cesare Borgias und das Pucci»
schwert. Infolgedessen brachte dies Schwert 190 Guineas, wäh»
rend es tatsächlich nur 15 wert ist. Gleichfalls sehr anfechtbare
Stücke sind das tauschierte Schwert und die Rappiere 52, 129,
166 und 170, die Eisenschuhe von gotischer Form 117 und die
beiden Handschuhe 41 und 42.
Der Auktionskatalog selbst läßt auch viel zu wünschen übrig.
Er ist weder von der nötigen Vollständigkeit noch von hin»
reichender Genauigkeit in seinen Angaben über Alter und
Herkunft der Stücke. Die schöne Armkachel (22) „circa 1460“
ist kaum früher als 1520, wahrscheinlich deutsch (20 Guineas).
Die Handschuhe (39) sind nicht „Arbeit von Greenwich um 1570“,
sondern deutsch und wesentlich älter; von demselben Harnisch
wie die Beinschienen und Schuhkappen (65) in der Sammlung
Laking (300 Guineas). Die Gläven (90 u. 96) sind Mitte 17. Jahr»
hunderts, ihre Wappen nicht die Francisco Veneris (70 und
75 Guineas). Die Achseln (109) stammen von einem Turnier»
harnisch für das gemeindeutsche Gestech um 1510—20, nicht 1460
(170 Guineas). Die schöne Henze (115) ist 1560, nicht 1490
(150 Guineas), der Geschlossene Helm (184) muß um 1530 ange»
setzt werden (210 Guineas), der Helm (185) ist deutsch (Augs»
bürg?) um 1560—1570 (130 Guineas). Die einzigen bemerkens»
werten Blankwaffen sind der schöne italienische Fechtdegen mit
dem dazugehörigen Linkhand»Dolch(25) um 1650,die 520Guineas
brachten. Der ausgezeichnete Geschlossene Helm (62) von dem
Harnisch 10 in Turin, jetzt schlecht überputzt, aber 1861 noch
mit den Originalnieten und der echten Vergoldung ausgestattet,
ging für 480 Guineas an Dr. Dean; ebenso die geätzte Brust (74(
aus der Sammlung Bernal (2426) um 1540, für 320 Guineas, und
das Stechmäusel („Passguard“), fälschlich als „Guard»de»bras“
bezeichnet (87), deutsche Arbeit um 1550, für 330 Guineas. Die
Armkachel, eine hervorragende Arbeit, die zu einem Harnisch
in Petersburg gehört, ging für 170, und die schöne deutsche
Harnischbrust (111) aus Goodrich Court für 50 Guineas weg.
Dr. Dean erstand weiter die sehr gute italienische Brust von
runder Form (122) für 360 und ein ähnliches Stück (123) für
60 Guineas. Die Schuhkappen bleiben zum größten Teil in
England; sie sind wesentlich älter als im Katalog angegeben,
d. h. um 1530—1550. Die Paare (132 u. 134) erzielten 200 und
260 Guineas, das einzelne Exemplar (144) 144, 145 immerhin
120 Guineas, während 146 (70 Guineas) und 147 (120 Guineas) an
Dr. Dean kamen. Der Helm (160), für den Dr. Dean 560 Guineas
anlegte, ist wohl das beste Stück der Sammlung, wahrschein»

lieh aus der Bernal»Kollektion Nr. 2526, glänzend in Form und
Qualität, blank, mit vergoldeten Ätzstreifen, die ein Rauten»
muster auf gepunztem Grund aufweisen, besitzt er ein dickes
Verstärkungsstück über der Stirn des Visiers, das allerdings,
wenn auch aus derselben Zeit, doch von einem andern Helm
zu stammen scheint. Hinten auf der Glocke sieht man zwei
Frauengestalten in der Tracht um 1550, um den Hals eine Ordens»
kette mit ringförmigen Gliedern, alles geätzt. Die beiden Helme
184 und 186, deutsche Arbeit, brachten 210 und 250 Guineas.
