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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 9.1921/​1922

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Heft 6/7
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https://doi.org/10.11588/diglit.44571#0253

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HEFT 6/7

FACHNOTIZEN

219

damalige Stand der Eisenindustrie und die Kunst des Klingen»
Schmiedes es ermöglichte, taugliche Klingen von solcher Länge
und Güte herzustellen. Und um dieselbe Zeit erscheinen auch
die in Form von Mantelkragen über die Schultern getragenen
Panzergeflechte (Venetianische Maschenpelerinen oder Bischofs»
kragen), die später namentlich als Verstärkungsstücke über dem
Harnisch eine beliebte Bewaffnung der Landsknechte bildeten.
Der Herstellungsort dieser Waffen, insbesondere aber der
Zweihänder, dürfte entsprechend der Überlieferung im Braun»
schweigischen zu suchen sein, zumal die großen geschweiften
Parierstangen mit den grotesken Auszackungen und breit aus»
laufenden Enden, sowie auch die kleinen nach oben ge»
schwungenenParierhaken den charakteristischen Stil der Braun»
Schweiger Zweihänder erkennen lassen, wie ihn Bohlmann in
Abb. 40—45 seines vortrefflichen Aufsatzes über „die Braun»
schweigischen Waffen auf Schloß Blankenburg am Harz“
(Z.H.W.K. 6, 335) näher gekennzeichnet hat. Walther Rose
Das Schriftband auf Gustav Adolfs Zauberschwert. Graf
Rambaldi hatte sich in seiner Studie über die astrologischen
und kabbalistischen Schriftbänder auf Klingen auch auf eine
von mir ihm zur Verfügung gestellte Pause einer solchen
Klingeninschrift bezogen. Aus dem Wortlaute der betreffenden
Stelle (9, 135) im Rambaldischen Aufsatz könnte man glauben,
meiner Pause hätte das Schriftband auf der Pelescher Säbel»
klinge zur Unterlage gedient. Das war nicht der Fall. Ich
pauste vielmehr diese Inschrift vor etwa zwanzig Jahren aus
dem in der Kgl. Bibliothek zu Dresden aufbewahrten Werke
Triga dissertationum de gladio magico Gustavi Adolf!, sue»
corum regis, praeside Georgio Wallin, fil. S. theol. d. et reg.
acad. Upsal. bibliothecario, Lipsiae clolo CCxxxxvi (hist. suec. 271)
ab, wo zwischen den Seiten 24 und 25 der Säbel in natürlicher
Größe abgebildet ist. Ich gab einmal diese Pause aus der
Hand und dieser Unvorsichtigkeit dürfte das etwas verkleinert
wiedergegebene Schriftband auf der Pelescher Klinge sein Dasein
verdanken, welche ich übrigens nie zu Gesicht bekommen hatte.
Schon Wallin war mit allem Nachdruck gegen die Legenden»
bildung — er sagt ausdrücklich ensem istum magicum omnino
esse spurium, subornatum atque contra omne jus et fas Sue»
corum regi Gustavo Magno adscriptum — der König habe ein
Zauberschwert besessen, aufgetreten, dem ja schon der Artikel 5
des schwedischen Kriegsrechtes vom 15. Juli 1621 entgegenstand,
welcher alle Zauberei verbot, wenn auch noch immer gerade
die finnischen Regimenter im Rufe standen, zahlreiche Hexen»
meister zu besitzen.
Über die Zauberschwerter dieses hervorragenden Heer»
führers gibt es eine ganze Literatur. Johannes Bapt. Morinus
beschreibt in seiner Astrologia gallica, Haag 1661, einen solchen
Degen: „... Audaces fortuna juvat, timidosque repellit; prope
mucronem ex una parte erant imago solis et character Martis,
ex quibus plures stillabant lacrimae. Ex altera vero magici
characteres cum planetarum et signorum notis disseminabantus“
(L. XX, C. IV, Pag. 494). Johann Gottfried Mittags Wunder»
würdiges Leben und Taten Gustav Adolfs, Halle 1740, gedenkt
ebenfalls zweifelnd (S. 239) der Zauberschwerter dieses Königs.
Diesem Werk entnahm ich auch den Ausdruck „Zauberschwert“,
weil mir dieses Wort so bezeichnend für die Sache zu sein
scheint. Alle diese Schriftsteller bezweifelten die Echtheit dieser
Zauberschwerter. Erst der Geheime Archivrat Glafey verfocht
deren Echtheit (1749), was aus einer Notiz des „Leipziger
Tageblattes“ vom 21. November 1837, Nr. 325 hervorgeht. End»
lieh gedenkt noch Fr. v. Leber (Wiens Kaiserliches Zeughaus,

1846, S. 318) neben Kalenderklingen kurz des in der Leipziger
Ratsbibliothek aufbewahrten, inzwischen jedoch verschwun»
denen Zauberschwertes Gustav Adolfs. Otmar Baron Potier
Ein „nachempfundener“ Maximiliansharnisch? Charles W.
Beard weist in seinem Bericht über die im Dezember 1921 in
London versteigerten Waffen (9, 145) auf die nahe Verwandt»
Schaft eines Maximilianharnisches mit ebenso modernen
Harnischen in Wiener Privatsammlungen hin. Herr Beard
dürfte sich nicht täuschen. Ich wenigstens finde, daß der
Byronische Harnisch eine verzweifelte Ähnlichkeit mit dem
aus der Sammlung des Grafen Alfred Szirmay besitzt, den
E. Hirschler 6. Komp, in Wien 1901 versteigerte. Der Katalog
(No.9) sagte damals jedoch ausdrücklich: „Schöne Arbeit im
Stile des 16. Jahrhunderts.“ Die geätzte Tartsche für das Real»
gestech, welche in London für 105 Pfund wegging, dürfte
identisch sein mit derjenigen aus der Sammlung des Fürsten
Ernst zu Windischgrätz. Diese Tartsche, eine meisterhafte Arbeit
Leopold Winkelmeyers und eines noch in Wien lebenden, aber
längst nicht mehr arbeitenden kunstgewerblichen Ätzmalers,
erzielte im November 1919 einen Preis von 2400 Kronen. Auch
die im Beardschen Bericht erwähnten Dilgen dürften aus
der Sammlung Windischgrätz stammen; sie hatten damals
1000 Kronen eingebracht. Otmar Baron Potier
Stichvorlagen zum figürlichen Schmuck des „Greif“. In
dem ertragreichen und anregenden Aufsatz über „Frankfurter
Prunkgeschütze und ihre Meister“ (Z.H.W.K. 9, 83) bespricht
Bernhard Rathgen auch den berühmten z. Z. in Paris befind»
liehen „Greifen“, den Meister Simon laut Inschrift 1524 für


Abb. 1. „Der Greif“. Abguß

den Erzbischof von Trier goß. So sehr ich den Ausführungen
des geschätzten Verfassers sonst beipflichte, vermag ich sein
Urteil über den Meister nicht zu teilen, wenn er diesem be»
züglich des figürlichen Schmucks an Wappen und Spruchtafel
(Abb. 1, 2) „wenig künstlerisches Empfinden“ zugesteht. Die
sichere Formenhebung, die frische, klare Darstellung, wie sie
selbst der Abguß im Berliner Zeughaus vermittelt, zeugt von
künstlerischer Kraft und hohem technischen Können. Die
Motive vollends setzen eine Erfindungskraft voraus, wie sie
von einem Geschützgießer kaum zu erwarten ist, und lassen
ein Vorbild vermuten. Auf einen gütigen Hinweis von Geheim»
rat von Ubisch, dem früheren Direktor des Zeughauses, suchte
 
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