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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 13.1902

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Graevenitz, G. von: Die Brandenburg-Kapelle in der Kirche Maria dell' Anima zu Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.5809#0244

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471

Gesellschaften und Institute.

472

dass in Bezug auf Stil und Auffassung der oberen und
unteren Freskenhälften der Seitenwände ein gewisser
Gegensatz hervortritt: oben die grossartigen und
heroisch angelegten Heiligengestalten mit reichem
allegorischen und mythologischen Beiwerk, unten
zwischen leichter pompejanischer Architektur und be-
gleitet von Motiven in Art der vatikanischen Loggien
die etwas nüchtern wirkenden Medaillons.

Für die Bedeutung der Fugger für die Anima,
das Rom des 15. und 16. Jahrhunderts, die Kurie und
den Kardinal Albrecht nur wenige kurze Belege. Die
Kirche besass früher
eine Fuggerkapelle,
ganze Generationen
der Familie haben
in ihr gebetet, das
Bruderschaftsbuch
der Animastiftung
weist in einem Zeit-
raum von 141 Jahren
nicht weniger als
einundzwanzig ver-
schiedene Fugger
auf. Die Familie ge-
hörte als erstes deut-
sches Handelshaus
zu der alten Kate-
gorie der »merca-
tores curiam roma-
nam sequentes<.
Unter dem grossen
Jacob Fugger I.
(1459—1525) ent-
wickeln sich die Be-
ziehungen der Fug-
ger zu Italien und
Rom zu ganz beson-
derer Blüte. Er über-
siedelte selbst zur
Übernahme der
dortigen Filiale für
einige Jahre nach
der ewigen Stadt.
In dem glänzen-
den Bankviertel der
Bankiers von Flo-
renz, Genua und
Siena, in der Via

del Consolato stand sein Palast. Zu dessen Aus-
schmückung mit mythologischen Fresken zog er den
Raffaelschüler Pierino del Vaga heran, zur Aus-
schmückung der Kapelle in der Anima den noch
grösseren Raffaelschüler Giulio Romano, der die heute
den Hauptaltar schmückende heilige Familie malte.
»Alles muss in Rom durch der Fugger Pannelch
(Bank) entliehen, gehandelt, bestellt und zugesagt
werden«, schreibt Kaiser Maximilian an seinen Rat
Lichtenstein, als er bei einer schweren Erkrankung
Julius II. dem abenteuerlichsten aller der phantastischen
Pläne seiner Regierungszeit nachgeht, dem, Nachfolger
von Julius, Papst zu werden. Die Finanzoperationen

Maria dell' Anima, Brandenburg-Kapelle
Freskoporträt der linken Wand

endlich, die sich zwischen der Fugger'schen Bank
in Rom, Leo X. und Kardinal Albrecht wegen Be-
zahlung seines Bischofspalliums und Übernahme des
Ablasses für den Bau der Peterskirche abwickelten,
sind weltgeschichtlich entscheidend geworden: denn
sie führten zum Tetzel'schen Ablasshandel und zum
Anschlag der Thesen an der Schlosskirche von Witten-
berg.

Nach alledem erscheint es vielleicht nicht als eine
zu gewagte Hypothese, in den Medaillenporträts der
Brandenburgkapelle Fugger zu sehen. Aber eine Ver-

gleichung der frag-
lichen Bildnisse mit
denen des bekann-
ten Fugger-Porträt-
werks (Fuggerorum
et Fuggerarum etc.
imagines, Augsburg
i5Q3> spätere Aus-
gabe Pinacotheca
Fuggerorum, Ulm
1754) lässt zwar
Ähnlichkeiten zwi-
schen Einzelnen der
in ihm dargestellten
Fugger mit den
Animabildern auf-
finden, giebt aber
keine Sicherheit.

Für Beiträge zur
Lösung der hier be-
handelten Frage wäre
ich ausserordentlich
dankbar, da meine
in Rom, Augsburg,
Magdeburg, Mainz
und Berlin ange-
stellten Nachfor-
schungen zu kei-
nem sicheren Et-
gebnis geführt ha-
ben. Bis dat, qui
cito dat, da even-
tuelle Mitteilungen
noch einem grö-
sseren im Druck
befindlichen Werk
zu gute kommen
könnten, das die Geschichte der Deutschen in Rom
behandelt.

Charlottenburg, Berlinerstr. 88a.

O. v. QRAEVEN1TZ.

GESELLSCHAFTEN UND INSTITUTE

Berlin. Knnstgeschichtliche Oesellschaft. In der letzten
Sitzung sprach Herr Dr. Brüning über »Frankenthaler
Porzellan«. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts wandte
sich, mit vielen anderen Nachahmern des Beispiels von
Meissen, auch der Strassburger Fayencefabrikant Paul
Anton Hannong der Porzellanfabrikation zu. Als ihn aber
bald darauf das Privileg von Sevres zur Aufgabe des Be-
triebes zwang, erhielt er von Karl Theodor von der Pfalz
 
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