Charles R. Beard
London. Bei Sotheby, Wilkinson and Hodge wurde am
3. Februar u. a. eine kleine Sammlung von Schutz» und Trutz»
waffen aus Schottland versteigert. Zum größten Teil orientalische
Sachen, darunter aber auch einige europäische Stücke, und diese
von nicht geringer Bedeutung. Der hintere Teil eines Harnisch»
kragens (205), graviert mit Trophäen von Waffen und Seeunge»
heuern, als Umrahmung eines getriebenen Feldes mit einer
Reiterschlacht im Kostüm der Zeit um 1640, deutsche Arbeit,
brachte 28 Pf., das italienische Rappier (207) mit Spuren von
Vergoldung und Silbertausia am Griff, am Knauf und an den
Pariermuscheln Reliefs mit Szenen eines Reiterkampfes vor
einer Stadtmauer, 40 Pf. Das Hauptinteresse der Versteigerung
richtete sich auf die historische Schottische Pistole (201), ehemals
im Besitz von John Graham, 4. Earl of Montrose (t 1626), Präsi»
dent des Staatsrates, Vater des berühmten Marquis of Montrose,
die den Rekordpreis von 500 Pf. erzielte. Der bisher höchste
Preis für eine einzelne Schottische Pistole bei einer Auktion
war 93.10,0 Pf., eine Messingpistole von 1637 (bei A. Fraser
and Co., Inverness, September 1910). Wenn nicht von der»
selben Hand, sind doch beide Stücke zweifellos aus derselben
Werkstatt. Ein ganzes Paar der Sammlung Morgan Williams
bei Christie im April 1921, ging sogar auf 630 Pf.; es war ein
hervorragend schönes Exemplar, ziseliert und vergoldet, be-
zeichnet und datiert J. L. 1614. Da die Läufe die Marke „Pistoia“
trugen, waren sie im Katalog irrigerweise als „italienisch“ be»
zeichnet. Bei der Montrose»Pistole besteht Lauf wie Schaft aus
ziseliertem und vergoldetem Metall, mit Feldern in einer Art
Dekoration von Quadraten und Federn, von Bändern um»
schlungen; die Afterkugel ist birnförmig, nicht eiförmig. Das
Steinschloß, wesentlich jünger als die anderen Teile (um 1720—40),
ist an der rechten Schaftseite, dazu ein Gürtelhaken. Uber der
Schwanzschraube befindet sich, in rechteckigem Rahmen, das
Wappen der Montrose, darüber eine Krone, umgeben von einem
Band mit der Inschrift „Joannes Graemus Comes Montis Ro»
sarum 1615“. Dies Stück erschien zuletzt auf dem Markt bei
der Auktion Cosson 1893 mit der Notiz, daß der Baron de
Cosson es in Paris gekauft habe. Charles R. Beard
London. In der Sammlung von Sir Henry Waechter, Bart.,
die am 27. Februar bei Christie, Manson and Wood versteigert
wurde, waren nur wenige wertvolle oder interessante Stücke.
Und diese erzielten auch keine angemessenen Preise, eben weil
sie mitdem Minderwertigen, das den Hauptteil der Sammlung aus»
machte, zusammengekoppelt waren. Nur drei Schwerter müssen
erwähnt werden: ein italienischer Fechtdegen mit Glocken»
gefäß (35), um 1660, der Griff schön durchbrochen und ge»
trieben mit Blumenranken und Vögeln, die Klinge nicht zu»
gehörig; ein französischer Offiziersdegen um 1740 (97) mit
gebläutem und goldtauschiertem Gefäß, auf der Klinge das
königliche Wappen von Frankreich, schön geätzt und vergoldet,
der 21 Guineas brachte, und ein typisches, englisches Rappier
um 1620 (163), die brünierte Glocke mit Silber tauschiert. Ein
reizendes Brescianer Stilet, Ende 16. Jahrhunderts (120), mit
 
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