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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 13.1902

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Zimmermann, Ernst: Die Dresdner internationale Kunstausstellung, [2]
DOI Artikel:
Bredius, Abraham: Ausstellung alter Gemälde in Alkmaar
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https://doi.org/10.11588/diglit.5809#0026

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Ausstellung alter Gemälde in Alkmaar.

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aus dem österreichischen Volksleben. Über Orlik,
der nach seinem langen Aufenthalt in Japan zur Er-
lernung des Farbenholzschnitts etwas stark in japani-
schem Gewände erscheint, hält man wohl zur Zeit
am besten noch mit dem Urteil zurück.

Auch das Ausland ist zum Teil gut vertreten, am
besten England. Von Legros und seinem Schüler
Strang finden sich zahlreiche Radierungen, von Catne-
ron die klaren Architekturradierungen. Swan zeigt
duftige Kreidezeichnungen, Shannon gleichfalls zart-
tönige Steindrucke. Penneil erweist sich in Ansich-
ten aus London als Meister der echt englischen Aqua-
tinta, Fletcher und Sidney Lee geben sich als geschickte
Anwender des farbigen Flächenholzschnitts. Weniger
gut präsentiert sich Frankreich. Zu dem Besten ge-
hören einige Zeichnungen von Forain und ein Pastell
von Oandara. Den ganzen Umfang seines Könnens
als Radierer wie als Holzschneider zeigt Lepere. Von
schwedischen Künstlern finden sich, wie erwähnt,
Larsson und Zorn, von belgischen Meunier. Holland
weist die geistvollen radierten Marinen von Storm
van's Oravesande und Veth's bedeutende Porträts in
Steindruck auf.

* *

Zum Schluss noch einige Worte über die Ab-
teilung der dekorativen Kunst, die eigentlich heute
im Vordergrunde des Interesses steht, wenn auch
die Dresdner Ausstellungen noch immer die einzigen
Deutschlands sind, die ihr in ihren Hallen dauernd
eine Heimstätte bereitet haben. Die Dresdner Aus-
stellungen erhalten dadurch eine ganz besondere
Stellung im Kunstleben Deutschlands, ja es könnte
leicht dahin kommen, dass man nach ihnen, da man
nur hier in regelmässigen Abständen einen orien-
tierenden Rück über den jedesmaligen Stand dieser
Bewegung erlangen kann, später diese Bewegung in
ihre Etappen wird einteilen können. Auch das Er-
gebnis der diesjährigen auf diesem Gebiete so reich
beschickten Ausstellung kommt einer Etappe gleich.
Die dekorative Bewegung ist in den beiden letzten
Jahren sehr in die Breite gegangen und hat sich
zugleich sehr gemässigt. Fast sämtliche Gebiete, auf
denen früher die dekorative Kunst zu Worte kam,
sind jetzt durch einige Vorläufer wieder erobert, so
dass jetzt die meisten der in der Praxis des häus-
lichen Lebens verwandten Gegenstände in nur veredelter
Form zu haben sind. Zugleich ist eine gewisse
Klärung eingetreten, die das phantastische Element,
das noch auf der letzten Kunstausstellung zu scharfer
Kritik aufforderte, stark zurückgedrängt hat und das
Gefühl aufkommen lässt, dass jetzt die hier schaffen-
den Kräfte doch schon mehr wissen, was die deko-
rative Kunst soll und will und in welcher Weise sie
sich den gänzlich veränderten sozialen und ökono-
mischen Verhältnissen unserer Zeit anzupassen hat.
Nicht Luxus-, sondern wirkliche Nutzkunst, das muss
ihre erste Devise sein.

Gleich die Zimmereinrichtungen, deren sich frei-
lich nicht so viele finden, wie auf der vergangenen
Ausstellung, sind praktisch brauchbarer, als damals.

Etwas als Phantast enthüllt sich nur auch diesmal
wieder Pankok mit seinem kapriziösen Damenzimmer,
das zwar bis in die kleinste Kleinigkeit durchaus
originale Kunst ist, aber doch nur wie ein einmaliger
Einfall erscheint, der zu keiner Typenbildung, auf
die in erster Linie die moderne dekorative Bewegung
hinausgehen sollte, führen kann. Zwei weitere Zimmer,
das Speise- und Wohnzimmer des Dresdner Archi-
tekten Schaudt und der Salon des Wiener Melichar
haben das Besondere und für ganze Zimmereinrich-
tungen in der modernen Bewegung noch Seltene, aus
Konkurrenzen hervorgegangen zu sein. Freilich ohne
dass dieser Wettkampf zu allzu ungewöhnlicher Höhe
sich emporgeschwungen hätte. Besonders unglücklich
ist bei beiden die Ornamentik angebracht, dies eigentliche
Schmerzenskind der jungen dekorativen Kunst. Ge-
schmackvoll und einfach giebt sich daneben das nur
durch Material, Konstruktion und Farbe wirkende
Wartezimmer des Dresdner Architekten Kühne, während
Professor Gussmann in seinem Lese- und Ruheraum
farbig und dekorativ höhere Töne anschlägt, wie sie
nur an Stätten allgemeinen öffentlichen Lebens und
hier mit Recht angebracht sein dürften.

In schier unermesslicher Fülle enthüllt sich die
zum Teil recht wirkungsvoll aufgestellte Kleinkunst mit
mancherlei auf diesem Gebiet noch neuen Namen.
Einem lebhaftem Bedürfnis entgegenkommend, hat
man hier den Versuch einer Trennung in eine Elite-
und Verkaufsabteilung gemacht, aus welch letzterer
man die erstandenen Gegenstände gleich mit nach
Hause nehmen kann. Die beste Abteilung der Klein-
kunst ist entschieden die Keramik, die fast wie ein
Auszug aus der Pariser Weltausstellung erscheint,
wenn freilicli das modernisierte Sevres, von dessen
Erscheinen man sich hier soviel versprochen, die
Dresdner Ausstellung ziemlich leicht genommen zu
haben scheint. Als verfehlt darf dagegen wohl der
Versuch gelten, die Krefelder Bestrebungen zur künst-
lerischen Reformierung der Frauentracht fortzusetzen.
Von einer Reform der Tracht von Grund auf, von
einer besseren Anpassung an die Körperform, zu der
allein ein Künstler seine ganze Kraft hergeben sollte,
ist leider nichts zu bemerken. Was hier geleistet ist,
geht nicht über die Verbesserung des Kleiderbesatzes
hinaus, wie sie eine begabte Schneiderphantasie wohl
auch hätte erfinden können. Wir sind eben leider
noch nicht so weit, dass wir uns selbst, den Menschen,
schon wieder als Kunstwerk auffassen und werden
hierhin wohl auch von allen Dingen zuletzt gelangen.

AUSSTELLUNG ALTER GEMÄLDE IN ALKMAAR

Vom 4. bis 13. Oktober hält die Maler-Gesell-
schaft »Kunst zy ons doel«, anlässlich eines fünfzig-
jährigen Jubiläums, eine kleine interessante Ausstellung
alter Bilder aus Privatsammlungen und Stiftungen in
Alkmaar. Diese Stadt hatte eine St. Lukas-Gilde,
deren Bücher in Obreen's Archief veröffentlicht wurden
und einige berühmtere Namen aufweisen. In dieser
Stadt lebten im 17. Jahrhundert mehrere tüchtige
Porträtmaler; besonders ist Cäsar van Everdingen
hervorzuheben, dessen Porträts und Schützenbilder
 
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